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Das Letzte Einhorn und Zwei Herzen

Titel: Das Letzte Einhorn und Zwei Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter S. Beagle
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meine Maske durchschaut,
    und mein Lieben werd an dem gewissen Gefühl ich erkennen.

    Wie Wolken am Himmel verflogen die Jahre,
    und Frauen zogen wie Schnee dem Winde voran;
    bezaubernd betrog und heuchelnd hinterging ich,
    stete ging’s hinab die süße Sünderbahn.

    Ich sagte mir: Keine von ihnen allen sieht,
    dass ein Teil von mir unberührt von Prickeln und Brennen.
    Meine Lady lässt auf sich warten, doch ich bleib ihr treu.
    Und mein Lieben werd an dem gewissen Gefühl ich erkennen.

    Endlich kam eine Dame, die klug war und zart;
    sie sagte: »Du bist nicht, was mit meinen Augen ich seh!«
    Ich betrog sie, bevor ihren Satz sie beendet.
    Da schluckte sie Schierling und sprang in den See.

    Und ich sagte mir: Solange noch Zeit für Worte ist…
    Täglich werd ich verderbt’ und verdorbner, deliziös und elegant.
    Ach, Liebe mag stark sein, doch Süchte sind stärker.
    Und mein Lieben hab an dem gewissen Gefühl ich erkannt!

    Als er fertig war, lachte die Lady Amalthea, und die uralte Finsternis des Schlosses schien fauchend vor den beiden zurückzuweichen. »Das war sehr nützlich«, sagte sie, »ich danke dir, mein Gebieter.«
    »Ich weiß nicht, weshalb ich gerade dieses Lied gesungen habe«, erwiderte Prinz Lír unbeholfen. »Einer von meines Vaters Männern hat es früher oft für mich gesungen. Ich glaube nicht so richtig daran, ich denke, Liebe ist stärker als Gewohnheiten oder Umstände. Ich glaube, es ist möglich, sich lange, lange Zeit für jemanden zu bewahren und sich, wenn sie dann kommt, daran zu erinnern, warum man gewartet hat.« Die Lady Amalthea lächelte wieder, gab ihm jedoch keine Antwort. Der Prinz tat einen einzigen Schritt auf sie zu.
    Über seine eigene Kühnheit staunend, sagte er sanft: »Ich möchte in deinen Schlaf kommen und dich darin behüten, ich möchte alles erschlagen, was dich verfolgt und beunruhigt, wie ich es auch täte, wenn diese Dinge den Mut hätten, mir im hellen Licht des Tages entgegenzutreten. Aber das kann ich nicht, es sei denn, du träumtest von mir.«
    Bevor sie darauf eine Antwort hätte geben können, hörten sie unter sich auf der Wendeltreppe Schritte und König Haggards verhangene Stimme. »Ich habe ihn singen hören! Wie kommt er dazu, hier zu singen?«
    Schmendrick der Hofzauberer beeilte sich, unterwürfig zu sagen: »Sire, das war nur eine Heldenballade, ein chanson de geste, wie er sie oftmals singt, wenn er hinauszieht in den Ruhm oder heimkehrt zur Ehre. Seid versichert, Majestät…«
    »Er hat hier noch nie gesungen«, sagte der König. »Ich bin sicher, dass er auf seinen Narrenfahrten ununterbrochen singt, weil das von Helden erwartet wird. Aber er hat hier gesungen, und zwar nicht von Heldenmut und Kampf, sondern von Liebe. Wo ist sie? Ich wusste, dass er von Liebe singt, bevor ich ihn hörte, denn selbst die Steine erbebten, wie sie es sonst nur tun, wenn sich der Stier dort drunten regt. Wo ist sie?«
    Der Prinz und die Lady Amalthea sahen einander im Dunkeln an, und in diesem Moment standen sie, ohne sich bewegt zu haben, Seite an Seite. Da erfüllte sie große Furcht vor dem König, denn was immer in diesem Augenblick zwischen ihnen entstanden sein mochte – es war etwas, das er zerstören wollte. Ein Treppenabsatz über ihnen mündete in einen langen Gang; sie liefen nebeneinander, konnten nicht weiter sehen als ihr Atem reichte. Ihre Füße waren so lautlos wie das Versprechen, das sie ihm gegeben hatte, doch seine schweren Stiefel klangen wie schwere Stiefel auf einem Steinboden. Der König verzichtete auf eine Verfolgung, seine Stimme jedoch rasselte den Gang hinunter hinter ihnen her, übertönte, was der Zauberer sagte: »Mäuse, Majestät, ohne jeden Zweifel. Zum Glück bin ich im Besitze eines einzigartigen Zauberspruches…«
    »Lass sie laufen«, sagte der König. »Es freut mich, dass sie davonlaufen.«
    Als sie nicht mehr rannten, sahen sie, ohne des Ortes zu achten, einander wieder an.

    So klagte und kroch der Winter dahin, nicht einem Frühling entgegen, sondern dem kurzen, verzehrenden Sommer in König Haggards Land. Das Leben im Schloss ging weiter, ging weiter in dem Schweigen, das einen Ort erfüllt, an dem niemand mehr auf irgendetwas hofft. Molly Grue wusch und kochte, schrubbte Steinböden, flickte Rüstungen und schärfte Schwerter; sie hackte Holz, mahlte Mehl, striegelte Pferde und säuberte ihre Ställe, schmolz gestohlenes Gold und Silber ein für des Königs Schatztruhen und machte Ziegel ohne Stroh. Des

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