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Das letzte Koenigreich

Das letzte Koenigreich

Titel: Das letzte Koenigreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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verteidigen, das unsere Vorfahren mit Schwert und Lanze und Blut und Gemetzel erobert hatten.
    Danach schliefen wir ein wenig, oder zumindest schlief ich. Ich glaube, mein Vater schritt den Festungswall ab,
    doch als es hell wurde, war er wieder im Palas. Da weckte mich das Horn vom Turm, und ich stolperte von der Holzplattform hinaus ins erste Morgenlicht. Tau hing im Gras, ein Seeadler kreiste am Himmel, und die Hunde meines Vaters liefen, angelockt vom Klang des Horns, in den Hof. Ich sah meinen Vater zum Torhaus hasten und folgte ihm bis auf den Wall, wo ich mich zwischen etlichen Männern hindurchdrängte, die auf den Dammweg hinausblickten.
    Reiter kamen von Süden. Ein Dutzend Männer, die Hufe ihrer Pferde glitzerten vor Tau. Das Pferd meines Bruders lief an der Spitze, ein gescheckter Hengst mit wilden Augen und auffälliger Gangart. Im Galopp warf er die Vorderläufe ungewöhnlich hoch, woran man ihn sofort erkennen konnte. Im Sattel aber saß nicht Uhtred, sondern ein Mann mit sehr langem Haar in der Farbe stumpfen Goldes, Haar, das wie der Schwanz des Pferdes wehte, während er ritt. Er trug ein Kettenhemd, ein Schwert hing an seiner Seite, eine Streitaxt über seiner Schulter, und ich war sicher, denselben Mann vor mir zu haben, der tags zuvor auf den Ruderschäften getanzt hatte. Seine Gefährten waren in Leder und Wolle gekleidet, sie blieben auf ein Zeichen des langhaarigen Mannes zurück, der nun allein weiter ritt und bis auf Pfeilschussnähe herankam. Doch niemand von uns an der Brüstung spannte einen Pfeil in die Bogensehne. Der Fremde brachte Uhtreds Pferd zum Stehen, blickte mit spöttischer Miene den Männern am Torhaus entgegen, verbeugte sich dann, warf etwas auf den Weg, riss das Pferd herum, trat ihm seine Hacken in die Flanken und preschte Richtung Süden davon, begleitet von seinen zottigen Mannen.
    Was er auf den Weg geworfen hatte, war der abgetrennte Kopf meines Bruders. Fr wurde zu meinem Vater gebracht, der ihn lange anstarrte, seine Gefühle aber nicht verriet. Er weinte nicht, er verzog keine Miene, er sah nur den Kopf seines ältesten Sohnes an, und dann sah er mich an und sagte: «Von heute an heißt du Uhtred.» So kam ich zu meinem Namen.
    Pater Beocca bestand darauf, dass ich ein zweites Mal getauft werden müsse, weil sonst der Himmel nicht wisse, wer ich sei, wenn ich mit dem Namen Uhtred ankäme. Ich protestierte, doch auch Gytha wollte es, und weil meinem Vater ihre Zufriedenheit wichtiger war als meine, wurde ein Fass in die Kapelle getragen und zur Hälfte mit Meerwasser gefüllt. Pater Beocca ließ mich hinein steigen, schöpfte Wasser über meinen Kopf und sprach: «Nimm deinen Diener Uhtred auf in die Gemeinschaft der Heiligen und in die Schar der höchsten Engel.» Ich hoffte, dass mir unter den Heiligen und den Engeln wärmer sein würde als an diesem Tag. Als ich getauft war, weinte Gytha um mich, was ich mir nicht erklären konnte. Sie hätte eher um meinen Bruder weinen können.
    Später fanden wir heraus, was ihm widerfahren war. Die drei dänischen Schiffe waren in die Mündung der Alne vorgedrungen, wo einige Fischer mit ihren Familien siedelten. Sie waren vorsichtshalber ins Landesinnere geflüchtet, doch war eine Hand voll am Rand des höher gelegenen Waldes geblieben, um die Flussmündung im Auge zu behalten. Sie berichteten, dass mein Bruder in der Abenddämmerung gekommen sei, als die Wikinger die Hütten in Brand steckten. Wir nannten sie Wikinger, wenn sie brandschatzten, Dänen oder Heiden, wenn sie als Händler kamen. Diese Männer hatten die Siedlung geplündert und niedergebrannt, waren für uns also Wikinger. Nur ganz
    wenige von ihnen hatten zwischen den Hütten gewütet, die meisten waren auf den Schiffen geblieben, und deshalb hatte mein Bruder entschieden, in die Siedlung hinunter zureiten und die wenigen Männer zu töten, aber es war natürlich eine Falle. Die Dänen hatten ihn und seinen Tross kommen sehen und sich mit vierzig Mann im Norden des Dorfes auf die Lauer gelegt, sie überfallen und alle getötet. Mein Vater behauptete, sein ältester Sohn habe einen schnellen Tod erlitten, womit er sich tröstete. Doch so schnell war sein Tod gewiss nicht, denn er lebte mindestens noch lange genug, damit die Dänen feststellen konnten, wer er war. Anderenfalls wären sie wohl kaum auf die Idee gekommen, seinen Kopf zur Bebbanburg zu bringen. Die Fischer sagten, sie hätten versucht, ihn zu warnen, aber das glaube ich nicht. So etwas sagt man, um

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