Das Leben ist zu kurz für Knaeckebrot
widmen Sie sich der süßen luftigen Schaummasse, fühlen Sie auf der Zunge, wie sie langsam schmilzt. Schauen Sie auf die Uhr; Sie haben drei Minuten! Knabbern Sie am Waffelboden, kauen Sie ganz bewusst …
Wenn Sie Schaumküsse lieben, ist das pure Lust. Wenn nicht - auweia. Nein, dann nehmen Sie einfach eine Rosine oder ein Stück Apfel, Pfirsich oder Vollkornbrot. Wichtig ist, dass Sie die drei Minuten durchhalten und bis dahin nicht den letzten Bissen runtergeschluckt haben.
Ich mache diese Übung als Achtsamkeitsübung in meinen Redner-Seminaren und meine Erfahrung: Nach diesem Drei-Minuten-Kuss haben wir ein Gefühl von dem, was wir tun. Wir wissen einmal, wie lange drei Minuten sein können, und wir spüren, sehen, riechen, schmecken sehr viel intensiver. Ein schöner Nebeneffekt: Nach drei Minuten ist meist die Lust auf mehr gestillt.
Wenn der Kuss-Genuss bei Ihnen das Gegenteil ausgelöst hat: Essen Sie ruhig die nächsten acht Schaumküsse (neun sind in der Packung, wie Kenner wissen) auch noch, aber bitte ebenfalls jeden in jeweils drei Minuten: Bei neun Schokoküssen kommen Sie so auf knapp eine halbe Stunde. (Früher konnte ich fünf in fünf Minuten essen!) Aber hören Sie bitte auf, bevor Ihnen schlecht wird.
Also, es ist unwahrscheinlich, dass Sie ab sofort nur noch meditativ essen. Aber vielleicht denken Sie manchmal daran und wiederholen die 3-Minuten-Übung mit Obst, Brot oder Gemüse. Vielleicht möchten Sie auch mal ausprobieren, den ersten Bissen einer Mahlzeit jeweils zwei Minuten zu zelebrieren. Sehen, hören, riechen, schmecken, fühlen, kauen, schlucken - das ist Essen mit allen Sinnen.
Balance: Das rechte Maß finden
Vielleicht kennen Sie solche Tage: keine Zeit zum Frühstücken, schnell auf dem Weg zur Arbeit, in die Uni oder zum Kindergarten eine Latte to go und ein Hörnchen. Mittags schnell nebenbei was gegessen, dabei gearbeitet, etwas besprochen
oder telefoniert. Nachmittags ein Stück Kuchen. Und auf dem Heimweg, weil der Magen so brummt, ein Sandwich. Und zu Hause dann - sooo einen Hunger!
Und wir denken: Ich habe den ganzen Tag nichts gegessen, jetzt gönn ich mir mal was Schönes. Übergewicht hat manchmal mit schlechtem Gedächtnis zu tun, mutmaßt Suzanne Higgs, eine britische Forscherin. 40 Sie hat nämlich herausgefunden, dass Menschen mit schlechtem Gedächtnis mehr essen. Sie erinnern sich einfach nicht daran, was sie so den Tag über zu sich genommen haben.
Was heißt das für gelassenes Essen: Schluss mit dem geistesabwesenden Autopilot-Essen. Multitasking und Essen passen nicht zusammen. Die Ablenkung nimmt uns nicht nur den Genuss (das ist wie beim Sex), sondern auch die körperliche Erinnerung ans Essen. Wenn wir das ändern wollen, dann müssen wir dem Essen mehr Aufmerksamkeit und mehr Raum geben. Oder wie eine Zen-Weisheit heißt:
»Wenn ich stehe, dann stehe ich,
wenn ich gehe, dann gehe ich,
wenn ich sitze, dann sitze ich,
wenn ich esse, dann esse ich,
wenn ich liebe, dann liebe ich...«
Mindfulness-Experten raten sogar: Essen Sie eine Mahlzeit am Tag ganz in Ruhe, ohne Fernsehen, ohne Radio, ohne zu lesen, ohne zu telefonieren, ohne sich zu unterhalten - genießen Sie einfach die Mahlzeit.
Und was, wenn Sie etwas essen wollen, während Sie lernen, die Steuererklärung machen oder arbeiten? - Dann machen Sie fünf Minuten Pause, essen Sie Ihren Snack mit voller Aufmerksamkeit und arbeiten Sie erst dann weiter.
Ich »lebe« ja ein Drittel des Jahres in Hotels (meistens in wunderbaren Hotels mit guter Küche), und was mir früher furchtbar schwerfiel, ist, der Buffet-Versuchung zu entkommen.
Auch da gibt es spannende Untersuchungen, die sagen, dass übergewichtige Menschen sich meist in die Nähe des Buffets setzen, sofort mit einem großen Teller losziehen, ohne vorher das ganze Angebot anzuschauen, und sich den Teller mit allem möglichen voll laden. Beim zweiten Gang zum Buffet sehen sie dann Sachen, die sie noch lieber mögen, und schaufeln noch mal eine große Fuhre rein.
Ich habe mir angewöhnt, erst einmal wie ein Fuchs um die Beute zu spüren, gucken, was mich anlacht und dann zu entscheiden, ob ich Vor-, Haupt- und Nachspeise möchte. Ich greife nur noch nach Sachen, die mich wirklich anlachen. Und die esse ich mit großer Freude. Manchmal ist das Vorspeisenbuffet tausend Mal besser als der ewige Fisch in weißer Soße und gefüllte Poulardenbrust. Und manchmal brauche ich einfach Nudeln.
Sehr hilfreich fand ich auch den Tipp: Erst den Teller
Weitere Kostenlose Bücher