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Das letzte Koenigreich

Das letzte Koenigreich

Titel: Das letzte Koenigreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Immerhin schienen sie ausreichend beeindruckt und ließen uns in die Stadt einziehen. Verfallende römische Häuser wurden von einer Holzkirche überragt. Daneben befand sich der Palas von Aldermann Odda.
    Odda ließ uns warten, dann kam er in Begleitung seines Sohnes und mehrerer Gefolgsleute, darunter ein Priester, der den Brief des Königs laut vorlas. Alfred äußerte seine Freude darüber, dass Mildrith mit einem seiner treuen Diener, dem Aldermann Uhtred, verheiratet werde, und trug Odda auf, die Hochzeit zu besorgen, und zwar ohne Verzug. Odda, ein älterer, grauhaariger Mann um die vierzig mit unglaublich feistem Gesicht, schien wenig erfreut über die Nachricht, und noch weniger sein Sohn Odda der Jüngere, der missmutig die Brauen zusammenkniff. «Das ziemt sich nicht, Vater», sagte er.
    «Der König will es so.»
    «Aber ...»
    «Der König will es!»
    Odda der Jüngere verstummte. Er war ungefähr neunzehn, also etwa so alt wie ich, schwarzhaarig und von gutem Aussehen. Er trug ein elegantes schwarzes Gewand, das so sauber war wie das Kleid einer Frau und als Verzierung eine Goldborte hatte. An einer Kette um den Hals hing ein Kruzifix. Er musterte mich finster und fand mich, der ich von der Reise schmutzig war, offenbar so abstoßend wie einen nassen Köter. Dann machte er auf dem Absatz kehrt und stolzierte davon.
    «Morgen Vormittag», verkündete Odda zähneknirschend, «wird der Bischof die Trauung vornehmen. Zuerst aber müsst Ihr das Brautgeld entrichten.»
    «Das Brautgeld?», fragte ich. Das war zwar Sitte, doch hatte Alfred davon nichts gesagt.
    «Dreiunddreißig Schillinge», sagte Odda geradeheraus und mit dem Anflug eines Grinsens.
    Dreiunddreißig Schillinge waren ein Vermögen, der Preis für ein gutes Schlachtross oder Schiff. Ich zuckte innerlich zusammen und hörte Leofric hinter mir laut aufstöhnen. «Ist das eine Anordnung des Königs?», fragte ich.
    «Ich verlange es», sagte Odda. «Mildrith ist meine Patentochter.»
    Kein Wunder, dass er grinste. Die Summe war gewaltig, und er zweifelte wohl daran, dass ich sie aufzubringen vermochte. Wenn nicht, würde mir das Mädchen vorenthalten bleiben - und ich müsste auf die Flotte verzichten, was Odda jedoch nicht wusste. Mir war überdies klar, dass es mit den dreiunddreißig Schillingen oder umgerechnet dreitausendsechsundneunzig Silberpennys nicht getan wäre, denn die Tradition schrieb vor, dass der Bräutigam den nämlichen Betrag auch seiner Anvertrauten auszuzahlen hatte, sobald die Ehe geschlossen war. Aldermann Odda bemerkte mein Zögern und schien sicher, dass ich nicht bereit war, das Brautgeld zu zahlen, ohne das es keinen Ehevertrag geben würde.
    «Kann ich das Fräulein sehen?», fragte ich.
    «Morgen bei der Hochzeit», antwortete Odda, «und nur, wenn Ihr vorher den verlangten Betrag entrichtet.»
    Er wirkte enttäuscht, als ich meinen Beutel öffnete und ihm ein Goldstück und sechsunddreißig Silberpennys übergab, und schien dann geradezu bestürzt, als er sah, dass ich noch sehr viel mehr Geld bei mir hatte. «Ihr könnt sie sehen», sagte er, «morgen in der Kathedrale.»
    «Warum nicht gleich?»
    «Weil sie gerade betet», antwortete der Aldermann, der uns mit diesen Worten entließ.
    Leofric und ich quartierten uns in einer Schänke nahe der Kathedrale, dem Bischofssitz, ein. Ich betrank mich in dieser Nacht hemmungslos und fing mit irgendjemandem, ich weiß nicht, mit wem, eine Schlägerei an, die Leofric, der nicht ganz so betrunken war wie ich, dadurch beendete, dass er meinen Gegner mit einem Fausthieb niederstreckte. Danach wankte ich in den Hinterhof und erbrach, was ich getrunken hatte. Anschließend trank ich noch ein paar Krüge, schlief schlecht, wurde am frühen Morgen vom Regen geweckt, der auf das Stalldach prasselte, und übergab mich erneut.
    «Warum setzen wir uns nicht einfach nach Mercien ab?», schlug ich Leofric vor. Es hätte mir nichts ausgemacht, die vom König geliehenen Pferde zu stehlen.
    «Was sollen wir da?»
    «Männer um uns scharen», antwortete ich. «Und kämpfen.»
    «Sei nicht blöd, Earsling», sagte Leofric. «Wir wollen die Flotte. Und wenn du die hässliche Kuh nicht heiratest, kann ich mir den Oberbefehl aus dem Kopf schlagen.»
    «Ich befehle», erwiderte ich.
    «Aber nur, wenn du heiratest. Dann befehligst du die Flotte, und ich befehlige dich.»
    Pater Willibald gesellte sich zu uns. Er hatte im Kloster übernachtet und war gekommen, um sich zu vergewissern, dass ich an

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