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Das letzte Koenigreich

Das letzte Koenigreich

Titel: Das letzte Koenigreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Nonnen, bedient und von einer über zwanzigköpfigen Truppe schwer bewaffneter Männer beschützt wurde.
    A Elswith war eine zierliche Frau mit mausbraunen
    Haaren, kleinen Augen, einem kleinen Mund und einem sehr energischen Kinn. Sie trug ein blaues, weitärmeliges Kleid, bestickt mit silbernen Engeln. Von ihrem Hals hing ein schweres Kreuz aus Gold auf die flache Brust herab. In einer hölzernen Wiege, die neben ihr stand, schlief ein Säugling. Im Nachhinein ist mir klar, dass es sich um A Ethelflaed gehandelt haben musste. Ich sah sie an diesem Tag zum ersten Mal, doch das war zu jenem Zeitpunkt bedeutungslos für mich. A Elswith hieß mich willkommen. Sie hatte die deutliche Aussprache der Mercier. Nachdem sie mich über mein Elternhaus befragt hatte, eröffnete sie mir, dass wir verwandt seien, denn ihr Vater A Ethelred, einst Aldermann von Mercien, und der jüngst beklagte A Ethelwulf, dessen Leichnam ich vor Readingum gesehen hatte, waren Vettern ersten Grades. «Und nun zu dir», sagte sie mit Blick auf Brida. «Pater Beocca erwähnte, du seist eine Nichte des heiligen Königs Edmund.» Brida nickte.
    «Aber wer sind deine Eltern?», fragte A Elswith und zog die Stirn in Falten. «Edmund hatte keine Brüder, und seine beiden Schwestern sind Nonnen.»
    «Hild», sagte Brida. Ich wusste, dass dies der Name ihrer verhassten Tante war.
    «Hild?» A Elswith schien verwirrt, mehr noch, misstrauisch geworden. «Keine von König Edmunds Schwestern heißt Hild.»
    «Ich bin auch nicht seine Nichte», gestand Brida kleinlaut.
    «Aha.» A Elswith lehnte sich zurück und zeigte in ihrem scharf geschnittenen Gesicht jenen Ausdruck von Zufriedenheit, den manche annehmen, wenn sie einen Lügner bloßstellen.
    «Aber man hat mich angehalten, ihn Onkel zu nennen», fuhr Brida fort und überraschte mich damit. Ich hatte gedacht, dass sie, in Bedrängung geraten, nunmehr der Wahrheit gehorchte, stattdessen aber schmückte sie die Lüge weiter aus. «Meine Mutter hieß Hild. Sie hatte keinen Mann, bestand aber darauf, dass ich König Edmund Onkel nannte», sagte sie mit leiser, schüchterner Stimme, «und ihm hat es gefallen.»
    «Ihm hat es gefallen?», wunderte sich A Elswith. «Weshalb?»
    «Weil ...» Brida errötete. Ich weiß nicht, wie es ihr gelang zu erröten, doch sie senkte den Blick, errötete und schien kurz davor, in Tränen auszubrechen.
    «Ah.» A Elswith verstand nun, worauf Brida anspielte, und errötete ihrerseits. «Dann war er also dein ...» Sie scheute davor zurück, den Satz zu beenden und den toten, heiligen König der Vaterschaft eines unehelichen Kindes zu bezichtigen, das er mit einer einfachen Frau namens Hild gezeugt hatte.
    «Ja», sagte Brida und fing tatsächlich zu weinen an. Ich starrte unter die rußgeschwärzten Deckenbalken und versuchte, mein Lachen zu unterdrücken. «Er war immer so lieb zu mir», schluchzte Brida. «Und die bösen Dänen haben ihn getötet.»
    A Elswith glaubte Brida aufs Wort. Zweifel sind schnell abgelegt, wenn die Fehlbarkeit anderer infrage steht. Der heilige König Edmund hatte sich also nun im Nachhinein als Frauenheld entpuppt, was seiner Heiligkeit allerdings keinen Abbruch tat. Den Schaden hatte Brida, denn A Elswith befand, es sei das Beste, sie in ein Kloster zu schicken. Als junge Frau königlichen Blutes, jedoch befleckt von Sünde, müsse sie, so A Elswith, für den Rest ihres Lebens weggesperrt werden. «Ja», pflichtete Brida mit dünnem Stimmchen bei, und ich musste so tun, als hätte mich der Rauch aus der Esse zum Husten gebracht. Dann beschenkte uns A Elswith mit Kruzifixen. Sie hatte zwei griffbereit, doch beide waren aus Silber, und sie flüsterte einer der Nonnen etwas ins Ohr, worauf das eine silberne Kreuz gegen ein kleines hölzernes ausgetauscht wurde. Dieses bekam Brida, ich das silberne, das ich mir gehorsam um den Hals hängte und küsste, was A Elswith sichtlich beeindruckte. Brida folgte meinem Beispiel, hatte aber als geständiger Bastard bei Alfreds Frau ein für alle Mal verspielt.
    Am Abend kehrte Alfred aus Baöum zurück. Ich musste mit ihm in die Kapelle gehen, wo in einem fort gebetet und Gott gepriesen wurde. Vier Mönche sangen, so monoton und andauernd, dass ich fast darüber eingeschlafen wäre. Anschließend lud mich Alfred ein, an seinem Tisch Platz zu nehmen. Beocca bemerkte, es sei eine große Ehre, mit Alfred speisen zu dürfen, doch das konnte mir nicht schmeicheln, war ich doch daran gewöhnt, mit dänischen Herren an

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