Das Land hinter den Nebeln - Buch der Seelen 02
behaupte, du könntest sogar für so jemanden wie diesen Lord da kochen. Hast du gewusst, dass seine Köchin auf der Reise hierher gestorben ist?«
»Nein«, sagte Maggie. Sie stapelte die leeren Teller.
»Gleich jenseits von Apfelbrück, bei Zwiekreuzen. Sie haben die Smallings dafür bezahlt, die arme Frau zu begraben– sie hatten keine Zeit, es selbst zu tun, da die arme Lady Joanna so krank war.«
»Woran ist die Köchin gestorben?«
»Verbrennungen. Sie hat versucht, ihre Spezialgewürze aus dem Feuer zu retten. Aus Benilles waren die.«
Maggie verzog das Gesicht. Ich wusste, dass sie zu viel Tod und Gefahr gesehen hatte, um ein Leben für Gewürze aufs Spiel zu setzen, ganz gleich, wie exotisch oder wertvoll sie sein mochten.
»Aber die Köchin war alt«, fügte die Gevatterin Johns hinzu, in dem lässigen Tonfall einer Frau, die kaum ihre mittleren Jahre erreicht hatte. »Ich behaupte, ihre Zeit wäre ohnehin bald gekommen. Wir müssen alle früher oder später gehen, und das ist nichts als die blanke Wahrheit.«
Jee blickte auf. Vor Kurzem hatte ihm Maggie die Haare geschnitten, und kurze, weiche Strähnen wehten in der frischen Brise, die von der offenen Tür kam. Seine dunklen Augen gingen zu Maggie, die er anbetete. Und aus gutem Grund: Sie hatte ihn aus Hunger und Armut und vor einem Vater gerettet, der ihn schlug. Er sagte: »Maggie, flieh’n wir auch vor der Armee der Wilden, wie diese Reisenden?«
»Nein«, sagte Maggie.
»Ja«, sagte ich.
Gevatterin Johns blickte zwischen uns hin und her. Sie leerte ihren Bierkrug. »Nun, ich verlasse Apfelbrück nicht. Meine Base in Sternburg hat von ihrer Schwägerin in Bockshügel gehört, die es unmittelbar von jemandem aus einem Dorf hat, durch das die Armee der Wilden gekommen ist, dass die Krieger aus dem Westen der Landbevölkerung nichts antun. Sie haben nicht einmal ein Haar auf dem Kopf einer Jungfrau angetastet, nicht einmal ein einziges Haar. Kein Feuer, keine Plünderung. Es ist nur der Adel, an dem sie sich rächen. Hat nichts mit uns zu tun.«
Ich hatte das Gleiche von Lord Carush gehört. Ich öffnete den Mund, um zu sagen: »Aber wer kann wissen, ob die Wilden bei diesem Vorgehen bleiben werden?«, aber Maggie kam mir zuvor. Wie immer.
»Das stimmt«, bekräftigte sie eifrig. »Ihr Stallbursche hat es mir auch erzählt, als er in der Küche gefrühstückt hat. Wir in Apfelbrück sind vollkommen sicher.«
Ich wandte ein: »Aber wer kann wissen, ob die Wilden…«
»Vollkommen sicher!«
Wir starrten einander an. Jee blickte verwirrt drein und drückte sich zusammengekauert an Maggie. Die Gevatterin Johns erhob sich. »Ich werde mich jetzt auf den Weg machen. Was diesen Lord Carush angeht, sage ich so viel: Er war nicht knausrig. Abgebrannt und ruiniert wie sie sind, hat er mir trotzdem das Dreifache von dem bezahlt, was ich für gewöhnlich bekomme.« Sie öffnete ihre breite rote Handfläche, um uns die Silbermünzen zu zeigen, die darauf lagen.
Maggie fragte energisch nach: »Also flieht Ihr nicht aus Apfelbrück, Gevatterin Johns?«
»Nein, nein, Kind, das habe ich dir doch gesagt. Kein Grund dazu.«
»Flieht die Familie Eurer Tochter?«
»Nein.«
»Die Smallings oder die Staffords oder die Trentons?«
»Nein. Guten Morgen, meine Lieben.«
Die Gevatterin Johns ging, und Maggie starrte mich triumphierend an.
Ich sagte: »Ich muss mich um die Schafe kümmern.«
»Peter…«
Ich marschierte aus dem Gasthaus. Aber ich wusste, dass es nur eine vorübergehende Galgenfrist war; sie und ich würden es heute Abend austragen.
In der Zwischenzeit überprüfte ich die Waben im Bienenstock– es war zu früh im Jahr für Honig, wie ich sehr wohl wusste–, brachte den Schafen Wasser aus dem Brunnen und mistete ihren Stall aus. Sie hätten heute auf die Weide gebracht werden sollen, aber mit all dem Aufruhr durch die Reisenden war es nicht dazu gekommen. Ich würde sie jetzt hinbringen. Auf der Weide würden sie ziellos umherwandern, kauen und kauen, vor jedem seltsamen Geräusch oder Geruch erschrecken, die Flucht davor antreten und dafür sorgen, dass ich ihnen nachlaufen musste. Maggie würde es nicht gutheißen und behaupten, dass es zu spät am Nachmittag war, um Schafe zur Weide zu treiben. Ich jedoch musste weg von der Hütte.
Lord Soleks Sohn führte eine Armee an, um seine Kindsbraut für sich zu beanspruchen, Prinzessin Stephanie. Inzwischen musste Lord Robert Hopewell, der nicht nur der Regent, sondern auch der Befehlshaber
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