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Das Leben kleben

Das Leben kleben

Titel: Das Leben kleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Lewycka
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    Schmunzelnd klickte ich auf Start, Ausschalten, dann ging ich nach unten und setzte den Kessel auf. Als ich meinen Kaffee mit ins Wohnzimmer nahm, fand ich Ben, der auf dem Sofa schlief und im Tiefschlaf einen großen orangefarbenen Verkehrsabsperrkegel an sich drückte. Er bewegte sich und öffnete die Augen. »Frohes neues Jahr, Mum.«
    »Frohes neues Jahr, Ben. Was machst du da mit dem Kegel?« Er sah an sich hinunter und schüttelte überrascht den Kopf. »Keine Ahnung, Mum.« Er grinste. »Absolut keine Ahnung.« Bevor ich ihn nach den Webseiten fragen konnte, war er wieder eingeschlafen, die Beine über das Sofaende ragend, den Absperrkegel immer noch in den Armen. Auf dem Anrufbeantworter blinkte das Licht.
    »Georgia. Hier ist Nathan. Tati sagt, es tut ihm leid wegen gestern Abend. Er übertreibt immer ein bisschen, wenn er was getrunken hat. Hoffentlich bist du gut heimgekommen. Frohes neues Jahr.«
    Ich wollte zurückrufen, doch wahrscheinlich würde ich mich nur wieder irgendwie lächerlich machen. Immer dann aufhören, wenn man oben ist, dachte ich. Stattdessen rief ich Penny an und hinterließ ihr eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter.
    »Tolle Party. Danke.«
    Und das war's: Weihnachten und Silvester, die Feiertage waren vorbei. Ich hatte überlebt.
     

21 - Schlösser austauschen
    Mit am schlimmsten, seit Rip fort war, fand ich es, allein in dem großen leeren Bett zu schlafen. Tagsüber konnte ich mich beschäftigen, doch nachts schienen sich die Stunden zu dehnen und aufzublähen und ihre Konturen zu verlieren. Es war nicht nur der Sex, der mir fehlte, es war der warme Körper, an den ich mich kuscheln konnte, die feste Schulter neben mir auf der gnadenlosen Alptraumreise vom Anbruch der Nacht bis zum Morgengrauen. Manchmal, wenn ich aufwachte, hielt ich das Extrakissen an mich gedrückt und hatte Arme und Beine darum geschlungen.
    Etwa drei Wochen nach Neujahr kam ich eines Morgens sehr früh nach unten in die Küche, um mir nach einer unruhigen Nacht eine Tasse Tee zu machen. Als ich aufgewacht war, war mein Kissen tränennass. Ich erinnerte mich nicht an den Traum, nur an einen gesichtslosen, bösen Schatten, der auf mich zukroch. Irgendwo in den noch dunklen Straßen heulte ein Alarm, ein anhaltender, beunruhigender Ruf wie von einem finsteren Nachtvogel. Es war kalt, die Zentralheizung hatte sich noch nicht eingeschaltet. Ich zitterte, als ich mir den Tee aufgoß, und wollte gerade wieder ins Bett gehen, als das Telefon klingelte. Es war Mrs. Shapiro.
    »Georgine - bitte kommen Sie schnell. Es ist eingebrochen worden. Jemand hat die Tür aufgebrochen.«
    Leicht genervt zog ich mich an, warf den Mantel über und machte mich auf den Weg zu ihr. Es hatte zu schneien begonnen - keine richtigen Flocken, sondern mickriges pudriges Zeug, das vom Himmel stäubte wie gefrorene Schuppen. Mrs. Shapiro öffnete mir in ihrem rosa Morgenmantel und den
König-der-Löwen-
Hausschuhen die Tür, das Haar zerzaust, der Lippenstift hastig aufgeschmiert. Violetta miaute zu ihren Füßen. Mrs. Shapiro führte mich in die Küche. Es war bitterkalt. Eine der hübschen blauen Viktorianischen Scheiben in der Hintertür war eingeschlagen, und ein eisiger Zug pfiff herein. Der Schlüssel, der von innen gesteckt hatte, war gestohlen worden. Ansonsten schien nichts zu fehlen. »Vielleicht war es Ihr Paki. Vielleicht ist er ein Dieb.«
    »Warum ausgerechnet er?« Der Ärger war mir anzuhören. »Beim letzten Mal hat er nicht einmal etwas berechnet. Und gestohlen hat er auch nichts, oder? Sie sollten dankbar sein, Mrs. Shapiro, aber Sie haben immer was zu meckern.«
    Okay, das war nicht sehr nett, aber ich fühlte mich gerade auch nicht sehr nett.
    »Hm. Aber wenn es nicht der Paki gewesen ist, wer war es dann?« Sie gab der armen Violetta einen verdrießlichen kleinen Tritt und schlurfte zum Herd, um den Kessel aufzustellen.
    »Es könnte jeder gewesen sein. Ein Einbrecher oder sonst wer.« Als ich ihren ängstlichen Blick sah, wünschte ich, ich hätte nichts gesagt. Ich hatte ihr nicht erzählt, dass Mr. Ali bereits einmal das Schloss ausgetauscht hatte, weil ich sie nicht beunruhigen wollte. Aber jetzt war ich selbst beunruhigt.
    »Warum will der mir Angst machen? Warum geht er nicht ins Haus? Warum nimmt er sich nur den Schlüssel?« Sie sah aus, als rege sie sich immer mehr auf.
    »Vielleicht ist es jemand gewesen, der vorhat, wiederzukommen.« Die Niedertracht, einer

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