Das Leben Mohammeds, des arabischen Propheten (German Edition)
er sich dadurch, daß er von Neuem in den Ehestand trat, wegen ihres Verlustes zu trösten und ergab sich seitdem einer Mehrzahl von Frauen. Durch ein Gesetz erlaubte er jedem seiner Bekenner vier Frauen, aber er selbst beschränkte sich nicht auf diese Anzahl, denn er bemerkte, daß ein Prophet, weil vorzüglich ausgerüstet und mit Vorrechten begabt, nicht verpflichtet wäre, sich wie gewöhnliche Sterbliche an dieselben Gesetze zu binden.
Die erste Wahl geschah innerhalb eines Monats nach Kadidschahs Tode und fiel auf ein schönes Kind, Namens Ayescha, die Tochter seines treuen Anhängers Abu Beker. Vielleicht suchte er durch diese Verbindung Abu Beker noch fester an seine Seite zu ketten, da er einer der Wackersten und Beliebtesten seines Stammes war. Ayescha war jedoch erst sieben Jahre alt, und obschon die weiblichen Personen in jenen östlichen Himmelsstrichen bald blühen und reifen: so war sie doch zu jung, um in den ehelichen Stand einzutreten. Er wurde daher lediglich mit ihr verlobt und verschob die Heimführung um zwei Jahre; während dieser Zeit ließ er sie in allen Fertigkeiten, welche einem arabischen Mädchen von Stande zukommen, sorgfältig unterrichten.
Diese Gattin, in der vollsten Blüthe der Jahre erwählt, liebte der Prophet leidenschaftlicher, als eine von denjenigen, welche er in der Folge heirathete. Alle diese hatten schon vorher im Ehestande gelebt; Ayescha, sagte er, war die einzige, welche als eine reine, unbefleckte Jungfrau in seine Arme kam.
Damit er angemessene Aufheiterung nicht entbehren dürfte, während Ayescha das heiratsfähige Alter erreichte: so nahm er indessen Sawda, die Wittwe Sokrans, eines seiner Bekenner, zum Weibe. Sie war die Amme seiner Tochter Fatima gewesen und war eine der Gläubigen, welche vor den ersten Verfolgungen des mekkanischen Volkes nach Abyssinien flohen. Angeblich erhielt sie während des Exils eine dunkle Andeutung der künftigen Ehre, welche ihrer wartete, denn sie träumte, daß Mohammed das Haupt an ihren Busen legte. Sie erzählte den Traum ihrem Ehemanne Sokran, welcher ihn als eine Vorherverkündigung seines frühen Todes und ihrer Verheirathung mit dem Propheten auslegte.
Die Ehe, ob vorher gesagt oder nicht, war eine Sache reiner Schicklichkeit. Mohammed liebte Sawda nie mit der Hingebung, welche er für seine anderen Frauen an den Tag legte. Er würde sie sogar in späteren Jahren beseitigt haben; aber sie bat inständig um die Gewährung der Ehre, sich noch seine Frau nennen zu dürfen, und machte den Vorschlag, daß sie, wenn nun die Reihe an sie kommen würde, das Ehebett zu theilen, ihr Recht der Ayescha überlassen wollte. Mohammed willigte in eine Ausgleichung, welche seine Liebe zu Letzterer begünstigte, und Sawda blieb, so lange als sie lebte, dem Namen nach seine Ehefrau.
Mohammed empfand bald den Verlust, welchen er durch Abu Talebs Tod erlitten hatte. Dieser war nicht allein ein liebevoller Verwandter, sondern auch wegen seines großen Einflusses in Mekka ein standhafter und mächtiger Beschützer gewesen. Bei dessen Tode gab es Niemanden, welcher Abu Sofians und Abu Jahls Feindseligkeiten zu hemmen und zu vereiteln vermochte; diese erregten bald einen solchen Verfolgungsgeist unter den Koreischiten, daß es Mohammed gefährlich fand, in seiner Geburtsstadt zu bleiben. Von seinem Freigelassenen Zeid begleitet, machte er sich daher auf, um in Tayef eine Zufluchtsstätte zu suchen. Das war eine kleine, befestigte, ungefähr 70 Meilen von Mekka entfernte Stadt, welche von den Thakifiten oder den Arabern des Stammes Thakif bewohnt wurde. Es war einer von den begünstigten, zwischen Weinbergen und Gärten gelegenen Plätzen Arabiens. Hier wuchsen Pfirsiche und Pflaumen, Melonen und Granatäpfel, blaue und grüne Feigen und Palmbäume mit ihren Büscheln grüner und goldener Früchte. So frisch waren daselbst die Viehweiden und so fruchtbar die Felder, so sehr contrastirten sie mit der Unfruchtbarkeit der benachbarten Wüsten, daß die Araber fabelten, es wäre ursprünglich ein Theil Syriens gewesen, welcher zur Zeit der Sündfluth davon abgerissen und hieher geschwemmt worden wäre.
Mohammed betrat die Thore Tayefs mit einem ziemlichen Grad von Vertrauen, indem er sich auf den Einfluß seines Oheims Al Abbas, welcher Besitzungen daselbst, hatte, wegen des Schutzes verließ. Einen schlechteren Zufluchtsort hätte er jedoch nicht wählen können. Tayef war eine von den Burgen der Abgötterei. Hier wurde die Anbetung von El Lât,
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