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Das Leben dahinter (German Edition)

Das Leben dahinter (German Edition)

Titel: Das Leben dahinter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Bergner
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überhörte diesen kleinen, männlichen Annäherungsanflug, lächelte und blickte auf den kreiselnden Kartenausschnitt, der direkt vor ihr in der Kapsel schwebte und bemerkte, dass sie sich schnell dem Bereich näherten, in dem das Objekt lag.
    „Wir sind in fünfundzwanzig Minuten da, Mikael.“
    Die Anzeige verriet ihr, dass sie gerade Miami überfuhren, das seit Jahrhunderten unter ihnen im Eis vergraben lag. Sie blickte in den schwarzen Himmel und fragte sich wie viele Sterne wohl einmal von der Erde aus zu sehen waren, wie sie ausgesehen hatten.

Kommunikation
     
    Frank Pauli saß an seinem Terminal, blickte lethargisch auf die durchlaufenden Bilder. Es waren die nachbearbeiteten Aufnahmen, die von dem Objekt gemacht worden waren und nun blau in grau in einem holographischen Fenster erschienen. Sie färbten Paulis Gesicht in einen matten, aschfahlen Ton, der es wesentlich älter aussehen ließ als die 25 Jahre, die es tatsächlich alt war. Der Raum um ihn war düster, sein Blick war leer. Das alles war so sinnlos! Die Sequenzen würden sich nicht ändern, nur weil er sie immer und immer wieder betrachtete. Tatsache war, dass er sich keinen Reim darauf machen konnte. Es hatte ihn den ganzen Tag und die ganze Nacht verfolgt und jetzt war er einfach nur noch müde.
    Er stand auf, streckte sich und begann umher zu trotten.
    „Wie kann das sein?“, sprach er leise zu sich selbst, vergessend, dass er hier niemals allein war.
    „Wie bitte?“, fragte das Netz ebenso leise zurück wie Pauli die Frage in den leeren Raum gestellt hatte.
    „Vergiss es! Ich habe mit mir selbst gesprochen“, zischte er. Er bemerkte, dass er plötzlich ungehalten und nervös war. Seine Fäuste waren neben seinen Hüften geballt, während er umherlief und dabei beinahe gegen den Schreibtisch stieß. Verdammt, er musste wissen, was da gerade passierte! Aber Singh hatte ihm verboten, sie während der Fahrt zu kontaktieren. Und er hatte verstanden, warum. Der große Bruder war allgegenwärtig. Auch wenn er sich vielleicht etwas mit dem Jahr oder auch dem Jahrtausend vertan hatte, war Orwell momentan nicht weit von der Realität entfernt. Augen und Ohren überall!
    Aber es war ein selbstgewähltes Schicksal, denn die große vernetzte Gemeinschaft ohne Entfernungsbarrieren wurde von den Menschen irgendwann erwünscht und sogar verlangt worden. Selber schuld! Jetzt stand sie allen nur noch im Weg und hatte einigen pseudosozialen Emporkömmlingen mit der Mentalität von Verschwörungstheoretikern zu unglaublicher Macht verholfen. Jeder mit ein wenig Verstand wusste das, aber nun konnte kaum jemand mehr etwas dagegen tun. Die Macht des Einzelnen war schließlich durch die Vernetzung zwar zunächst gestärkt, jedoch jetzt auf ein Nichts reduziert worden. Denn was einer wusste, wussten alle. Die Resistance war damit unmöglich, höchstens  eine Renaissance der Zensur. Vielen Dank auch!
    Wie auch immer, Pauli hatte weder die Nerven noch die Lässigkeit, um nur hier zu sitzen und zu rätseln, was es mit diesen Feldern auf sich hatte.
    Wäre ich doch nur mitgefahren , dachte er und starrte dabei auf seine gehobenen Fäuste. Seine Fingerspitzen waren violett gefärbt, weil er sie so heftig in die Handflächen grub. Wäre ich doch dabei! Seine Lippen formten den gedachten Satz, doch sein Mund blieb still. Er konnte seine Gedanken nicht äußern und die Einrichtung nicht verlassen. Nicht er auch noch! Da Anwesenheit hier ständig registriert und protokolliert wurde, wäre eine Reise mit Singh und Johannson möglicherweise jemandem aufgefallen, der verwirrte, bohrende Fragen gestellt hätte. Dass ein Biotechniker und eine Analytikerin einen Abstecher machten, war durchaus nichts ungewöhnliches, aber zusammen mit einem Feldphysiker; das wäre recht seltsam gewesen. Nein, sie mussten im Moment die Aufmerksamkeit wenn möglich auf null halten.
    Seine rechte Faust entkrampfte sich, deren Zeigefinger wanderte langsam zu seinem Mund hinauf und tippte mehrmals dagegen. Er begann nachzudenken und nach einigen Sekunden schnippte er kurz und stürmte aus dem Zimmer.
     
    ---
     
    Es gab einen unwiderlegbaren Vorteil an dieser Station; hier waren so viele uralte Gegenstände gelagert, die sie bislang gefunden und geborgen hatten, dass man quasi alles aus der letzten Epoche finden konnte. Die Stücke waren mindestens zweihundert Jahre alt, aber die Menschen schienen mit ihnen ihr Leben damals gut gemeistert zu haben.
    Pauli wühlte sich im Lager durch weiße

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