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Das Leben Zimmer 18 und du

Das Leben Zimmer 18 und du

Titel: Das Leben Zimmer 18 und du Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Salchow
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warum ich letztendlich stark genug war, ihn zu verlassen.
    Ich schlucke meine Vorwürfe herunter. Die Zeit des Grübelns ist vorbei und zurückgeblieben, in einer Welt, die ich hinter mir gelassen habe. Alles, was übrig ist, liegt in diesem Wagen, dessen Tür ich hinter mir ins Schloss werfe.
    Neben mir sehe ich Bastians Wagen.
    Mein Herz schlägt schneller.
    Beinahe schon zögernd gehe ich um den Block herum. Meine Hände zittern, dieses Mal jedoch nicht aus Angst.
    Nein.
    Diesmal ist alles anders.
    Als ich vor der Eingangstür ankomme, kommt er mir bereits entgegen. In der Hand die Zeitung, die er gerade aus dem Briefkasten geholt hat. Eine Geste, die nicht alltäglicher sein könnte und die mich vielleicht gerade deshalb umso mehr rührt.
    An den Fingern seiner rechten Hand baumelt der Schlüssel, mit dem er die Post geholt hat.
    Instinktiv greife ich danach, als ich vor ihm stehe.
    „Hast du auch einen für mich?“, frage ich augenzwinkernd, als ich meine Arme um seine Taille lege.
    Ich spüre sein Kinn auf meiner Schulter, während er mich an sich heranzieht.
    Er will etwas sagen, doch die Worte scheinen zu fehlen. Ebenso wie der Wille, mich wieder loszulassen.
    In diesem Augenblick scheint das Glück der ganzen Welt auf unseren Schultern zu liegen. Niemand stört uns. Und niemand könnte es. Fast kommt es mir so vor, als befänden wir uns unter einer Glaskuppel, die von niemandem durchquert oder angehoben werden kann.
    Nur wir beide.
    Hier. Jetzt.
    Nach all den Fragen, all den Ängsten, endlich vereint.
    Ein Moment, nach dem ich greifen möchte und der doch so unfassbar ist, dass ich ihn vorbeiziehen sehe, bevor ich in der Lage bin, ihn zu realisieren.
    Und plötzlich habe ich das Gefühl, die Antwort auf alle Fragen meines Lebens in diesem einen Augenblick zu erhalten. Das Ende einer Suche, die 32 Jahre lang der Sinn meines Lebens war, um nun vom eigentlichen Sinn abgelöst zu werden: Der Liebe. Der wirklich wahren Liebe, so wie sie vom Leben gemeint ist.
    Eine Liebe, die ihren Weg tapfer durch jede noch so tiefe Dunkelheit findet.
    Bedingungslos. Atemlos. Hemmungslos.
    „Wollen wir reingehen?“ Er zieht mich näher an sich heran und küsst meine Stirn.
    Strahlend blicke ich zu ihm auf. „Ich dachte schon, du fragst nie.“

    *

    Statusmeldung, 20. April 2013

    Liebe Freunde,
    diese Nachricht richtet sich vor allem an die Freunde und Bekannten aus dem realen Leben. Ich wähle diesen Weg, weil ich hoffe, meine Worte auf diese Weise an die meisten von euch richten zu können, da ich nichts zu verbergen habe und es mir wichtig ist, dass ihr meine Sicht der Dinge kennt:
    Ja, es stimmt, ich habe meinen Mann und das gemeinsame Haus verlassen. Und ja, es stimmt auch, dass ich wieder in einer neuen Beziehung bin. Trotzdem ist es mir wichtig, dass ihr wisst, dass ich meinem Mann nur das Beste wünsche. Ich finde es unangebracht und unnötig, hier schmutzige Wäsche zu waschen oder auszubreiten, wichtig ist nur, dass ihr wisst, dass ich diese Entscheidung nicht über Nacht getroffen habe. Für viele mag dieser Schritt eine Überraschung sein, aber ich habe schon in den letzten Jahren unbewusst gespürt, dass mir mein altes Leben nicht mehr gut tut. Viele Aspekte spielten dabei eine Rolle.
    Während meiner Depression, die ihren Höhepunkt im Februar erreichte, dachte ich die ganze Zeit über, dass die Schicksalsschläge in meiner Familie die Ursache für die Krankheit waren. Heute weiß ich, dass der Tod meines Bruders und meiner Mutter "nur" der Tropfen war, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat. Ich bin ein Mensch, der selten bis nie Menschen findet, die genauso "ticken", ich habe meine Eigenarten und meine ganz speziellen Ansichten zum Leben. Ich fühle und empfinde die Dinge oft anders als andere Menschen. Im Laufe der letzten Jahre habe ich mich allerdings zu sehr gegen meine eigentliche Natur entwickelt, einfach weil der Alltag es so verlangte, ohne dass ich es merkte. Eine Freundschaft, die sich im Krankenhaus entwickelte, öffnete mir die Augen. Eine Freundschaft, die von Anfang an Seelenverwandtschaft war, so verrückt es klingen mag. Eine Freundschaft, aus der mehr wurde und die mir zeigte, wer ich wirklich bin. Plötzlich war mir klar - und NUR mir, niemand hat mich dazu überredet -, dass ich mein komplettes altes Leben ändern muss, um wieder vollkommen gesund zu werden. So gesehen habe ich es der Krankheit zu verdanken, dass ich den richtigen Weg für mich gefunden habe.
    Vor dem letzten großen

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