Das Leben kleben
direkt in die Augen. »Er will das Haus für eine halbe Million verkaufen. Dann geht er rauf auf eine Million. Dann tauchen Sie einfach so im Krankenhaus auf und bieten zwei Millionen.« Ich sprach schnell und war mir des nicht sehr freundlichen Blicks bewusst, mit dem er mich anstarrte. »Sie müssen zugeben, dass es ... ein bisschen irritierend ist.«
»Hören Sie, Mrs. ... Georgette. Um ehrlich zu sein, weiß ich nicht, was das mit Ihnen zu tun hat. Es ist die Sache von Mrs. Shapiro, was sie mit ihrem Haus tun will, oder nicht? Soweit ich weiß, sind Sie nicht einmal mit ihr verwandt.« Er sah wieder auf die Uhr. »Ich habe Mrs. Shapiro ein sehr faires Angebot gemacht, denke ich. Mehr als fair. Ein großzügiges Angebot. Ich weiß nicht, was Mark Ihnen gesagt hat, aber lassen Sie uns eins klarstellen.« In seiner Stimme lag ein drohender Unterton, bei dem ich leicht zurückwich. »Nur weil es auf den Markt kommt, heißt das noch lange nicht, dass es den Marktpreis erzielt. Oder dass derjenige, der es zunächst kauft, auch der ist, der es behält, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
Was meinte er? In der Enge seines Büros roch ich sein Aftershave und darunter einen fast animalischen Geruch, der mich an Wonder Boy erinnerte.
»Sie meinen, Mark Diabello kauft es für eine halbe Million und verkauft es für zwei Millionen weiter, während die Differenz in seine Tasche wandert?«
»Das habe ich nicht gesagt, Georgette.« Er betonte jede Silbe mit Nachdruck. »Das habe ich nicht gesagt.« Wieder sah er auf die Uhr, dann stand er auf. »Wenn Sie mich jetzt entschuldigen, ich muss mich um meine Geschäfte kümmern.«
Als ich wieder auf dem Bürgersteig stand, war mir schwindelig. In der letzten halben Stunde war es dunkel geworden, und ein paar vereinzelte Schneeflocken trieben wie verirrte Gedanken durch das orangefarbene Licht. Einige Läden schlossen bereits, doch ich sah, dass Hendricks & Wilson noch offen war. Was hatte ich zu verlieren?
Obwohl die beiden Schaufenster von außen ähnlich waren, sahen die Geschäftsräume innen überraschend anders aus. Wo bei Wolfe & Diabello alles Glas und Chrom war, mit Laminat und Halogenlampen im Stil eines City-Bistros, gab es bei Hendricks & Wilson roten Teppich, Ledersessel und Messinglampen wie in einem Herrenclub. Ich nahm an, die Ausstattung sollte traditionsverbunden und vertrauenerweckend wirken, doch mir schien sie lächerlich pompös für einen so kleinen Laden. Ein dünner Junge mit Gelfrisur saß an einem Computer und starrte wie gebannt auf den Bildschirm. Als ich hereinkam, sah er auf und lächelte. »Ich suche Damian«, sagte ich.
»Das bin ich«, strahlte er. Seine Zähne standen etwas schief, und er sah beruhigend dämlich aus. »Kann ich Ihnen helfen?«
Ich hatte mir nicht zurechtgelegt, was ich sagen wollte, und so versuchte ich es mit meinem gewohnten Sprüchlein von der Tante, die ihr Haus am Totley Place verkaufen wollte. Dabei beobachtete ich aufmerksam sein Gesicht, doch ich sah keinerlei Reaktion. Was immer Mrs. Goodney plante, anscheinend hatte sie noch keine Schritte eingeleitet. Vielleicht hatte ich ihr Angst gemacht.
»Ich glaube, da sollten Sie mit einem unserer Geschäftsführer sprechen. Soll ich einen Termin für Sie machen?« Er griff nach einem großen, rotgebundenen Tischkalender.
Ich zögerte. Brauchte ich wirklich noch mehr Immobilienmakler in meinem Leben?
»Könnten Sie mir nicht eine grobe Einschätzung geben?«
»Hm.« Er kaute an einem Fingernagel. »Wissen Sie was - nachher auf dem Heimweg fahre ich vorbei und sehe es mir an.« »Danke. Ich rufe Sie morgen an. Danke, Damian.« »Woher wussten Sie ...?« Ich ging schnell zur Tür.
Als ich am nächsten Morgen mit Damian telefonierte, war ich noch fester davon überzeugt, dass er in keine schmutzigen Tricks verwickelt war. Er wollte mir keine Zahl nennen, aber er sagte: »Ein großes Grundstück wie dieses mitten in Highbury - da steckt großes Baupotenzial drin. Wir reden hier von Millionen. Sie sollten wirklich mit Mr. Wilson sprechen.«
»Ich glaube nicht, dass meine Tante wollen würde, dass es bebaut wird. Aber vielen Dank für Ihre Hilfe.«
Ich legte auf, bevor er irgendwelche Fragen stellen konnte.
Wenn Damian nicht in der Sache drinsteckte, bedeutete das, es mussten Wolfe &
Diabello sein. Wut kochte in mir auf. Ich versuchte mich mit Ms. Baddiels Atemübungen zu beruhigen.
Einatmen - zwei - drei - vier. Ausatmen - zwei - drei - vier.
Wolfe & Diabello. Was
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