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Das leere Grab im Moor

Das leere Grab im Moor

Titel: Das leere Grab im Moor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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und stand auch kurz auf, um den Stein nochmals in eine andere
Lage zu rücken. Eigentlich mußte er die dunklen Schemen der Jungs bemerkt
haben. Vielleicht hielt er sie für Baumstümpfe, oder er war nachtblind oder
schon nicht mehr ganz nüchtern.
    Tarzan hatte sich entspannt wie
vor einem Judo-Kampf, atmete ganz langsam und leicht, achtete nur auf seinen
Atem und ließ die Gedanken treiben. Dummerweise fiel ihm immer wieder dasselbe
ein: Das kann noch stundenlang dauern! Vielleicht kommt der Wilddieb erst um
Mitternacht oder noch später! Und jetzt ist es höchstens halb zehn!
    Aber — der Wilddieb hatte
Erbarmen. Er kam früher.
    Tarzan bemerkte ihn als erster,
war sich aber nicht sicher, ob sein Gehör ihn täuschte.
    Ein anderer Laut war plötzlich
in der nächtlichen Sinfonie: Ein unendlich leises Knistern im Gras. Wie von
schleichenden Schritten. Dort, wo sie gingen, verstummten die Grillen.
    Dann sahen die Jungs den
Schemen. Ganz plötzlich war er da, schon dicht vor der Baumgruppe: Dunkel,
groß, lautlos und irgendwie bedrohlich.
    Als letzter merkte Gröbl, daß
sein Warten nicht umsonst war.
    Zufällig hatte er sich in der
Minute vorher recht ruhig verhalten. Vielleicht weil er schläfrig war. Jetzt
wurde er munter.
    Der Strahl seiner Taschenlampe
schoß durch die Nacht. Genau auf den Wilddieb war die Lampe gerichtet. Das kam
unvermutet und hätte jeden überrascht. Blitzartig wirbelte die Gestalt herum.

    Daß er ein Mann war, sah man.
Ein großer Kerl, von Kopf bis Fuß dunkel gekleidet. Er trug eine Schirmmütze.
Sein Gesicht war rußgeschwärzt. Nur die Augen leuchteten.
    „Hände hoch!“ brüllte Gröbl.
„Verdammter Wilddieb!“
    Der begriff und reagierte
sofort. Mit einem mächtigen Satz sprang er aus dem Lichtschein.
    „Stehenbleiben!“ schrie Gröbl.
    Der Lichtstrahl suchte nach dem
Wilddieb, fand ihn auch, aber nur für Sekundenbruchteile. Denn der Wilderer
wußte, wo sein Heil lag, und er verschwand unter den Bäumen. Zweige, die fast
bis zum Boden reichten, entzogen ihn dem Blick.
    Dennoch — in diesem Augenblick
krachte der Schuß.
    Blindlings feuerte Gröbl in die
Blätter.
    Das kam nicht unbedingt
überraschend. Trotzdem — Klößchen wäre fast vom Stamm gepurzelt. Karl mußte
sich festhalten, um nicht in die Höhe zu schnellen.
    „Stehenbleiben! Verdammter
Verbrecher!“
    Gröbl rannte ihm nach,
schimpfend, stolpernd, in der einen Hand die Taschenlampe, in der anderen das
Gewehr.
    Die drei Freunde rührten sich
nicht.
    Gröbl lief unter die Bäume, kam
auf der anderen Seite hervor, verfolgte hartnäckig den Wilddieb, entfernte sich
weiter und weiter und ließ den Lampenschein vor sich hergeistern.
    „Puh!“ sagte Klößchen. „Gott
sei Dank!“
    „Der rennt und rennt“, ächzte
Karl. Er stand auf und rieb sich das Hinterteil. „Woher weiß der eigentlich, ob
er auf der richtigen Fährte ist?“
    „Sicherlich hat er die Nase
eines Jagdhundes.“ Tarzan stand auf und fiel zu einer tiefen Kniebeuge
zusammen, die er gleich ein paarmal wiederholte. „Außerdem das Herz eines
Löwen, die Ausdauer eins Windhundes und — wie ihr bemerken konntet — die
Treffsicherheit eines Meisterschützen. Das einzige, was er nicht zu vertragen
scheint, ist Schnaps.“
    Die beiden lachten.
    „Und jetzt?“ fragte Karl.
    „Jetzt ist leider alles
gelaufen“, sagte Tarzan. „Gröbl hat den Wilddieb verscheucht. Wir können nach
Hause gehen.“
    „So ein geschwärztes Gesicht!“
murmelte Klößchen. „Direkt unheimlich. Habt ihr was erkannt?“
    „Nüscht!“ sagte Karl.
    „Da war leider nichts zu
erkennen.“ Tarzan gab dem Stamm einen Tritt. „Hauen wir ab, bevor die Polizei
hier ist. Den Schuß hat man vielleicht beim Gasthaus gehört.“
    Sie liefen zur Baumgruppe.
Gröbl hatte sich mindestens 200 Meter entfernt. Seltsamerweise wirkte er nicht
wie ein Glühwürmchen, als er im Zickzack übers Moor geisterte, mal verdeckt von
Büschen oder Baumgruppen, dann wieder deutlich als Schattenriß sichtbar. Bei
längerem Hinsehen hatte man den Eindruck, ein betrunkenes Gespenst sei
unterwegs.
    Klößchen fiel zum zweiten Mal
auf die Nase.
    „Au!“ schimpfte er. „Verdammter
Mist! Immer ich!“
    Sie waren bereits unter den
Bäumen.
    „Nun steh’ auf!“ meinte Tarzan,
als Klößchen auf dem Bauch liegen blieb.
    „Klar. Oder denkste, ich will
hier übernachten. Glück im Unglück, wie schön! Ich glaube, ich habe fünf Mark
gefunden.“
    Er rappelte sich auf und wog
seinen Fund in der

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