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Das leere Grab

Titel: Das leere Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: André Marx
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verlassen und trostlos wirkenden Zentrale um.
    »Vermutlich schläft er«, antwortete Bob. Sie hatten sich nach der Schule aus alter Gewohnheit auf dem Schrottplatz getroffen. Doch ohne Justus kam ihnen dieser Ort merkwürdig vor. »Und was machen wir?«
    Peter seufzte und fuhr sich durch die rotbraunen Haare. »Wir könnten dieses Chaos aufräumen. Als kleine Überraschung für Justus, wenn er zurückkommt. Aber ohne sein organisatorisches Talent bringen wir vermutlich nur noch mehr Unordnung hinein.«
    »Alles faule Ausreden.«
    »Stimmt«, gab Peter zu. »Eigentlich habe ich keine Lust aufzuräumen. Aber nicht weil ich faul bin, sondern weil es mich wurmt, dass wir uns mit Aktenordnern herumschlagen sollen, während unser Erster irgendwo in Venezuela unterwegs ist und schon jetzt in großen Schwierigkeiten steckt.«
    »An was für Schwierigkeiten denkst du?«
    »Was weiß ich! Er könnte sich im Urwald verirren oder von Schlangen gefressen werden oder so. Ohne uns ist er doch völlig aufgeschmissen!«
    Bob lachte. »Meinst du nicht, dass Justus ganz gut auf sich allein aufpassen kann?«
    »Nein, das meine ich nicht. Wie oft haben wir ihm schon aus der Klemme helfen müssen? Ich habe irgendwann aufgehört zu zählen.«
    »Und was willst du tun? Ihm nachfliegen?«
    »Am liebsten würde ich das. Aber das lassen weder mein Geldbeutel noch meine Schulnoten zu. Mir wird der Direktor sicherlich keine Beurlaubung bewilligen.«
    Bob überlegte. »Wenn Justus nicht völlig von der Rolle gewesen wäre, hätte er anders gehandelt. Er handelt sonst nie überstürzt. Lieber überdenkt er die Dinge hundertmal, bevor er sie in die Tat umsetzt. Nur diesmal hat seine Logik ausgesetzt.«
    Peter nickte. »Ich kann gut verstehen, dass seine Logik in diesem Fall aussetzte. Wäre mir nicht anders ergangen.«
    »Welche Logik hätte bei dir denn aussetzen sollen?«, fragte Bob grinsend.
    Peter überging die Spitze. »Worauf willst du hinaus?«
    »Ich überlege nur, was Justus normalerweise in einem solchen Fall getan hätte. Er wäre sicherlich nicht sofort nach Südamerika geflogen. Und was hätte er sonst getan?«
    »Er hätte von hier aus Nachforschungen angestellt.«
    »Genau. Wenn wir ihm helfen wollen, sollten wir das auch tun.«
    »Aber wie wollen wir denn herausfinden, ob Justus’ Eltern noch leben?«
    Bob zuckte die Schultern. »Keine Ahnung. Aber ich schlage vor, wir besuchen Albert Hitfield.«
    Peter runzelte die Stirn. »Was soll das bringen?«
    »Weiß ich noch nicht. Aber irgendwo müssen wir ja anfangen.«
    »Justus’ Argumentation ist meistens einleuchtender«, fand der Zweite Detektiv.
    »Nörgel nicht herum, komm mit. Oder willst du lieber aufräumen?«
    Peter warf einen Blick auf den Papierberg. Dann drängelte er sich an Bob vorbei nach draußen.
Verschollen in der Wildnis
    »Ich kann mir aber keinen Führer leisten«, rief Justus aufgebracht. »¡No guía!«
    Der Venezolaner sprach so schnell, dass der Erste Detektiv kein einziges Wort verstand. Er konnte Schulspanisch. Aber dieser Dialekt hatte nichts mehr mit dem zu tun, was er in der Schule gelernt hatte. Unaufhörlich redete der kleine, dunkelhäutige Mann auf ihn ein.
    »¡No tan rápido, por favor!« Es half nichts. Der Mann sprach kein bisschen langsamer. Justus schüttelte entschieden den Kopf. »¡No, no, no, no!« Er wies auf den Jeep, der neben ihnen stand. »Das ist ein Mietwagen. Coche de alquiler. Ich habe einen Führerschein. Äh…« Justus überlegte verzweifelt, was Führerschein auf Spanisch hieß. Der Einfachheit halber zog er ihn schließlich aus seiner Brieftasche und wedelte damit vor der Nase des Wagenverleihers herum. Doch den schien das gar nicht zu kratzen. Soviel Justus bisher verstanden hatte, ging es darum, dass der Mann ihm keinen Wagen ohne Führer leihen wollte. Angeblich weil die Straßen zu schlecht seien. Der Erste Detektiv hielt das für ausgemachten Blödsinn. Schlechte Straßen oder nicht, er war in der Lage ein Auto zu fahren. Dafür brauchte er keinen Führer. Die Karte, die er sich im Ort besorgt hatte, würde genügen.
    »¡No guía!«, wiederholte er müde. »¿Cuánto es?«
    Plötzlich wurde der Mann aufmerksam. Aha, dachte Justus. Wenn ich über Geld rede, sieht die Sache gleich anders aus. Der Mann lief in seine kleine Hütte und kam kurze Zeit später mit einem Formular heraus, das er Justus unter die Nase hielt. ›Seguro‹ stand darauf. Justus zückte sein Wörterbuch und schlug nach. »Versicherung, aha«, murmelte

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