Das leere Grab
»Vielleicht nicht.«
Whisky für Justus
»Danke, dass Sie so kurzfristig Zeit hatten, Morton.« Justus stieg in den Rolls-Royce.
»Eine Dienstfahrt für die drei Detektive ist mir immer eine willkommene Abwechslung«, antwortete der Chauffeur, der den drei ??? seit Beginn ihrer detektivischen Karriere zur Verfügung stand. In der letzten Zeit hatten sie seine Dienste nur noch selten in Anspruch genommen, da sie inzwischen selbst den Führerschein hatten. Doch Justus besaß keinen Wagen und er hatte weder Bob noch Peter bitten wollen, ihn nach Malibu zu fahren. »Aber diesmal benötigt wohl nur ein einziges ? meine Dienste. Oder soll ich Peter und Bob noch abholen?«
»Nein, Morton, ich bin heute Ihr einziger Fahrgast.«
»Wohin soll es denn gehen?«
»Nach Malibu. Zum Cypress Canyon Drive.«
»Geht es um einen neuen Fall?«
Justus schüttelte den Kopf. »Es ist eine private Sache.«
Morton stellte keine weiteren Fragen. Dafür schätzte Justus ihn sehr. Die Berufsehre des Chauffeurs verlangte Diskretion, an die er sich in den meisten Fällen auch hielt. Wenn Justus schwieg, würde Morton nicht versuchen, ihn auszuhorchen. Und im Moment hatte der Erste Detektiv keine Lust zu reden. Tausend Dinge schwirrten ihm durch den Kopf, seit Albert Hitfield ihn angerufen hatte. Der Schriftsteller hatte ihm vorgeschlagen vorbeizukommen, statt die Angelegenheit am Telefon zu besprechen. Was konnte ihn auf die Idee gebracht haben, dass Justus’ Eltern möglicherweise nicht tot waren?
Nach Malibu war es nicht weit, doch Justus kam die Fahrt endlos vor. Er merkte, dass seine Hände schweißnass waren. Zornig rief er sich in Gedanken zur Ordnung. Was immer Mr Hitfield ihm zu sagen hatte: Alles würde eine logische Erklärung finden. Er musste sich keine Sorgen machen.
Die Straße wurde schlechter. Der Asphalt wich einem mit Schlaglöchern übersäten Schotterweg. Justus warf einen Seitenblick auf Morton, der das Lenkrad krampfhaft festhielt, als fürchtete er, es könne davonfliegen. Der Chauffeur bemerkte die Neugier des Ersten Detektivs. »Ich gebe zu, dass ich den Wagen ungern in eine solche Gegend fahre. Die Straße ist eine Katastrophe. Gut, dass es nicht geregnet hat.«
»Sonst wäre der Rolls bald ziemlich ruiniert«, gab Justus zu. »Aber glücklicherweise ist der Wagen in erstklassigem Zustand. Die Schlaglöcher werden ihm nichts anhaben.«
»Nett von dir, mich beruhigen zu wollen. Trotzdem wäre es mir lieber, wenn wir bald ankämen.«
»Da sind wir!« Justus wies nach vorn. Zwischen einigen hohen Bäumen schimmerte das Licht eines großen altenHauses hindurch.
»Ich hätte nicht gedacht, dass so weit draußen noch jemand wohnt«, gestand Morton.
»Das ging mir auch durch den Kopf, als ich das erste Mal hier war.«
Der Chauffeur fuhr den Wagen durch die Einfahrt und hielt neben Mr Hitfields Auto. »Ich warte hier.«
»Es könnte aber länger dauern«, warnte Justus.
»Das macht nichts. Ich bin es gewohnt zu warten. Außerdem habe ich mir ein Buch mitgenommen.«
Justus stieg aus, ging auf die Tür zu und klingelte. Albert Hitfield öffnete. Er war ein kleiner, grauhaariger Mann mit dichten Augenbrauen und einer schmalen Nase. In der Hand hielt er einen Stock. Seit einem Unfall vor vielen Jahren humpelte er. »Hallo, Mr Hitfield.«
»Guten Abend, Justus. Du hast dich aber sehr beeilt.«
»Wundert Sie das? Nach dem, was Sie am Telefon angedeutet haben, blieb mir ja nichts anderes übrig.« Sie gingen ins Wohnzimmer, in dessen Kamin ein Feuer prasselte. Justus nahm auf einer wuchtigen altmodischen Ledercouch Platz.
»Möchtest du etwas trinken?«
»Nein, danke, Mr Hitfield. Worum geht es? Verzeihen Sie, dass ich so direkt sein muss, aber mir ist im Moment nicht nach Small Talk zumute.«
»Das kann ich verstehen. Gut, ich werde gleich loslegen: Wie ich dir am Telefon schon sagte, war ich in den letzten Wochen in Südamerika und habe in Venezuela Nachforschungen für einen neuen Krimi angestellt. Ich lebte in einem kleinen Urwalddorf in einer Pension und lernte dort ein nettes amerikanisches Ehepaar namens Jonas kennen.«
Justus zuckte unwillkürlich zusammen.
»Sie waren ebenfalls Touristen. Beim Abendessen kam ich mit ihnen ins Gespräch. Als ich ihnen sagte, dass ich aus Kalifornien komme, waren sie überrascht und erzählten, dass sie früher auch hier gewohnt hätten. Da wurde ich stutzig. Ich hatte natürlich schon an dich gedacht, als sie mir ihren Nachnamen nannten. Der Name Jonas ist nicht
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