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Das Leben kleben

Das Leben kleben

Titel: Das Leben kleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Lewycka
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für ein Paar Mistkerle. Ich rief in ihrem Büro an -meine Hände zitterten so stark, dass ich mich mehrmals verwählte, bis ich endlich durchkam. Keiner von beiden war da. Ich hinterließ eine Nachricht bei Suzi Brentwood.
    »Bitte richten Sie aus, dass mich einer von ihnen zurückrufen möge. Nein, ich kann nicht sagen, worum es geht. Sagen Sie ihnen einfach, ich weiß, was los ist. Sagen Sie ihnen, sie sind ein Paar miese, verschlagene Gauner.«
    Es war Mark Diabello, der innerhalb von zehn Minuten zurückrief.
    »Ich habe Ihre Nachricht erhalten, Georgina. Starke Worte. Was haben wir getan, dass Sie so wütend sind?«
    »Sie haben nichts getan,
ich
habe etwas getan. Ich habe mir eine zweite Meinung eingeholt.«
    »Das sollten Sie auch, Georgina. Und?«
    »Und er sagte, das Grundstück ist bebaubar. Er sagte, es könnte mehrere Millionen wert sein.« »Wer sagt das?« »Jemand von Hendricks.«
    »Der Praktikant? Die haben immer eine blühende Fantasie.«
    »Nein. Ein hoch qualifizierter Mitarbeiter. Mit einem guten Ruf. Kein Bauernfänger wie Sie.«
    »Sie sind eine sehr emotionale Frau, Georgina. Das gefällt mir. Aber Sie haben vergessen, was ich gesagt habe.«
    »Was haben Sie gesagt?«
    »Ich sagte, dass ich mit jeder überzeugenden Schätzung mitziehen würde.« Hatte er das gesagt? Es stimmte, ich hatte es vergessen. »Aber der andere - Ihr Partner - er hat ihr zwei Millionen angeboten.« »Ich kann nicht für meinen Partner sprechen. Ich habe gesagt, ich würde mit anderen Schätzungen gleichziehen. Ich denke, Sie schulden mir eine Entschuldigung, Georgina.« »Ich schulde
Ihnen
eine Entschuldigung?«
    Ich legte auf. Ich bebte. Dann rief ich mir unsere bisherigen Gespräche ins Gedächtnis. Ja, vielleicht war ich ein bisschen voreilig gewesen. Vielleicht sogar ein bisschen unhöflich. Ich erinnerte mich dunkel, er hatte etwas davon gesagt, dass er mit der Schätzung von Hendricks & Wilsons gleichziehen würde, aber das war in einem anderen Zusammenhang gewesen. Und es stimmte, Damian schien so etwas wie ein Praktikant zu sein. Aber was er sagte, hatte sich plausibel angehört. Andererseits, alle Beteiligten hörten sich plausibel an. Das war ja das Problem. Woher sollte ich wissen, wem ich glauben konnte?
     
    »Bei Klebeverbindungen kann es zu Ermüdungsbrüchen kommen, wenn die Materialien verschiedene Koeffizienten thermaler Ausdehnung aufweisen.«
    Seit mindestens einer halben Stunde starrte ich den Satz auf dem Bildschirm an, während die Tasse Tee auf meinem Tisch kalt wurde und ich grübelte, was zwischen Rip und mir schiefgelaufen war. Bei ihm dauerte es lange, bis er wütend wurde, aber wenn er wütend war, blieb er es viel länger. Ich brauste schnell auf, aber ich beruhigte mich auch schnell wieder. Meine Gedanken wanderten zurück zu der Unterhaltung, die ich am Morgen mit Mark Diabello geführt hatte - ja, vielleicht war ich auch da zu aufbrausend gewesen. Vielleicht hätte ich ihm mangels Beweisen einen Vertrauensbonus geben sollen. Was hatte er wirklich genau gesagt? Ich wusste es nicht mehr. Die ganzen Klebstoffe hatten mir das Gehirn zersetzt.
    Es war Zeit für die Mittagspause. Ich ging in die Küche, um den Kühlschrank zu inspizieren. Darin waren zwei Eier, eine Scheibe Brot und die Reste eines abgepackten Rucola-Salats. In der Tür stand eine offene Flasche Rioja. Sollte ich? Sollte ich nicht?
    Ich war gerade dabei, Rührei zu machen, als es klingelte. Mark Diabello stand mit einer Flasche Schampus vor der Tür. Es war nicht irgendeine zweitklassige Supermarktbrause, sondern eine Flasche echter Champagner, Bollinger. Vielleicht lag es nur am Licht, aber ich hätte schwören können, dass seine Augen glühten. Tiefes Meergrün mit obsidianfarbenen und goldenen Einsprengseln. Etwas in meinem Herzen machte einen komischen kleinen Hüpfer.
    »Ein Zeichen meiner Hochachtung für eine geschätzte Klientin«, murmelte er.
    »Ich bin nicht Ihre Klientin.«
    »Aber Sie könnten es werden.«
    »Das bezweifle ich. Kommen Sie rein.«
    Ich holte zwei Weingläser aus der Küche. Richtige Champagnerflöten hatte ich nicht. Wir stießen an. »Ich mag Sie, Georgina. Sie sind so anders.«
    Die Grübchen vertieften sich. Mein Herz machte wieder diesen seltsamen Sprung.
    »Sind Sie hier, um mir einen ausführlicheren Einblick in Ihren Service zu geben?« »Hätten Sie das denn gern?«
    Ich sagte nicht ja. Aber ich sagte auch nicht nein.
    Wir landeten oben im Schlafzimmer. Er ging voraus. Natürlich, als

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