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Das Leben, das uns bleibt (German Edition)

Das Leben, das uns bleibt (German Edition)

Titel: Das Leben, das uns bleibt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Beth Pfeffer
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haben, nicht lange dauerte) und trugen das ganze restliche Holz hinein. Die Spülmaschine gurgelte unterdessen munter weiter. Die Waschmaschine hatten wir natürlich auch noch angeworfen.
    Mom wischte den Küchenboden, während ich die Rindenstückchen und abgebrochenen Zweige im Esszimmer zusammenfegte. Der Strom blieb sogar lange genug, um anschließend noch Staub zu saugen.
    »Sollen wir die Matratzen gleich rüberräumen?«, fragte ich, als das Esszimmer endlich zu Moms Zufriedenheit war.
    »Noch nicht«, sagte sie. »Das hängt doch alles davon ab, dass wir wieder halbwegs regelmäßig Strom haben, vor allem nachts. Wer weiß, ob das jemals der Fall sein wird.«
    Na super. Ich hatte also für nichts und wieder nichts das ganze Holz rübergeschleppt.
    Mom lachte, als sie mein finsteres Gesicht sah. »Alles wird wieder besser«, sagte sie. »Versprochen.«
    Ich hätte sie gern gefragt, was genau sie damit meinte. Dass es irgendwann wieder regelmäßig Strom gibt? Dass die Sonne rauskommt und wir Gemüse anbauen können? Oder dass Matt und Jon mit so viel Fisch zurückkommen, dass es für den Rest unseres Lebens reicht? Dass wir irgendwo hingehen, wo es genug zu essen gibt, fließendes Wasser und Mittelstufenpartys? Oder vielmehr Oberstufenpartys, denn bis dahin bin ich sicher längst in der Oberstufe. Vorausgesetzt, ich schaffe es irgendwann, Romeo und Julia zu Ende zu lesen.
    Aber ich fragte sie nicht. Stattdessen stopfte ich eine zweite Ladung Wäsche in den Trockner. Horton, der vor dem Lärm des Staubsaugers nach oben geflüchtet war, kam wieder runter und hockte auf meinem Schoß, während ich so tat, als würde ich im Schein der Lampe Shakespeare lesen.
    In Wirklichkeit dachte ich die ganze Zeit nur an Essen und Wasser, an blauen Himmel und Schulpartys.
    10. Mai
    Vielleicht schmeckt Horton das Futter nicht, das Matt ihm mitgebracht hat, oder er will lieber auf den Fisch warten, den Matt und Jon ihm versprochen haben. Vielleicht vermisst er aber auch einfach Jon zu sehr. Jedenfalls hat er kaum etwas gefressen.
    Mom sagt, wenn er Hunger hat, wird er schon fressen.
    Das Katzenfutter war fast alle, bevor Matt diese Packung gefunden hat. Ich hatte mich schon gefragt, wie es dann weitergehen soll. Früher wurden Katzen mit Essensresten gefüttert oder sie haben sich ein paar Mäuse gefangen.
    Aber Horton würde sich wohl kaum für Dosenerbsen interessieren, falls wir überhaupt mal welche übrig lassen würden. Was nie vorkommt. Und die Mäuse waren nach all der Kälte und Trockenheit, dem vielen Eis und Schnee und fehlendem Sonnenlicht anscheinend ausgestorben.
    Ich war sechs, als Dad Horton mit nach Hause brachte. Der Kater schien Jon für ein Katzenjunges zu halten, denn die beiden haben ständig miteinander gespielt. Irgendwann gehörte Horton dann hauptsächlich Jon. Wir anderen haben ihn aber auch sehr gern, und ich kann mir ein Leben ohne ihn gar nicht mehr vorstellen. Inzwischen ist er elf und macht nicht mehr viel außer schlafen, essen und auf dem Schoß sitzen. Aber er ist immer noch das Blau und Grün und Gelb in unserem Leben.
    Ich hoffe bloß, dass er sich bald an sein neues Katzenfutter gewöhnt. Und dass wir noch mehr für ihn finden. Oder dass es bald genügend Fisch für alle gibt.
    11. Mai
    Ich sagte Mom, dass ich in den Häusern entlang der Howell Bridge Road nach einem zweiten Heizgerät suchen wollte. Falls ich tatsächlich eins fand, würde ich es schon irgendwie mit nach Hause kriegen.
    »Allein lass ich dich nicht fahren«, sagte Mom. »Das ist zu gefährlich.«
    Manchmal bin ich so was von dämlich, dass es mich selber überrascht. »Nach Shirley Court bin ich doch auch allein gefahren«, sagte ich.
    »Wann?«, fragte Mom.
    Und dann sicherte ich mir auch noch die Goldmedaille für Dämlichkeit. »Am Samstag. Da hab ich doch die ganzen Sachen gefunden.«
    »Ich dachte, ihr hättet die Häuser zusammen durchsucht«, sagte Mom.
    »Wir sind zusammen los«, sagte ich. »Aber gleich danach haben wir uns getrennt.«
    »Dann hast du mich am Samstag also angelogen?«, fragte Mom.
    Na klar, ich hatte gelogen. Matt natürlich nicht. Jon auch nicht. Nur Miranda.
    »Wir haben dich nicht angelogen«, sagte ich. »Außerdem war das Ganze Matts Idee.«
    »Es ist mir egal, wessen Idee das war!«, rief Mom. »Ihr wusstet genau, wie gefährlich das ist. Und deshalb habt ihr mich belogen.«
    »Ich kann’s echt nicht glauben«, sagte ich. »Matt und Jon dürfen fahren, wohin sie wollen. Keiner weiß, ob wir

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