Das Leben kleben
in seinem markanten Gesicht wurden tiefer. »Ich hoffe, ich störe nicht. Ich bin ein paar Dingen nachgegangen, nachdem Sie bei unserem letzten Gespräch gewisse Sorgen geäußert hatten, und wollte Sie auf den neuesten Stand bringen.«
Wenn ich nicht damit gerechnet hätte, dass Rip jeden Moment auftauchte, hätte ich ihn wahrscheinlich nicht hereingebeten. Aber die Gelegenheit schien zu gut, um sie ziehen zu lassen.
»Das ist nett, Mr. Diabello. Darf ich Ihnen einen Kaffee anbieten?«
»Bitte, nennen Sie mich Mark.«
Er folgte mir ins Wohnzimmer und sah sich um.
»Ich habe dieses Haus einmal einem Klienten gezeigt, als es frisch auf den Markt kam. Sie haben Wunder gewirkt, wenn ich das sagen darf. Man merkt die weibliche Hand sofort.«
»Danke.«
Soweit ich wusste, hatte meine weibliche Hand überhaupt nichts getan, außer die Möbel aufzustellen und ein paar Vorhänge aufzuhängen.
Ich setzte ihn aufs Sofa am Erkerfenster, wo man ihn von der Straße aus sehen konnte. Dann stellte ich den Kessel auf und löffelte Kaffee in die Kaffeekanne.
»Milch? Zucker?«
»Schwarz mit vier Stück Zucker.«
Ich lachte. »Er wird wie schwarze Melasse schmecken.« »Mmh. Genau so mag ich ihn.«
Anscheinend hatte er bemerkt, dass ich ständig zum Fenster sah, denn er sagte: »Ich hoffe, ich mache Sie nicht nervös, Georgina.« Schwarze Melasse mit einer harten mineralischen Note.
»Überhaupt nicht«, sprudelte ich heraus, äußerst nervös.
Dann hupte draußen ein Wagen - ich erkannte den charakteristischen Klang von Rips Saab.
»Bitte entschuldigen Sie mich.« Ich ging zur Treppe und rief hinauf: »Ben! Rip ist da!« »Komme.«
Einen Moment später kam Ben herunter, die Schnürsenkel offen, das Hemd aus der Hose hängend und über der Schulter den Rucksack. Gott weiß was er darin mit sich herumschleppte, denn er hatte immer die gleichen Kleider an. Ich ging mit ihm zum Wagen und setzte wieder mein Zu-allem-bereit-Lächeln auf. Doch Rip stieg gar nicht aus. Er saß im Saab, betätigte den Hebel für den Kofferraum und wartete, dass Ben seinen Rucksack hineinwarf. Er ließ nicht einmal das Fenster herunter. Ich hatte keine Ahnung, ob er den schwarzen Jaguar bemerkt hatte oder den Mann, der am Fenster saß. Am liebsten hätte ich mit den Fäusten gegen die Scheibe gehämmert und gegen die blitzende dunkelgrüne Tür getreten. Doch Ben winkte mir zum Abschied zu, und ich hauchte ihm einen Kuss hin, ging wieder hinein und schlug die Tür hinter mir zu.
Anscheinend war mir die Wut anzusehen, als ich ins Wohnzimmer zurückkehrte, denn Mr. Diabello sah mich scharf an und fragte: »Geht alles nach Plan?«
»Nicht ganz.«
Er zog die linke Augenbraue ein winziges Stück hoch und presste die Lippen zusammen, und ich sah seinem Blick an, dass er meine Lage vollkommen durchschaute. Ich wurde so rot, als hätte er mich nackt im Schlafzimmer erwischt. Er war ein Mann, erinnerte ich mich schaudernd, der die Träume der Menschen lesen konnte.
»Möchten Sie darüber reden?« Seine Stimme war warm vor Anteilnahme. »Ich kann Ihnen einen guten Anwalt empfehlen.«
»Nein. Nein, so weit sind wir noch nicht.« Während ich es sagte, wurde mir klar, dass wir wahrscheinlich genau so weit waren - ich würde wohl juristischen Beistand brauchen. Doch bei der Vorstellung, dass ein Freund von Mark Diabello die Nase in die intimsten Angelegenheiten meines Lebens steckte, krümmte ich mich innerlich. »Sagen Sie mir einfach, was Sie mir erzählen wollten.«
»Also - Sie haben befürchtet, dass das Verhalten meines Partners Nick Wolfe vielleicht... wie soll ich sagen ... unangemessen war.«
»Dass er eine alte Dame unter Druck setzt, um sie aus ihrem Haus zu vertreiben und es sich selbst unter den Nagel zu reißen.«
Mein Kaffee war kalt geworden, doch ich trank ihn trotzdem, um Mark Diabello nicht ansehen zu müssen. Unter seinem Blick fühlte ich mich unbehaglich und verschwitzt, als würde ich unter einem Scheinwerfer sitzen. Ich spürte, wie meine Wangen rot wurden.
»Ich habe mit Nick geredet. Er gibt zu, dass er sich in das Haus verliebt hat und dass er vielleicht etwas zu ... äh ... enthusiastisch auf Mrs. Shapiro zugegangen ist. Aber er bestreitet vehement, irgendetwas Unrechtmäßiges getan zu haben.«
»Aber er gibt zu, dass er sie mit Sherry abgefüllt hat. In der Hoffnung, sie würde irgendein Papier unterschreiben, das er zufällig bei sich hatte?«
Ganz gleich wie sehr mich Mrs. Shapiro auf die Palme brachte, ich würde
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