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Das letzte Evangelium: Historischer Roman (German Edition)

Das letzte Evangelium: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das letzte Evangelium: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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berühren die Stellen, wo die Nervenstränge und die Halsschlagadern verlaufen. Dann drücke ich entschlossen zu.
    Jibril stößt einen Schrei aus und sinkt zu Boden.
    Ich entwaffne ihn, hänge mir seinen Schwertgurt über die Schulter und laufe los, während hinter mir mit wuchtigen Schlägen, die donnernd in der Basilika widerhallen, gegen das Portal gepoltert wird.

Kapitel 107
    Vor der Turmruine
23. Dezember 1453
Gegen halb ein Uhr nachts
    Sobald ich in den Schatten der Turmruine verschwunden bin, bleibe ich stehen und lausche.
    Nur noch ganz leise kann ich das Poltern der Ritter gegen das Kirchenportal hören.
    Hastig entzünde ich die Kerze aus meiner Zunderdose, dann betrete ich den Geheimgang, der zum Stall hinunterführt, und ziehe die Tür hinter mir zu. Wie in einer Höhle weht mir ein Schwall feuchter und muffiger Luft entgegen.
    Ich hetze den langen Gang hinunter und verriegele unterwegs das Tor, das ins hohe Treppengewölbe des Châtelets führt. Da vorn hängen wieder die Fledermäuse von der Decke. Und da hinten führt die Tür in den Vorratskeller. Schließlich bleibe ich keuchend stehen und luge um die Ecke in den höhlenartigen Gang, der nach links zum Keller führt.
    Kein Lichtschimmer.
    Ich gehe in den Vorratskeller und verriegele das Tor hinter mir. Dann haste ich durch den Gang zu der Tür, die zum Stall hinausführt. Sie ist noch immer verschlossen.
    Weiter!
    Ich haste hinauf zur Werkstatt, bleibe mit pochendem Herzen stehen und lausche.
    Das Hämmern gegen das Kirchenportal hat aufgehört.
    Das ist nicht gut.
    Weiter!
    Keuchend hetze ich hinauf in das Dormitorium, spähe in den verlassenen Schlafsaal, flitze ans andere Ende und verriegele die Tür zur Kirche.
    Aus der Basilika kann ich leise Stimmen hören. Liegt Jibril noch ohnmächtig am Boden? Verfolgen sie mich schon?
    Das Aedificium ist abgeriegelt. Wenn sie die Portale aufbrechen, höre ich sie.
    Die Verteidigung ist vorbereitet. Jetzt kommt die Flucht.
    Ich eile wieder hinunter zur Tür, die zum Hof vor dem Stall führt, entriegele sie und blinzele hinaus ins Schneetreiben.
    Weit und breit kein schwarzer Habit.
    Mit wenigen Schritten husche ich durch den zertrampelten Tiefschnee und verschwinde im Stall.
    Tatsächlich! Al-Mansur steht in der ersten Pferdebox hinter der Stalltür. Er hebt den Kopf und schnaubt, als er mich sieht.
    »Merhaba! Wâsh râk – wie geht es dir?« Ich umarme ihn stürmisch und klopfe ihm auf den Hals. Dann nehme ich die Zügel. »Y’allah imshi! Komm jetzt!«
    Ich führe Al-Mansur aus dem Stall und schließe das Tor. Ein kurzer Blick in die Satteltaschen: genug Proviant für einen langen Ritt – Salami, Pecorino, ein Laib Brot, ein Stück Gämsenfleisch, zwei Küchenmesser, eine Flasche mit Wasser, eine Wolldecke. Auf der rechten Seite des Sattels hängen eine Armbrust und ein Köcher voller Bolzen. Jibril hat wirklich an alles gedacht. Als Cavalier servente ist er eigentlich ganz passabel. Und als Freund?
    Ich setze den Fuß in den Steigbügel und schwinge mich in den Sattel. »Y’allah imshi!«
    Im Trab pflügt Al-Mansur durch den zertrampelten Schnee im Hof. Beim Holzschuppen hinter dem Stall wenden wir uns nach rechts zum Weg, der zur alten Templerkomturei hinunterführt. Dort halte ich mich abseits der Spuren, die den Berg heraufkommen. Al-Mansur hinterlässt im knietiefen Schnee Huftritte, die eindeutig ins Tal hinabführen.
    Ein Schenkeldruck, und Al-Mansur beschleunigt zu einem schnellen Trab. Ich habe keine Zeit zu verlieren.
    Nach etwa dreihundert Schritten springe ich ab und lande in den Spuren, die den Berg hinaufführen, sodass ich keine neuen Fußstapfen im Schnee hinterlasse. Al-Mansur dreht sich nicht zu mir um und trabt weiter, er kennt das schon aus Granada: Reiter springt ab, Pferd trabt weiter, Reiter verschwindet, Pferd wartet, Reiter stößt einen Pfiff aus, Pferd kommt, Reiter steigt wieder auf.
    An dem tief herabhängenden Ast einer Bergkiefer ziehe ich mich an der steilen Böschung hoch, dann stemme ich das Knie über die verschneite Abbruchkante und krieche auf allen vieren weiter. Ein kurzer Blick nach unten genügt: Ich habe keine Spuren im Schnee hinterlassen.
    Sehr gut. Jetzt zurück zur Abtei!

Kapitel 108
    Neben dem Stall
23. Dezember 1453
Kurz nach halb ein Uhr nachts
    An die Stallwand gelehnt, luge ich um die Ecke in den Hof. Noch immer kein Johanniter zu sehen.
    Mit Jibrils Schwert in der Hand laufe ich über den Hof zur Tür. Sie ist nur angelehnt. Bevor ich sie hinter

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