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Das Letzte Einhorn und Zwei Herzen

Titel: Das Letzte Einhorn und Zwei Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter S. Beagle
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vollbracht, das ich von dir verlangte – doch hast du damit nur erreicht, dass ich den Geschmack an Wundern verloren habe. Für deine Kräfte ist keine Aufgabe zu groß – doch wenn das Wunder vollbracht ist, hat sich nichts geändert. Ich denke, große Macht kann mir nicht geben, was immer ich mir wirklich wünsche. Ein Meistermagier hat mich nicht glücklich gemacht; ich will sehen, was ein unfähiger zustande bringt. Du kannst gehen, Mabruk.« Er entließ den alten Zauberer mit einem Kopfnicken.
    Mabruks Maske der Freundlichkeit schwand wie ein Funke, der auf Schnee fällt, und mit demselben Geräusch. Sein ganzes Gesicht wurde wie seine Augen. »So leicht jagt man mich nicht davon«, sagte er sanft. »Nicht aus einer Laune heraus, und sei es eines Königs Laune, und nicht um eines Narren willen. Hüte dich, Haggard! Mabruk ärgert man nicht ungestraft!«
    Ein Wind erhob sich in der dunklen Kammer. Er kam von allen Seiten, drang durchs Fenster, durch die halbgeöffnete Tür, doch sein Ursprung war die geballte Gestalt des Hexenmeisters. Kalt und widerlich war dieser Wind, ein feuchter, zischender Sumpfwind, der hierhin und dorthin sprang, wie ein spielerisches Tier, das plötzlich die Hinfälligkeit der Menschen entdeckt. Molly Grue suchte Schutz bei Schmendrick, dem sichtbar unbehaglich zumute war. Prinz Lír bewegte sein Schwert in der Scheide auf und ab.
    Sogar König Haggard wich vor dem triumphierenden Grinsen des alten Mabruk einen Schritt zurück. Die Wände des Raumes schienen zu tauen und zu zerlaufen, das sternenbesetzte Gewand des Hexenmeisters weitete sich zur unendlichen, heulenden Nacht. Mabruk sprach kein Wort, doch der Wind begann ein böses, grunzendes Heulen, als er an Stärke zunahm. Im nächsten Augenblick musste er sichtbar werden, mit einem Donnerschlag Gestalt annehmen. Schmendrick öffnete den Mund, doch wenn er einen Gegenzauber versuchte, so blieb dieser unhörbar und ohne Wirkung.
    In dem Dunkel sah Molly Grue, wie die Lady Amalthea in der Ferne am Fenster sich wandte und eine Hand ausstreckte, an welcher Ring- und Mittelfinger von gleicher Länge waren. Das Mal auf ihrer Stirn leuchtete wie eine Blume.
    Der Wind war verschwunden, als hätte er nie geweht, die steinernen Wände umgaben sie wieder, und nach Mabruks Nacht wirkte die düstre Kammer jetzt mittäglich heiter. Der Zauberer kroch beinahe am Boden, starrte die Lady Amalthea an. Sein weises, gütiges Gesicht sah aus wie das Gesicht eines Ertrunkenen, sein Bart troff schütter vom Kinn, wie abgestandenes Wasser. Prinz Lír nahm ihn beim Arm.
    »Komm, Großväterchen«, sagte er nicht unfreundlich. »Da hinaus, so. Ich werde dir einen Empfehlungsbrief schreiben.«
    »Ich gehe«, rief Mabruk, »nicht aus Furcht vor dir, du Klumpen alten Teiges, noch aus Furcht vor deinem undankbaren, verrückten Vater, und schon gar nicht eures neuen Zauberers wegen, viel Glück wünsch ich euch mit dem!« Seine Augen begegneten den wölfischen Augen des Königs, und er lachte meckernd.
    »Haggard, um nichts in der Welt möcht ich an deiner Stelle sein!«, rief er. »Du hast dein Verderben zur Vordertür hereingelassen, doch ich bin sicher, dass es auf einem anderen Wege gehen wird. Ich könnte mich genauer ausdrücken, doch steh ich nicht mehr in deinen Diensten. Das ist jammerschade, denn eine Zeit wird kommen, da nur ein Meister dich wird retten können – und in jener Stunde wird Schmendrick deine Stütze sein! Leb wohl, armer Haggard, lebe wohl!«
    Lachend verschwand er; doch sein Frohlocken hielt sich noch lange in den Ecken und Winkeln der Kammer, wie der Geruch von Rauch oder der von altem, kaltem Staub.
    »So«, sagte der König im grauen Mondlicht. Er kam langsam auf Molly und Schmendrick zu, seine Schritte waren geräuschlos, sein Kopf bewegte sich fast spielerisch hin und her. »Rührt euch nicht!«, befahl er dann. »Ich will eure Gesichter betrachten.«
    Sein Atem raspelte wie ein Messer am Schleifstein, als er die beiden musterte. »Näher«, brummte er, »kommt näher, noch näher! Ich möchte euch ganz genau sehen.«
    »Dann mach ein Licht an«, sagte Molly Grue. Die Gelassenheit der eigenen Stimme jagte ihr mehr Angst ein als es das Wüten des alten Hexenmeisters getan hatte. ›Um ihretwillen mutig zu sein, da ist leicht‹, dachte sie, ›aber wenn ich einmal anfange, um meinetwillen mutig zu sein, wo wird das enden?‹
    »Ich mache nie Licht«, erwiderte der König. »Was wäre der Nutzen von Licht?«
    Er wandte sich von

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