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Das Leben Mohammeds, des arabischen Propheten (German Edition)

Das Leben Mohammeds, des arabischen Propheten (German Edition)

Titel: Das Leben Mohammeds, des arabischen Propheten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Washington Irving
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sich aber gegen den Allerhöchsten empörten und die Herrschaft über die Erde sich anmaßten, welche sie zwei tausend Jahre lang behaupteten. Zuletzt wurde Azazil oder Lucifer gegen sie abgeschickt und überwand sie, indem er den mächtigen König derselben Gian ben Giau, den Gründer der Pyramiden, besiegte; der magische Schild desselben mit zauberischer Kraft fiel in der Folgezeit in die Hände des weisen Königs Salomo und gab ihm Macht über die Zauberwerke der Magier und bösen Genien. Die rebellischen Geister, besiegt und gedemüthigt, wurden in einen finstern Winkel der Erde gejagt. Dann erst schuf Gott den Menschen mit weniger gefährlichen Eigenschaften und Kräften und wies ihm die Welt zum Wohnplatze an.
    Nach moslemischen Begriffen wurden die Engel aus glänzenden Edelsteinen, die Genien aus Feuer ohne Rauch, und Adam aus Thon gebildet.
    Wo Mohammed in der 72. Sure des Korans auf den Besuch der Genien in dem Thale Naklah Bezug nimmt, da läßt er sie folgende, freimüthige Erzählung über sich geben: »Wir versuchten früher in das einzudringen, was im Himmel sich ereignete; aber wir fanden denselben von Engeln mit flammenden Lanzen bewacht; wir setzten uns auf einige der Sitze, um die Unterredung seiner Bewohner zu hören; aber wer jetzt noch lauschen will, der findet eine Flamme, die zur Bewachung der himmlischen Gränzen zubereitet ist. Es giebt Einige unter uns, die Moslemen sind, und es giebt Andere, welche von der Gerechtigkeit abschweifen. Wer den Islam ergreift, der sucht die wahre Leitung; aber diejenigen, welche von der Gerechtigkeit weichen, werden Brandstoff sein für das Feuer der Gehenna.

Zwölftes Capitel.
Nächtliche Reise des Propheten von Mekka nach Jerusalem, und von da in den siebenten Himmel.
    Als ein Asyl für Mohammed im Hause seines Schülers Mutem Ibn Adi besorgt war, so wagte er nach Mekka zurückzukehren. Auf den übernatürlichen Besuch der Genien im Thale Naklah folgte bald eine weit außerordentlichere Vision oder Offenbarung, welche seitdem unter den frommen Mohammedanern ein Gegenstand von Erklärungen und Vermuthungen geblieben ist. Wir meinen die berüchtigte Nachtreise nach Jerusalem und von da in den siebenten Himmel. Die Einzelheiten derselben, obgleich sie scheinbar mit den eigenen Worten Mohammeds erzählt werden, beruhen rein auf Sage; Einige führen jedoch Beweisstellen dafür an, welche hier und da in dem Koran zerstreut sind.
    Wir beabsichtigen nicht, diese Vision oder Offenbarung in ihrer Ausdehnung und romantischen Ungereimtheit zu geben, sondern wir wollen nur ihre wesentlichsten Züge aufgreifen.
    Die Nacht, in welcher sie vor sich ging, wird als eine der finstersten und aus Ehrerbietung schweigsamsten geschildert, welche man jemals erlebt hatte. Es krähten weder Hähne, noch bellten Hunde; es heulten weder wilde Thiere, noch krächzten Eulen. Die Gewässer sogar hörten auf zu murmeln und die Winde zu flüstern; die ganze Natur schien bewegunglos und todt. In der Mitte der Nacht wurde Mohammed durch eine Stimme aufgeweckt, welche rief: »Wache auf, du Schläfer!« Der Engel Gabriel stand vor ihm. Seine Stirn war leuchtend und heiter, seine Farbe weiß wie Schnee, sein Haar wallte über seine Schultern, er hatte Flügel von blendenden Farben und seine Kleider waren mit Perlen übersät und mit Gold gestickt.
    Er brachte Mohammed ein weißes Prachtroß, wundervoll an Gestalt und Eigenschaften und unähnlich jedem Thiere, welches er jemals gesehen hatte, und allerdings unterschied es sich von jedem, irgend einmal zuvor beschriebenen Thiere. Es hatte ein menschliches Gesicht, aber die Kinnbacken eines Pferdes; seine Augen waren wie Hyacinthe und strahlten wie Sterne. Es hatte Adlerflügel, welche von Lichtstrahlen schimmerten, und seine ganze Gestalt glänzte von Gemmen und Edelsteinen. Es war eine Stute und wegen ihres blendenden Glanzes und ihrer unglaublichen Schnelligkeit wurde sie Al Borak oder der Blitz genannt.
    Mohammed schickte sich an, dieses übernatürliche Prachtroß zu besteigen; als er aber die Hand ausstreckte, zog es zurück und bäumte. »Sei ruhig, o Borak!« sagte Gabriel; »achte den Propheten Gottes! Niemals wurdest du von einem Sterblichen, welchen Allah höher ehrte, bestiegen. »O Gabriel!« erwiderte Al Borak, welcher für jetzt durch ein Wunder mit Sprache begabt wurde, »ritt mich nicht in der Vorzeit Abraham, der Freund Gottes, als er seinen Sohn Ismael besuchte? O Gabriel! ist das nicht der Vermittler, der Fürsprecher, der

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