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Das letzte Buch

Das letzte Buch

Titel: Das letzte Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoran Zivkovic
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Schnelle den Mantel übergezogen |209| und bin hinausgegangen, um mit dir zu telefonieren, damit sie mich drin nicht hören. Er war nicht weit. Er war stehen geblieben,
     als wartete er auf mich.«
    »Und?«, fragte ich, als wieder Stille herrschte.
    »Ich habe das Telefon aus der Tasche gezogen, aber da hat er sich wieder in Bewegung gesetzt. Zuerst habe ich gezögert, dann
     bin ich ihm nachgegangen. Ich wollte es dir gerade melden, da war er bei der Teestube angelangt. Er hat sich zu mir umgedreht,
     und dann ist er hineingegangen. Ich bin auch zur Teestube gegangen, aber nur bis zum Eingang, und habe dich angerufen. Was
     soll ich jetzt tun? Soll ich auch hineingehen?«
    »Nein!« Ich schrie fast. »Warte auf der Straße auf mich. Ich komme, so schnell ich kann.«
    Gerade wollte ich auflegen, da war noch einmal Veras Stimme zu hören.
    »Und der Hauptkommissar?«
    »Was ist mit ihm?«
    »Soll ich ihn auch anrufen? Er hat es von mir verlangt, erinnerst du dich?«
    »Melde es ihm«, antwortete ich nach kurzem Zögern. »Aber nicht sofort. Warte ein bisschen. Hast du auch das andere Handy bei
     dir?«
    »Nein. Aber ich habe dein zweites. Ich habe es heute früh mitgenommen, als ich kurz zu Hause war.«
    »Ausgezeichnet! Dann ruf von dem aus an.«
    Ich steckte das Handy wieder in die Tasche, setzte rasch Blaulicht aufs Dach, schaltete die Sirene ein und kehrte mit quietschenden
     Reifen in den Verkehr zurück. Hinter mir hupte ärgerlich ein Auto, das ich beinahe gerammt hätte.
    Nach dreizehn Minuten war ich bei der Teestube, obwohl es mir viel länger vorkam. Zweimal entging ich nur um Haaresbreite
     einem Zusammenstoß.
    Als ich vor dem Eingang stand, war Vera völlig durcheinander. Ich küsste sie, aber sie erwiderte den Kuss kaum.
    |210| »Alle sind drin«, sagte sie leise.
    »Alle?«, wiederholte ich.
    »Ich habe den Hauptkommissar nicht anrufen können. Gerade als ich seine Nummer gewählt habe, kam er schon mit sechs oder sieben
     Männern angerannt. Er hat mir nur zugenickt, bevor sie in die Teestube gestürmt sind.«
    Ich hätte mir an den Kopf schlagen können!
    »Er kennt meine neue Nummer, weil ich mit diesem Handy gestern Abend Doktor Dimitrijević angerufen hatte, den sie offenbar
     auch abhören. Das hätte ich mir denken können!«
    »Das ist nicht alles …«
    Ich sah sie verdutzt an.
    »Was noch?«
    »Auch die anderen sind gleich hinterhergekommen.«
    »Welche anderen?«
    »Die heute Morgen in der Buchhandlung waren. Nicht gerade alle. Vielleicht so fünfzehn. Einige habe ich wiedererkannt. Auch
     Einstein war dabei. Er hat mir zugelächelt …«
    Ich starrte Vera an.
    »Ich habe diese Sekte unterschätzt! Noch eine Unterlassungssünde!«
    »Was nun?«, fragte sie.
    »Ich werde auch in die Teestube gehen. Ich habe keine Wahl.« Ich lächelte. »Soll ich etwa des Rätsels Lösung verpassen?«
    »Und ich?«
    »Du?«
    »Du erwartest doch wohl nicht, dass ich hier auf der Straße bleibe?! Ich möchte mit dir gehen.«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Nein. Es könnte gefährlich werden.«
    »Das wird es nicht.«
    »Woher willst du das wissen?«
    »Intuition.«
    |211| »Vera …«, begann ich, aber sie unterbrach mich.
    »Du hast einen Fehler gemacht, als du mich nicht zu dieser Villa mitgenommen hast. Willst du den Fehler wiederholen?«
    Es war keine Zeit, mir etwas auszudenken, was sie von ihrem Vorhaben abgehalten hätte. Sie stand dem Eingang zur Teestube
     näher als ich. Sie drehte sich einfach um, öffnete die Tür und ging hinein. Mir blieb nichts weiter übrig, als ihr zu folgen.

|212| 39.
    Wir brauchten einige Zeit, bis sich unsere Augen nach dem sonnigen, wenn auch kalten Tag an das rötliche Halbdunkel der Teestube
     gewöhnt hatten. Wir blieben an der Eingangstür stehen. Noch bevor ich richtig sehen konnte, hörte ich irgendwo vor mir die
     bekannte Stimme.
    »Willkommen.«
    Der Alte stand hinter dem Schanktisch und lächelte. Neben ihm waren noch zwei Gestalten in Blazern. Der einen war ich schon
     begegnet – dem zwölfjährigen Mädchen, das ich für einen Jungen gehalten hatte. Nur, welcher der beiden ganz gleich aussehenden
     Zwillinge, die sich, ebenfalls lächelnd, verbeugten, war sie?
    Das Rätsel wurde noch verworrener, als der Vater sie vorstellte.
    »Meine Sohn und Tochter.«
    Er verriet nicht, wer nun wer war.
    Vera erwiderte die Verbeugung, und so tat ich das Gleiche.
    »Bitte sehr«, sagte der Alte und kam hinter dem Ausschank hervor.
    Er wies auf einen Tisch. Er hätte jeden

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