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Das letzte Evangelium: Historischer Roman (German Edition)

Das letzte Evangelium: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das letzte Evangelium: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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schaffe es nicht. »Entzünde bitte eine Kerze, sei so gut. Es ist so dunkel hier. Ich kann nicht sehen, wo ich …«
    »Aber ihre Augen sind doch offen!« Noch eine Stimme. Sie spricht Lateinisch mit italienischem Akzent. Wie viele Männer sind denn hier? Drei? Oder noch mehr?
    »Ihre Pupillen reagieren nicht auf den Schein der Kerze. Es scheint, dass sie uns weder sehen noch hören kann.« Das ist wieder der Franzose. Der süße Geruch von heißem Bienenwachs dringt mir in die Nase. Die Hitze der Flamme kann ich auf meinen Wangen spüren. Offenbar leuchtet er mir ins Gesicht.
    Wer sind die Männer? Wo bin ich? Was geht hier vor?
    »Ich kann euch verstehen«, sage ich auf Lateinisch. Als ich keine Antwort erhalte, wiederhole ich den Satz etwas lauter, diesmal auf Italienisch. Keine Reaktion. Dann auf Französisch. Wieder nichts, obwohl ich schreie, so laut ich kann. Also auf Arabisch. Nichts.
    »Ist sie tot?«, fragt der Italiener.
    O Gott, was ist das für ein Albtraum?
    »Nein, ich bin nicht tot!«
    Verflucht, sie hören mich nicht!
    Ein warmer Atem streicht mir über die Wange. Jemand scheint sich über mich zu beugen. »Sie sieht traurig aus.« Das ist wieder Fra Gil.
    Seine Stimme kommt mir bekannt vor. Warum spricht er so leise? Fürchtet er, ich könnte ihn erkennen? Was habe ich ihm getan, dass er mich hasst? Wie hieß er, bevor er Fra Gil wurde? Wie lautete sein maurischer Name? Wenn ich doch sein Gesicht sehen könnte!
    »Traurig?«, wiederholt der Italiener.
    »Ich bin nicht traurig!«, rufe ich so laut ich kann. »Ich bin verzweifelt! Ich habe furchtbare Angst! Und so langsam werde ich wütend! Wieso hört ihr mich denn nicht?«
    »Ihr Gesichtsausdruck hat sich verändert. Sieh doch selbst.«
    Der weiche Untergrund, auf dem ich liege, schwankt ein wenig, als Fra Gil aufsteht und dem Italiener Platz macht. Liege ich im Bett? Stoff raschelt, als der Italiener sich über mich beugt. Ich kann seinen Geruch wahrnehmen: Schweiß, Metall, Leder, Pferd. Er riecht nicht so angenehm nach Moschus, Zimt und Pfeffer wie Fra Gil. Der Maure verströmt einen exotischen Duft, der mich an irgendetwas erinnert. An sinnliche Verführung? Oder an eine Person. Aber wer war das? So sehr ich mich auch bemühe, ich kann mich nicht entsinnen.
    »Sie sieht nicht traurig aus«, sagt der Italiener. »Sondern verwirrt. Und ängstlich. Seht mal die Falte zwischen ihren Augenbrauen.« Ganz sanft berührt ein tastender Finger meine Stirn und fährt an den Augenbrauen entlang. »Woher mag diese Narbe stammen? Von einem Kampf? Sie reicht von der Augenbraue bis zum Haaransatz.«
    »Fra Adrian! Du vergisst dich!«, ermahnt Fra Gil den Italiener in scharfem Ton. »Muss ich dich an deine Gelübde erinnern?«
    Fra Adrian schnaubt wütend. »Fra Gil, wer von uns beiden hat sie entkleidet, um ihre Wunden zu versorgen? Wer von uns beiden hat ihr das Blut abgewaschen und sie dabei an ihren intimsten Stellen berührt? Wer von uns beiden war stundenlang mit ihr allein?«
    »Fra Adrian! Ich …«
    »Mon Dieu! Seht mal, jetzt sieht sie aus, als ob sie angestrengt zuhören würde. Als wollte sie uns etwas sagen«, wirft der Franzose ein.
    »Versteht sie uns?« Als der andere nicht sofort antwortet, fragt Fra Gil nach: »Fra Lionel?«
    »Ich weiß es nicht.«
    Fra Gil, Fra Adrian, Fra Lionel. Ein Maure, der Kastilisch spricht. Ein Italiener. Ein Franzose. Alle drei sind Fratres, also Mönche. Aber von welchem Orden? Wo bin ich? In einer Abtei?
    »Was hält sie da eigentlich in der Hand?«, fragt Fra Lionel.
    »Wo?« Fra Adrian lehnt sich über mich. Ein leises Klirren lässt mich aufhorchen. Du lieber Himmel, was ist denn das? Es fühlt sich hart an. Und schwer. Trägt er ein Kettenhemd unter seinem Habit?
    »In der linken Hand«, ertönt Fra Lionels knarrende Stimme.
    Gar nicht so leicht, die drei Stimmen auseinanderzuhalten. Schon gar nicht, wenn ich zu verstehen versuche, worüber sie eigentlich reden.
    »Das ist ein Schlüssel«, sagt Fra Gil. »Ich habe versucht, ihn ihr zu entwinden, aber sie hielt ihn fest, als hinge ihr Leben davon ab. Ich hätte ihr die Finger brechen müssen.«
    Wovon, zum Teufel, redet er? Ich spüre nichts. Was für ein Schlüssel?, frage ich mich verwirrt. Und warum habe ich ihn in der Hand?
    »Dio del Cielo – Gott im Himmel! Sie hat drei Tage lang den Schlüssel in der Hand gehalten?«
    Drei Tage? Liege ich schon so lange hier?
    Und vorher? Was war vor der undurchdringlichen Mauer aus Schmerz und Vergessen? Was war vor

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