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Das leere Grab

Titel: Das leere Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: André Marx
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Gestern war Onkel Titus ziemlich mit den Nerven runter. Ich bin nicht sicher, ob es ihm guttut, die Bilder zu sehen.«
    »Das stimmt, aber haben wir eine Wahl? Ich weiß jedenfalls nicht, wo wir sonst weitermachen könnten.«
    Bob legte den Kopf schief und nickte schließlich. »Na schön. Aber wir sollten behutsam vorgehen.«
    Sie fanden Titus Jonas auf dem Schrottplatz. Er sortierte gerade einen Haufen Schrauben, der sich im Laufe der Zeit angesammelt hatte.
    »Mr Jonas?«
    »Oh, ihr seid hier? Wart ihr in eurem Campinganhänger? Habt ihr was von Justus gehört?« Onkel Titus war seine Nervosität deutlich anzumerken.
    »Nein«, antwortete Bob. »Aber wir waren bei Mr Hitfield. Leider konnte er uns nicht viel sagen. Er hat uns den Ort genannt, den Justus vermutlich aufsuchen wird: ein Dorf mitten im venezolanischen Urwald.«
    Onkel Titus sah überrascht auf. »Ihr wollt ihm doch nicht etwa nachreisen!«
    Peter schüttelte den Kopf. »Aber wir wollen ihn so gut wie möglich von hier aus unterstützen. Vielleicht können wir durch Nachforschungen herausfinden, ob seine Eltern noch leben.«
    »Und wie wollt ihr das machen?«
    »Mr Hitfield hat uns Fotos gegeben, die er in Venezuela von Mrs Jonas gemacht hat. Können Sie uns sagen, ob Sie die Frau auf den Bildern wiedererkennen?« Er reichte ihm die Bilder.
    Onkel Titus sah die Fotos lange an. Dann schüttelte er langsam den Kopf. »Ich weiß nicht.«
    »Sie meinen, sie sieht ihr ähnlich, aber Sie sind nicht sicher?«, fragte Bob.
    »Nein. Ich meine, ich weiß nicht, ob das Catherine Jonas sein könnte oder nicht.«
    »Versuchen Sie sich die Frau, an die Sie sich erinnern, elf Jahre älter vorzustellen«, schlug Peter vor.
    »Das kann ich nicht. Ich erinnere mich kaum an sie.«
    Peter runzelte die Stirn. »Aber … aber sie war doch die Frau Ihres Bruders.«
    »Richtig.«
    »Können Sie sich denn auch nicht an Ihren Bruder erinnern?«
    Onkel Titus nickte. »Doch. Sehr gut sogar.«
    »Wie kommt es dann, dass Sie das Gesicht seiner Frau nicht mehr im Kopf haben?«
    Seine Antwort war unerwartet und scharf: »Nur weil Catherine zufällig die Frau meines Bruders war, muss ich mich noch lange nicht an sie erinnern können!«
    Peter und Bob waren sprachlos. Hilfe suchend sahen sie sich an. So plötzlich wie der Ausbruch gekommen war, beruhigte sich Titus Jonas wieder und seine Stimme wurde so leise wie gewohnt: »Entschuldigt. Ihr könnt ja nichts davon wissen.«
    »Wovon?«, fragte Peter vorsichtig.
    Onkel Titus seufzte. »Catherine und ich haben uns nie besonders gut verstanden. Nein, das ist zu vorsichtig ausgedrückt. Wir konnten uns nicht ausstehen. Auf Familienfesten kam es immer zu Streitereien. Irgendwann eskalierte die Situation und wir hatten überhaupt keinen Kontakt mehr. Mathilda und ich sahen nur noch Julius und Justus, wenn sie uns besuchten. Catherine hielt sich fern. Daher ist es schon mehr als elf Jahre her, dass ich sie das letzte Mal gesehen habe. Und ich muss gestehen, dass ich mich nie an ihr Gesicht erinnern wollte. Tut mir leid, Jungs, aber ich kann euch nicht weiterhelfen.«
    »Tja«, sagte Peter betreten, »dann gehen wir mal wieder.« Sie wandten sich um und gingen zurück zur Zentrale. Als sie die Tür hinter sich geschlossen hatten, seufzte der Zweite Detektiv. »Puh! Das hatte ich nicht erwartet.«
    Bob schüttelte den Kopf. »Ich auch nicht. Meine Güte, hast du gewusst, dass Onkel Titus so sauer werden kann?«
    »Hast du gewusst, dass er in der Lage ist, einen anderen Menschen nicht zu mögen? Ich hatte immer gedacht, in Justs Familie gäbe es solche Geschichten nicht.«
    Bob zuckte die Schultern. »Die gibt es wohl in jeder. Warum sollte es bei unserem Ersten anders sein? Wir sollten nicht darüber urteilen. Und vielleicht sollten wir uns ganz aus der Sache heraushalten. Ich möchte mich ungern in eine Familiengeschichte einmischen, die mich nichts angeht.«
    »Mir ist es zwar auch unangenehm, aber Justus braucht unsere Hilfe. Wir machen weiter! Ob Justus gewusst hat, dass sein Onkel seine Mutter nicht ausstehen konnte«, rätselte Peter.
    »Weiß nicht. Möglich wäre es. Vielleicht war das der Grund, warum er verschwunden ist, ohne Onkel Titus und Tante Mathilda etwas zu sagen.«
    »Und was machen wir jetzt? Weder Albert Hitfield noch Onkel Titus haben uns weiterhelfen können.«
    Bob seufzte. »Keine Ahnung. Justus wüsste jetzt, was zu tun wäre.«
     
    Das ständige Singen und Summen des Urwalds schien lauter geworden zu sein. Der Regen

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