Das Leben Mohammeds, des arabischen Propheten (German Edition)
Barbier Gebete murmelt und der Pilger dieselben wiederholt. Die Abschnitzel des Haares und der Nägel werden in geweihten Boden begraben, und die wesentlichsten Pflichten der Wallfahrt sind erfüllt.
Am neunten Tage des Monats Al Dhu’l-Hadschdschi begeben sich die Wallfahrer in Eile und mit Lärmen auf den Berg Arafat, wo sie bis zu Sonnenuntergang bleiben; die Nacht bringen sie betend in der Kapelle Mozdalifa zu und steigen am nächsten Morgen vor Sonnenaufgang in das Thal Mena hinab; daselbst werfen sie sieben Steine nach jedem der drei Pfeiler, um Abraham und auch Adam, wie Einige sagen, nachzuahmen, der von diesem Orte den Teufel mit Steinen vertrieb, als er von ihm in seinen Andachtsübungen gestört wurde.
Das sind die hauptsächlichen Förmlichkeiten, welche dieses bedeutungsvolle moslemische Glaubenswerk der Wallfahrt bilden. Bevor wir jedoch diesen Abriß des mohammedanischen Glaubens und die sagenhafte Geschichte seines Gründers schließen, können wir nicht umhin, eine von seinen Neuerungen zu bemerken, welche über alle seine Bekenner Verwirrung und über fromme Pilger besondere Unbequemlichkeiten gebracht hat.
Das arabische Jahr besteht aus zwölf Mondsmonaten, welche abwechselnd dreißig und neunundzwanzig Tage enthalten, so daß an jedem Sonnenjahre eilf Tage fehlen. Um diesen Mangel auszugleichen, wurde vor Mohammeds Zeitrechnung zu jedem dritten Jahre ein dreizehnter Monat hinzugefügt, zu demselben Zwecke, wie in dem christlichen Kalender in jedem Schaltjahre ein Tag eingeschoben wird. Mohammed, welcher ungebildet und mit der Sternkunde unbekannt war, schnitt diesen dreizehnten oder Schaltmonat ab, weil er der göttlichen Ordnung für die Umwälzungen des Mondes zuwider wäre, und gestaltete den Kalender um zufolge einer göttlichen Offenbarung während der letzten Wallfahrt. Dies wird in der neunten Sure des Korans in folgender Weise erwähnt: »Die Zahl der Monate ist zwölf, wie es von Allah geordnet und auf die ewigen Tafeln geschrieben wurde an dem Tage, wo er den Himmel und die Erde schuf. Versetze nicht den heiligen Monat in einen andern, denn das ist wahrlich eine Neuerung der Ungläubigen.«
Die Zahl der so ausfallenden Tage beläuft sich in 33 Jahren auf 363. Es wird daher nothwendig, am Schlusse jedes dreiunddreißigsten Jahres ein Schaltjahr hinzuzufügen, um die mohammedanische Zeitrechnung auf die christliche zurückzuführen.
Eine große Unbequemlichkeit, welche aus dieser Offenbarung des Propheten sich ergiebt, besteht darin, daß die moslemischen Monate die Jahreszeit nicht anzeigen, da sie jedes Jahr um eilf Tage früher anfangen. Dies ist zu gewissen Zeiten für die Andächtigen Mekkas eine empfindliche Beschwerde, da der große Pilgermond Dhu’I-Hadschdschi, in dessen Laufe sie halb nackend den Ihram zu tragen gezwungen sind, die Runde durch die Jahreszeiten macht, da er zu einer Zeit in den tiefen Winter, zu einer andern in die glühende Hitze des Sommers fällt.
Obgleich Mohammed laut der sagenhaften Geschichte dem Monde befehlen konnte, daß er vom Firmamente herabstieg und um das heilige Haus wandelte: so konnte er doch nicht die monatlichen Umwälzungen desselben beherrschen und fand, daß die Wissenschaft der Zahlen sogar über seine Prophetenbegabung erhaben ist.
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