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Das lange Lied eines Lebens

Das lange Lied eines Lebens

Titel: Das lange Lied eines Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Levy
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Herrenhauses verkauft hatten, damit diese es, mit Paprika und Erbsen gekocht, dem Massa servieren konnte.
    Betsy züchtete die beste Pfeilwurz der Insel in ihrem Garten. Während Giles dank seiner drei Morgen Limetten, Papayas, Annonen und Melonen genug Geld zur Verfügung hatte, um es beim Murmelspiel zu vergeuden. Und Samuel, mit seinen Frischwasserschildkröten und seinem Salzfischhandel, wurde ein wichtiger Mann in der Stadt.

    Alle bewirtschafteten ihre alten Versorgungsfelder und Küchengärten; denn diese Ländereien, die sie früher als Sklaven hatten bebauen müssen, damit sie genug zu essen hatten, warfen jetzt, in ihrer neu gewonnenen Freiheit, hohe Erträge ab. Selbst Wilfred Park verdiente sich einen Lebensunterhalt, indem er Eier verhökerte. Während Peggy und Cornet mit ihrem Mauleselkarren, der, mit Waren hoch beladen, langsam zum Markt rumpelte, aus einem hübschen Penny viele Pfunde machten.
    James wusste nicht mehr, ob er dem Massa diese Worte ins Ohr sprach oder ob ihm seine Rede über die Anstrengungen der Neger auf ihren Versorgungsfeldern tonlos im Mund stecken blieb. Aber er erinnerte sich daran, dass die böse Vorahnung, die er empfand, als der Massa sagte: »Was für ein Haufen fauler Nigger ihr doch seid«, ihm die Kehle zuschnürte.
    »Ihr glaubt wohl, eure Herren werden euch auch weiterhin versorgen«, fuhr der Massa fort, »auch dann, wenn ihr euch weigert, die Arbeit zu verrichten, die man von euch verlangt. Nun, ich werde das nicht tun. Und wenn ihr eure Miete nicht zahlt, müsst ihr eure Häuser und euren Grund und Boden verlassen. Also denkt darüber nach. Denkt gründlich darüber nach. Ich will, dass ihr alle sechs Tage die Woche arbeitet. Sechs Tage.«
    Als James die Sprache wiedererlangt hatte, sagte er: »Nein, vier Tage arbeiten wir. Hab gesagt, vier Tage.« Da drehte der Massa sich abrupt zu ihm um, hob den Arm und schlug ihm die Pfeife aus der Hand. Dann stampfte er wie ein Tänzer auf den Scherben des Pfeifenkopfes herum, bis er zu Staub zerfallen war.
    Tilly weinte, als sie hörte, dass der nette Robert Goodwin Sorgen hatte. Noch nie hatte der Massa die Hand gegen sie erhoben, ja nicht einmal die Stimme. Wann immer er sie lächelnd grüßte, fragte er, ob ihre alte Mama noch lebe. Und einmal hatte
er ihr ein grünes Tuch geschenkt, aus keinem anderen Grund als dem, dass sie sich freute, für ihn arbeiten zu dürfen.
    Tilly wollte sich schon erbieten, sechs Tage für ihn zu arbeiten, so wie er es wünschte, aber Miss Nancy fasste sie am Handgelenk und drehte es ihr um. Sie sagte, der Massa habe den Zimmermann James Richards geschlagen, daher werde jeder nur vier Tage arbeiten, auch Miss Tilly.
    Als ein ganzes Zuckerrohrfeld zerstört wurde, weil einige Rinder aus dem Pferch hineingetrampelt waren, gab es daher niemanden, der sie hätte hinaustreiben können, denn fast alle arbeiteten auf ihrem eigenen Grund und Boden. Nur Wilfred und Fanny waren zugegen. Sie wedelten mit den Armen, brüllten laut und jagten die Viecher durchs Zuckerrohr, um sie zu verscheuchen, aber da war das Unheil schon geschehen.
    Als der Massa ins Dorf kam, um sie auszuschimpfen, und sie die Drohung in seinen Augen sah, musste Tilly erneut weinen. Er nahm den Hut vom Kopf und warf ihn zu Boden. Dann schrie er: »Wo waren die Aufpasser, warum waren sie nicht beim Vieh? Wo waren die Wächter? Warum sind die Wachtfeuer alle ausgegangen? Und warum habt ihr nicht die Muschelhörner geblasen, um Hilfe herbeizurufen? Eins meiner besten Zuckerrohrfelder ist zerstört, zertrampelt, während ihr euch um eure eigenen Angelegenheiten gekümmert habt. Ist das eure Dankbarkeit gegen eure Herren? Um meine Interessen sorgt ihr euch nicht – ihr denkt nur an euch!«
    Und Tilly hätte gerufen, sie werde länger arbeiten, nur um ihn aufzuheitern, doch Miss Nancy hielt ihr den Mund zu, schleuderte sie in ihre Hütte und sperrte sie ein.
    Als Ezra ein paar Wochen später einen grinsenden Massa Goodwin in seiner Tür stehen sah, war er so überrascht, dass er den Flaschenkürbis, den er in der Hand hielt, fallen ließ und das Schmutzwasser darin dem Massa über den Stiefel schüttete.

    »Ezra, Ezra, mach dir deswegen keine Sorgen, ich möchte dir eine wichtige Frage stellen«, begann der Massa, dann sagte er: »Bist du glücklich, Junge?«
    Fangfrage – das is’ ’ne Fangfrage, dachte Ezra, während der Massa auf seine Antwort wartete. Glücklich? Es war ihm in seinem ganzen Leben noch nicht vorgekommen, dass ihm

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