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Das leere Grab

Titel: Das leere Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: André Marx
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Aber du ahnst nicht, wie die letzte Nacht für mich gewesen ist. Ich habe gegrübelt und gegrübelt und gegrübelt und keine Antworten gefunden. Diesem Problem ist mit Logik nicht beizukommen. Ich muss handeln, wenn ich die Lösungen finden will. Und je länger ich damit warte, desto kribbeliger werde ich.«
    »Das kann ich ja verstehen. Aber musst du deswegen gleich nach Venezuela? Reicht es nicht, wenn du versuchst, brieflich oder telefonisch mit ihnen Kontakt aufzunehmen? Oder erst mal mehr über sie herauszufinden? Du bist Detektiv! Es dürfte doch kein Problem für dich sein, von hier aus genug über die beiden in Erfahrung zu bringen.«
    Justus schüttelte den Kopf. »Darum geht es nicht. Ich habe das Gefühl, dass ich keinen Tag mehr zögern darf, um die Wahrheit herauszufinden. Und das gelingt mir sicherlich schneller, wenn ich sie auf dem direkten Weg suche.«
    »Keinen Tag mehr zögern?« Lys sah ihn erschrocken an. »Wann willst du denn los?«
    »So bald wie möglich. Am liebsten jetzt gleich.« Justus lachte. »Aber das wird wohl nicht gehen. Ich denke an morgen oder übermorgen.«
    »Morgen oder übermorgen? Aber du hast noch Schule!«
    »Pech. Darauf kann ich jetzt keine Rücksicht nehmen.«
    »Wenn du einfach so verschwindest, bekommst du Riesenärger!«
    »In ein paar Tagen beginnen die Ferien«, erinnerte Justus. »Ich werde beim Direktor eine Urlaubswoche beantragen. In besonderen Fällen macht die Schule eine Ausnahme und entlässt einen früher in die Ferien. Ich denke, dies ist ein besonderer Fall. Sogar ein spezialgelagerter Sonderfall, wie Peter sagen würde.«
    »Wissen deine Freunde schon davon? Und Onkel Titus, Tante Mathilda?«
    Justus schüttelte den Kopf. »Ich habe bisher mit niemandem gesprochen. Außer mit dir.« Er lächelte. »Es tat ganz gut, den ganzen Kram loszuwerden. Danke.«
    Lys lächelte nicht. »Ich mache mir Sorgen, Justus.«
    »Warum? Meinst du nicht, dass ich auch in Venezuela ganz gut auf mich aufpassen kann?«
    »Das schon. Aber ich habe dich noch nie so unruhig erlebt. Normalerweise lässt du erst deine Denkmaschine rotieren, bevor du etwas tust. Du bist kein Freund von schnellen Entschlüssen. Das passt nicht zu dir.«
    »Da magst du recht haben. Aber im Moment passt auch der Rest nicht mehr zusammen. Ich werde nach Venezuela fliegen, und zwar so bald wie möglich. Und ich werde herausfinden, ob meine Eltern noch leben.«
Einsame Entscheidung
    »Was?«
    »Morgen?«
    »Bist du wahnsinnig?«
    »Bob, Peter«, sagte Justus ganz langsam, »beruhigt euch.« Die drei saßen in der Zentrale um den Haufen Aktenordner herum, der noch immer nicht sortiert und weggeräumt worden war – Justus auf dem Schreibtischstuhl, die beiden anderen auf dem Boden. Peter und Bob hatten sich gewundert, warum Justus nicht in der Schule erschienen war, und waren wie verabredet am Nachmittag auf dem Schrottplatz aufgetaucht, wo der Erste Detektiv sie erwartet hatte. Justus berichtete den beiden ausführlich, was geschehen war. Auch seine beiden Freunde konnten die Geschichte kaum glauben. Doch richtig schockiert waren sie erst, als Justus ihnen von seinen Plänen erzählte.
    »Aber du kannst doch morgen nicht einfach nach Südamerika fliegen! Woher willst du denn so viel Geld nehmen?«, fragte Peter aufgebracht.
    »Vom Konto.«
    »Aber das Geld…«, begann Bob.
    »Ist eigentlich für mein Studium gedacht, ich weiß«, fiel Justus ihm ins Wort. »Aber man muss Prioritäten setzen.«
    »Wie teuer ist denn der Flug?«
    »Ein paar hundert Dollar.«
    »Ein paar hundert Dollar? Wie viel sind ein paar?«, wollte Peter wissen.
    »Wenn ich euch das erzähle, regt ihr euch nur noch mehr auf. Ihr seid ja schlimmer als Tante Mathilda.«
    »Was sagt die denn dazu?«, fragte Peter.
    Justus zuckte die Schultern. »Die weiß noch gar nichts. Onkel Titus auch nicht.«
    »Ach! Und wie willst du ihnen das beibringen?«
    »Gar nicht. Sie würden mich nämlich niemals weglassen.«
    »Du willst es ihnen nicht sagen? Bist du völlig übergeschnappt?« Peter starrte ihn entgeistert an.
    »Mein Vater war… ist… war Onkel Titus’ Bruder. Wenn ich ihm nun die ganze Geschichte erzähle, würde auch er nicht mehr ruhig schlafen. Von Tante Mathilda ganz zu schweigen. Das möchte ich den beiden ersparen. Es reicht, wenn einer in der Familie sich den Kopf zerbricht.«
    Bob lachte auf. »Und du glaubst, dass sie ruhiger schlafen, wenn du einfach verschwindest? Das kann unmöglich dein Ernst sein.«
    »Natürlich nicht.

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