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Das letzte Koenigreich

Das letzte Koenigreich

Titel: Das letzte Koenigreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Gebete gesprochen hatte. Allerdings hatte er einen auffällig steifen Gang, was wohl darauf zurückzuführen war, dass ihn wieder einmal seine Afterperlen drückten. Als wir uns zum Nachtmahl an den Tisch setzten, machte er einen sehr gequälten Eindruck. Wir bekamen einen schauderhaften Fraß, den ich nicht einmal einem Schwein vorgesetzt hätte. Zum Glück gab es genügend Brot und Käse, sodass ich nicht hungrig blieb. Ich bemerkte, dass Alfred mir gegenüber Abstand hielt. Er beachtete mich kaum, was ich mir damit erklärte, dass von unserer Flotte während des gesamten Sommers kein einziger Erfolg zu vermelden gewesen war. Trotzdem hatte er mich rufen lassen, und ich fragte mich warum, wenn er mich doch bloß übersehen wollte.
    Am nächsten Morgen aber ließ er mich, nachdem er seine Gebete gesprochen hatte, zu sich kommen. Vor dem königlichen Zelt, über dem das Drachenbanner in der Herbstsonne wehte, gingen wir auf und ab. «Könnte unsere Flotte verhindern», fragte er mit sorgenvoller Stirn, «dass die Dänen den Poole verlassen?»
    «Nein, Herr.»
    «Nein?» In seiner Stimme klang Schärfe mit. «Warum nicht?»
    «Weil uns nur zwölf Schiffe zur Verfügung stehen, den Dänen aber über zweihundert», antwortete ich. «Wir könnten zwar einige wenige versenken, würden aber bald überwältigt sein, und am Ende hättet Ihr kein einziges Schiff mehr.»
    Darüber war sich Alfred, wie ich glaube, selbst im Klaren. Trotzdem gefiel ihm meine Antwort nicht. Er verzog das Gesicht, ging schweigend ein paar Schritte weiter und sagte plötzlich: «Es freut mich, dass du verheiratet bist.»
    «Mit einem Schuldenberg», entgegnete ich spitz.
    Mein Ton gefiel ihm nicht, doch er ließ ihn durchgehen. «In der Schuld der Kirche zu stehen sollte dir recht sein, Uhtred. Du bist noch jung und hast Zeit, die Schuld zu begleichen. Und denke daran: Der Herr liebt den, der mit Freude gibt.» Das war einer seiner Lieblingssprüche, den ich schon unzählige Male gehört hatte. Er drehte sich auf dem Absatz um, warf dann einen Blick über die Schulter zurück und sagte: «Ich erwarte deine Anwesenheit bei den Verhandlungen.» Und ohne eine Erklärung und ohne meine Antwort abzuwarten ging er davon.
    Er und Guthrum trafen sich unter einem Baldachin, der zwischen Alfreds Lager und dem Westwall von Werham aufgespannt worden war. Hier sollten die Bedingungen für eine Waffenruhe ausgehandelt werden. Alfred hätte Werham gern angegriffen, doch war der Zugang zu schmal, der Wall zu hoch und stabil und der Gegner allzu zahlreich. Die Gefahren waren zu groß, und so ließ er schließlich von diesem Vorhaben ab. Doch auch die Dänen saßen in der Falle. Sie hatten sich darauf verlassen, dass Halfdans Truppen dem westsächsischen Heer in den Rücken fallen würden. Doch Halfdan war tot und Guthrums Armee so groß, dass die Flotte, so mächtig sie auch war, nicht ausreichte, um alle Soldaten auszuschiffen. Auf dem Landweg abzuziehen war den Dänen ebenfalls unmöglich, weil Alfred die enge
    Landzunge zwischen den beiden Flüssen besetzt hielt. Ich erinnerte mich an Ravn, der mir gesagt hatte, dass die Dänen große Verluste scheuten, weil die Gefallenen so schnell nicht zu ersetzen waren. Guthrum konnte sich natürlich verschanzt halten, doch hatte Alfred bereits den Befehl erteilt, alle Scheunen, Getreidespeicher und Lagerhäuser in der näheren Umgebung leer zu räumen, um sie vor dem Zugriff plündernder Feindestruppen zu schützen. Die Dänen würden im bevorstehenden Winter hungern.
    Also wollten beide Seiten Frieden. Alfred und Guthrum hatten sich über die Bedingungen verständigt. Ich kam hinzu, als die Verhandlungen abgeschlossen waren. Die späte Jahreszeit hinderte die dänische Flotte daran, in See zu stechen, und so hatte sich Alfred damit einverstanden erklärt, dass Guthrum in Werham überwinterte. Er sicherte ihm auch zu, die Armee mit Lebensmitteln zu versorgen, vorausgesetzt, sie verzichtete auf Beutezüge. Darüber hinaus versprach er ihnen Silber, denn er wusste, dass die Dänen immer auf Silber aus waren. Im Gegenzug versprachen sie, die Waffen ruhen zu lassen und im Frühjahr friedlich abzuziehen. Die Flotte würde nach Ostanglien zurückkehren und das Heer, von unseren Männern bis zur mercischen Grenze begleitet, nach Norden marschieren.
    Weil niemand den Versprechungen der jeweils anderen Seite traute, wurden zur Sicherheit Geiseln von Rang und Namen ausgetauscht. Die Dänen lieferten ein Dutzend Grafen aus, von denen

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