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Das Leben dahinter (German Edition)

Das Leben dahinter (German Edition)

Titel: Das Leben dahinter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Bergner
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wollte, den Knopf auf der linken Seite dabei gedrückt halten. Pauli betätigte also den Knopf und klopfte wieder. Morste immer und immer wieder das Gleiche. Das sollte Singh durchaus auffallen.
     
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    Singh war seit einiger Zeit still gewesen. Sie hatte darüber nachgedacht, was Johannson ihr erzählt hatte, und dabei im Schnellverfahren verschiedenste Gefühlsstadien durchlaufen. Berührt, erfreut, ängstlich, verzweifelt, beleidigt… Wenn sie darüber nachdachte, waren es fast alle, die ihr emotionales Repertoire zur Verfügung stellte. Jetzt war sie jedoch nur noch froh darüber, dass es nichts mehr zwischen ihnen gab, das die kommenden Minuten und Stunden erschweren würde. Ohne es zu merken biss sie aufgeregt lächelnd auf ihre Unterlippe und blickte auf die Navigation. Noch knapp 60 Kilometer, noch 15 Minuten…
    Plötzlich schwebte eine weitere Anzeige in ihr Blickfeld und der Computer gab ihr zu verstehen, dass es sich um ungewöhnliche elektromagnetische Impulse handelte, die bei der standardmäßigen Abtastung der Umgebungsstrahlung empfangen worden waren. Sie waren zwar nicht sehr stark, jedoch traten sie mit alternierender Frequenz und hoher Amplitude auf und schienen demnach nicht natürlichen Ursprungs zu sein. Zunächst dachte sie an eine weitere Abnormität, die von dem Objekt ausging, doch als sie die schematische Darstellung der Oszillation betrachtete, fielen ihr schnell die Abstände und ein Rhythmus in der Verteilung der Abweichungen auf. Mit einigen Bewegungen ihrer rechten Hand ließ sie die Aufnahme als hörbare Geräusche wiedergeben und sie von Anfang an abspielen.
    Neben dem natürlichen Rauschen klang es so, als würde etwas Metallisches gegen eine harte Oberfläche geschlagen und der Rhythmus kam ihr bekannt vor.
     
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    Aber natürlich!
    Als Kind hatte sie gelernt ihren Namen im Morsealphabet wiederzugeben. Sie hatte es damals nur aus Interesse zu lernen begonnen. Kommunikationswege, die nicht allgemein verständlich waren, hatten sie schon immer fasziniert. Vorher hatte sie beispielsweise auch einige Gesten aus der Zeichensprache aufgeschnappt, um sich mit ihren Freundinnen ohne lästige Zuhörer unterhalten zu können. Wie es eben unter pubertierenden Mädchen und besonders in ihrer Zeit sein musste.
    Jedenfalls war das gerade ihr Name in geklopfter Form und es gab nur eine Person, der sie davon erzählt hatte. Frank wollte wohl auf unkonventionelle Art Kontakt aufnehmen.  Sie begriff sofort, warum er es so versuchte, und fand seinen Erfindungsreichtum beeindruckend. Sie überlegte kurz, denn sie musste sicherstellen, dass gleich nichts von ihrem Gespräch im Speicher ihres Mantas oder gar im Netz landen würde. Frank schien es aber auch nicht eilig zu haben. Unaufhörlich klopfte er weiter ihren Namen. A-L-K-A .
    Die Kommunikation zwischen Manta 9 und 10 hatte sie bereits gestern durch ein wenig Sabotage physisch so manipulieren können, dass sie weder aufgezeichnet noch ins Netz geschickt wurde. Selbst die automatische Reparatur dieser Systeme hatte sie unbrauchbar gemacht, deshalb war sie nun auch von ihrem eigenen Erfindungsreichtum ziemlich begeistert.
    Im Augenblick war aber eine Sabotage an den Scannern unmöglich, an die kam sie gerade nicht heran. Allerdings fiel ihr ein, dass alle Datenaufnahmen unglaublich gut organisiert und priorisiert wurden, um unnötige Redundanzen zu vermeiden. Aufmerksamkeitsspanne und Geschwätzigkeit ihres Mantas waren also begrenzt und weil diese elektromagnetischen Frequenzen von Hause aus eine sehr geringe Priorität hatten, konnte sie den Datenstrom mit ungleich Wichtigerem – wie den Daten von Windhosen in der Nähe und den geologischen Vorgängen unter ihnen – füttern. Nachdem sie diese Priorisierungen vornahm und deren unglaublich wichtigen Ergebnisse speicherte und nebenbei die Datenkommunikationsprotokolle überwachte, konnte sie beruhigt feststellen, dass die Leitung wirklich ausreichend beschäftigt war, um nichts vom Gespräch mit Frank Pauli jemals wiederzufinden.
    „Mikael?“, sagte sie trotzdem verschwörerisch leise.
    „Was gibt es Alka?“, antwortete er in einem gelassenen Ton. „Warum flüstern Sie so?“
    Singh räusperte sich kurz, bemerkte wie unsinnig das Flüstern war und sprach normal weiter.
    „Hatte was im Hals. Jedenfalls habe ich hier scheinbar eine Übertragung von Frank Pauli über eine elektromagnetische Niedrigfrequenz. Das mit den Aufzeichnungen habe

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