Das Leben ist zu kurz für Knaeckebrot
in der Welt fühlen und getragen werden. Und wenn wir uns und unserem Körper Gutes tun. Was das mit unseren Essgewohnheiten zu tun hat, erfahren Sie im nächsten Kapitel.
Laben: Essen mit Gelassenheit
Ich hoffe, Sie haben den bisherigen Kapiteln entnommen: Essen ist nicht unser Feind. Wir Dicken sind keine Vielfraße und keine Versager. Wir müssen uns deshalb nicht selbst bestrafen und nicht kasteien. Wir sind Menschen, die noch etwas anderes im Kopf haben, als Kalorien und Sit-ups zu zählen. Wir können liebevoller mit uns umgehen, auf unseren Stress achten, aus Trotz herauszukommen und uns Gutes tun. Um es auf den Punkt zu bringen:
Da wir nicht vom Essen dick werden, können wir das Essen auch ganz gelassen genießen.
Stimmt natürlich nur bedingt. Um es zu präzisieren: Vom ganz normalen Essen, den Hauptmahlzeiten, dem Essen, das wir an einem gedeckten Tisch essen, werden wir normalerweise nicht dick. Deshalb ist es vielleicht hilfreich, statt uns das Essen zu vermiesen und mit schlechtem Gewissen zu essen - das Essen zu zelebrieren. Also, fang nicht beim Was an, sondern beim Wie.
Und jetzt kommt das schöne altmodische Wort »Laben« ins Spiel. Nach »Woxicon«, dem Wörterbuch im Internet, bedeutet es: erfrischen, ergötzen, erquicken, genießen, stärken. Klingt doch sehr viel besser als sich ernähren, oder? Laben soll hier bedeuten, essen mit Freude, Zeit und Genuss. Nach dem Motto, essen Sie noch oder laben Sie sich schon? Laben heißt nicht, zu den Hauptmahlzeiten fettfreien Joghurt und Reiswaffeln oder Knäckebrot mit Frischkäse zu essen - essen Sie stattdessen »was Gscheits«, wie der Bayer sagt, oder norddeutsch: etwas Ordentliches.
Übrigens noch mal zum Thema Knäckebrot: Ich habe gar nichts gegen Knäckebrot, ja, ich mag Knäckebrot gerne - ich
kann vier, fünf Scheiben hintereinander essen, schön mit Butter und Marmelade. Weil ich eben das Gefühl habe, das ist ja nichts Richtiges, das zählt nicht (wussten Sie, dass Knäckebrot pro 100 Gramm mehr Kalorien hat als richtiges Brot?). Und damit sind wir beim Thema.
»Mindful eating« nennen amerikanische Psychologen den Trend zu mehr Achtsamkeit beim Essen. »Positive eating« nennt es die englische Anti-Diät-Autorin Mimi Spencer. 38 Ein wunderbarer Ansatz, aber wir brauchen ein deutsches Wort, denke ich. Und was liegt näher, (schließlich bin ich Autorin eines Buches über Gelassenheit 39 ) dieses geistesgegenwärtige Essen »Gelassen essen« zu nennen. »Gelassen essen«, ja, ich glaube, das trifft es sehr gut.
Beim »Gelassen essen« geht es darum zu merken, dass wir essen und was wir essen. Es bedeutet, die volle Aufmerksamkeit aufs Essen zu richten, um den Geruch, den Geschmack, die Konsistenz dessen, was wir essen (ich sage nur Camenbert), und unsere genussreichen Gefühle dabei wahrzunehmen. Damit wir Freude und Genuss, Sättigung und Befriedigung durchs Essen erleben. Und nicht mit einem Mangelgefühl aufstehen, was dann sehr bald wieder gestopft werden wollte. Dabei helfen uns meine zwölf Schlüssel zur Gelassenheit:
› Achtsamkeit
› Balance
› Dankbarkeit
› Ehrlichkeit
› Einfachheit
› Geduld
› Großzügigkeit
› Hingabe
› Humor
› Klugheit
› Mut
› Vertrauen.
Ich bin sicher, dass »Gelassen essen« die beste Methode gegen Heißhunger, Trostessen, Essen neben der Arbeit, Fernsehnaschen und Kummerspeck ist. Oder, wie es Xavier Naidoo gerade aus meiner Stereoanlage singt: »Man erntet, was man sät« (es gibt ja keine Zufälle). Noch einmal, damit wir uns richtig verstehen: Sie essen, was Sie mögen. Tue ich auch. Hier gebe ich Ihnen ein paar Anregungen, wie Sie das besser genießen können, was Sie essen.
Achtsamkeit: Bewusst machen, was wir essen
Wollen Sie erleben, was Achtsamkeit beim »Gelassen Essen« ganz praktisch bedeutet? Dazu brauchen Sie einen Dickmanns, halt, darf ich ja nicht sagen, also einen großen Schokokuss oder Schaumkuss (gell, das hätten Sie jetzt nicht erwartet?).
Drei Minuten Kuss-Genuss . Stellen Sie eine Eieruhr auf drei Minuten. Greifen Sie sich einen Schaumkuss. Nehmen Sie sich drei Minuten Zeit, den Schaumkuss zu essen. Drei Minuten ist eine laaaaaange Zeit, geniiiiiiiießen Sie sie. Sie haben die Erlaubnis, Sie dürfen diese Leckerei essen, ja, Sie müssen das sogar aus therapeutischen Gründen.
Schauen Sie den Schokokuss von allen Seiten an, riechen Sie daran. Bohren Sie die Zunge in die Schokohülle, hören und spüren Sie, wie die Schokolade knackt. Dann
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