Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Landmädchen und der Lord

Das Landmädchen und der Lord

Titel: Das Landmädchen und der Lord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ANNE HERRIES
Vom Netzwerk:
Männer erbittert um den letzten Tanz auf ihrer Karte stritten. „Wenn Sie sich nicht einigen, werde ich diesen Tanz für keinen von Ihnen beiden reservieren.“
    „Aber Sie sollten mir den Vorzug geben, Miss“, erwiderte Tom Roberts. „Immerhin habe ich mich zuerst beworben.“
    „Dafür bin ich älter als dieser Grünschnabel“, versuchte Edward seinen Zwillingsbruder zu übertrumpfen. „Also müssen Sie mit mir tanzen, Miss Hampton.“
    „Gentlemen, ich glaube, der Tanz wurde mir versprochen.“ Der Neuankömmling streckte seine Hand aus, eine gebieterische Geste, die Susannah bewog, seinen Wunsch zu erfüllen, obwohl er ihr nicht vorgestellt worden war. Trotzdem wusste sie, wer er war, denn sie hatte seine Ankunft bemerkt und Amelia nach seinem Namen gefragt.
    „Danke, Sir.“ Lächelnd blickte sie zu dem Marquess of Northaven auf, der ihr einen Weg zwischen den Tanzpaaren bahnte. „Es war sehr freundlich von Ihnen, mich zu retten.“
    „Ständig zanken sich die Roberts-Zwillinge. Harmlose Jungspunde. Aber ich dachte, Sie würden meine Hilfe brauchen, Miss. Ist das Ihre erste Saison in London?“
    „Ja, und mein erster Ball. Oh, ich amüsiere mich großartig.“
    „In diesem Saal verkünden alle männlichen Gäste, Sie seien die Sensation des Abends.“ Sie war sehr jung, und normalerweise ödeten ihn unschuldige Mädchen an. Aber ihre erfrischende, ungekünstelte Art gefiel ihm. „Jetzt erscheint Ihnen das alles neu und aufregend. Aber in ein paar Wochen werden Sie solche Bälle langweilig finden.“
    „Wohl kaum. Wie kann man sich in London langweilen?“
    „Wissen Sie nicht, dass Langeweile fashionabel ist?“ Ironisch hob er die Brauen, und Susannah lachte.
    „Dann bin ich eben nicht fashionabel, Sir. Verzeihen Sie meine ländliche Naivität. Aber da meine Schirmherrin sich so um mich bemüht, wäre ich sehr undankbar und unhöflich, würde ich mich langweilen.“
    „Also gut, kreieren Sie eine neue Mode. Da Sie allgemeines Wohlwollen genießen, können Sie gar nichts falsch machen.“
    Am Ende des Tanzes sah sie ihn unsicher an. Was sie von ihm halten sollte, wusste sie nicht, denn er unterschied sich von allen jungen Gentlemen, mit denen sie an diesem Abend getanzt hatte. Er führte sie zu ihrer Mutter und Amelia, verneigte sich und schlenderte davon. Ein bisschen enttäuscht schaute sie ihm nach. Irgendwie wirkte der Marquess gefährlich – und faszinierend. Und er sah sehr gut aus – wie die Helden in ihren Träumen.
    „Susannah?“ Die Stimme ihrer Mama unterbrach ihre Gedanken. „Da ist ein Gentleman, der dich kennenlernen möchte. Lord Pendleton – meine Tochter Susannah. Dein Papa war mit Lord Pendletons Vater befreundet, Liebes.“ Dann entfernte sich Mrs. Hampton um ein paar Schritte und unterhielt sich mit einer Dame, die ihre Aufmerksamkeit erregt hatte.
    Lächelnd musterte Susannah den Mann, den ihre Mutter ihr soeben vorgestellt hatte. Er war nicht ganz so groß wie Northaven, aber ebenfalls sehr attraktiv, mit kastanienbraunem, leicht gewelltem Haar und samtigen braunen Augen. Plötzlich erkannte sie ihn und hielt erschrocken den Atem an. Der unhöfliche Gentleman, dessen Pferde sie auf der Landstraße fast niedergetrampelt hätten …
    Würde er sie ebenfalls erkennen? „Sir …“ Sie neigte den Kopf und senkte den Blick. Nein, offenbar erinnerte er sich nicht an sie, und sie hoffte, sein Gedächtnis würde ihn auch weiterhin im Stich lassen. „Ich bin erfreut, Sie kennenzulernen.“
    „Sind Sie zum ersten Mal in London, Miss Hampton?“
    „Ja.“
    „Wenn ich mich auch nicht in Ihre Angelegenheiten einmischen will – allzu oft sollten Sie nicht mit Northaven tanzen.“ Nachdenklich zog er die Brauen zusammen. „Ich habe das Gefühl, wir sind uns schon einmal begegnet … vor kurzer Zeit.“
    „Das bezweifle ich, Sir.“ Angstvoll spürte sie, wie ihr Herz schneller pochte. Würde er in diesen vornehmen Kreisen erzählen, sie sei mit zerzaustem Haar über die Wiesen gerannt? Wäre sie dann gesellschaftlich ruiniert? „Warum warnen Sie mich vor Lord Northaven? Vorhin erschien er mir wie ein perfekter Gentleman.“
    „An seinen Manieren und seiner Herkunft gibt es nichts auszusetzen. Aber vielleicht eignet er sich nicht zum Tanzpartner einer unschuldigen und sehr hübschen jungen Dame.“
    Da sie an diesem Abend schon viele Komplimente gehört hatte, imponierten ihr seine Worte nicht. Außerdem missfiel ihr sein Tonfall. Als wäre er ihr älterer Bruder oder ein

Weitere Kostenlose Bücher