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Das leere Grab

Titel: Das leere Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: André Marx
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langsam immer näher. Sie fuhren etwa eine halbe Stunde, als die Sonne hinter einer dichten Wolkendecke verschwand. Bald darauf fielen die ersten Tropfen und innerhalb weniger Augenblicke goss es in Strömen. Der Scheibenwischer konnte die herabprasselnden Fluten kaum bewältigen. Die Straße wurde zu einem verschwommenen Band. Justus hoffte, dass die Sicht ausreichen würde, wenigstens gab es hier keinen Verkehr. Einen Moment später fuhr er in ein so tiefes Schlagloch, dass der Wagenboden über den Schlammweg schleifte, die Reisetaschen vom Rücksitz fielen und Justus sich erneut den Kopf anstieß. »Verflucht!«, brüllte der Erste Detektiv den Regen an, doch der wollte trotzdem nicht aufhören. Frustriert brachte Justus den Wagen zum Stehen.
    »Wir warten besser ab, bis der Regen aufhört, was?«
    »In Ordnung. Ein tropischer Regen ist zwar heftig, dauert aber meistens nicht sehr lange.«
    »Sind die Straßen hier überall so?«
    »In abgelegenen Gegenden schon«, antwortete J.J. »Ich habe mich daran gewöhnt.«
    Nachdem Justus den Motor abgestellt hatte, hörten sie nur noch die prasselnden Tropfen. »Ganz schön unheimlich«, fand er. »Nur das Auto trennt uns von strömendem Regen, giftigen Schlangen und anderen Gefahren, von denen wir gar keine Ahnung haben.«
    »Skorpione zum Beispiel. Vor zwei Wochen hat mich einer gestochen. Das war ziemlich unangenehm.«
    »Mach mir ruhig Mut.« Justus langte nach hinten und wühlte unruhig in seiner Tasche. Er holte ein belegtes Brot hervor, das er in Canaima gekauft hatte. Langsam kauend starrte er in die herabstürzenden Wassermassen hinaus.
    Nach einer halben Stunde ließ der Regen nach und sie beschlossen weiterzufahren. Doch das Wasser hatte die Straße aufgeweicht und sie in eine Schlammpiste verwandelt. Flache Pfützen waren von tiefen Löchern nicht mehr zu unterscheiden und mehr als einmal hatte Justus Angst, die Achse könnte gebrochen sein, wenn der Wagen wieder in ein tiefes Schlagloch krachte. »Jetzt weiß ich, warum ich eine Extra-Versicherung abschließen musste«, murmelte er. Dampf stieg aus dem Urwald auf und wehte über die Straße, die Sicht war nach wie vor schlecht. Justus kroch inzwischen mit fünfzehn Meilen über den schlammigen Pfad. »Wir werden Tage brauchen. Willst du nicht mal fahren?«
    J.J. schüttelte den Kopf. »Du machst das eigentlich ganz gut. Zumindest für einen unerfahrenen Dschungelreisenden.«
    Plötzlich stand ein Baum mitten im Weg. Er war nicht umgestürzt, sondern wuchs direkt vor ihnen aus dem Boden. Justus trat auf die Bremse. »Was … soll das? Wo ist die Straße?«
    »Weg«, stellte J.J. trocken fest.
    »Das kann nicht sein.« Justus stieg aus – und versank bis über die Knöchel im Schlamm. »Verdammter Mist! Wo ist der Weg? Was hat dieser Baum hier zu suchen?« Bei näherem Hinsehen stellte er fest, dass die Straße tatsächlich hier endete. Ohne Übergang wurde sie vom Urwald abgelöst. Justus schnappte sich die Karte. »Ich muss eine Abzweigung verpasst haben.« Er kletterte wieder in den Wagen und wollte wenden, doch die Räder des Jeeps hatten sich bereits tief in die nasse Erde gegraben und drehten durch. »Bitte nicht!« Ihm brach der Schweiß aus.
    »Immer mit der Ruhe. Wir haben es doch nicht eilig, oder?«
    »Ich will trotzdem hier weg!« Ganz vorsichtig trat Justus aufs Gas. Die Reifen durften sich nicht zu schnell drehen, um zu greifen. Langsam schoben sie sich aus dem Schlamm heraus, bis sie mit einem Ruck frei waren. So vorsichtig und schnell wie möglich drehte er und fuhr zurück.
    »Laut Karte kann die Abzweigung höchstens einen Kilometer entfernt sein«, stellte J.J. fest.
    Justus fuhr drei Kilometer, aber alles, was sie entdeckten, war eine schmale Schneise, die mitten durch das Unterholz führte. Sie war gerade breit genug für einen Wagen, doch kaum geeignet, sie tatsächlich zu befahren. Sie suchten die Strecke erneut ab, aber es gab keinen Zweifel: Dies musste die auf der Karte eingezeichnete Straße sein. »Das ist keine Straße!«, fluchte Justus. »Das ist nicht einmal ein Weg! Ein besserer Trampelpfad ist das – mit viel gutem Willen!«
    »Ich fürchte, uns bleibt keine Wahl.«
    Justus blickte seinen Beifahrer an. Er war froh, nicht alleine zu sein. Jason strahlte die Ruhe aus, die ihm fehlte. »Hast recht.« Entschlossen lenkte er den Geländewagen geradewegs in den Regenwald hinein. Ein Gestrüpp aus Lianen und Ästen kratzte über das Autodach. Wurzeln und Pfützen stellten den

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