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Das letzte Mahl: Roman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition)

Das letzte Mahl: Roman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition)

Titel: Das letzte Mahl: Roman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Holt , Berit Reiss-Andersen
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beschloß, sich so zu verhalten, als sei überhaupt nichts gewesen.
    Nefis setzte sich an den Küchentisch. Harrymarry kehrte ihr den Rücken zu und lärmte mit Töpfen und Pfannen, ohne die Kanackenfrau damit vertreiben zu können. Die Fischhaut zischte in der heißen Butter. Harrymarry goß Milch in einen Topf und fand in einem der oberen Schränke Kakao. Dann gab sie zwei Eier über die Hautstreifen.
    »Smells good«, sagte Nefis.
    »Was wi’se eingtlich? Sie kriegt nix. Die Nasefiese.«
    Harrymarry grinste die Eier an. Dann schaufelte sie einen Berg Kartoffelsalat und drei mit kroß gebratener Haut bedeckte Fischstücke auf ihren Teller und krönte das Ganze mit zwei Spiegeleiern. Als sie sich zum Essen hinsetzte, verließ Nefis die Küche. Es schmeckte gut. Nichts hatte je so gut geschmeckt, seit Harrymarry neun Jahre minus zwei Tage gewesen war.
    »Und das hab ich selber gemach«, seufzte sie zufrieden und schlief mit vollem Mund ein.
    »Scheiße«, murmelte sie, als sie von Nefis’ Rückkehr geweckt wurde.
    Der Ärmel ihres Nylonpelzes lag im Kartoffelsalat. Nefis packte sie und führte sie ins Badezimmer. Dort fing sie an, ihr die Kleider vom Leibe zu reißen.
    »Ich mach es nich mi’ Lesben«, sagte Harrymarry und ließ sich in die Badewanne verfrachten.
    Schaum bedeckte sie bis zum Hals. Sie verspürte eine unbekannte Wärme, ganz anders als die, die das Heroin ihr schenkte. Für einen Moment schloß sie die Augen, riß sie aber wieder auf, weil die nasenfiese Frau offenbar nicht gehen wollte. Die sortierte Kleidungsstücke. Plötzlich hielt sie ihr ein Paar weiche Jeans hin. Harrymarry nickte träge. Sie begriff nichts, aber die Frau sollte doch machen, was sie wollte, solange sie sie nur in Ruhe ließ. Jetzt wollte Nefis ihr eine Bluse zeigen. Harrymarry nickte und lächelte zaghaft. Dann machte sie die Augen wieder zu.
    »What about this?«
    Harrymarry hob ein Augenlid. Nefis zeigte ihr eine raffinierte Garnitur Unterwäsche. Der BH war mit Spitzen besetzt, die Hose war kreideweiß und hatte hohe Beinausschnitte.
    »Yess«, sagte Harrymarry und begriff endlich, was die andere wollte.
    Nefis zeigte auf Harrymarrys schmutzige Sachen, die auf dem Boden durcheinanderlagen, und ließ ihren Finger zur Waschmaschine weiterwandern.
    »Wash«, sagte sie überdeutlich. »Tomorrow: Shopping!«
    Shopping. Endlich ein Wort, das einen Sinn ergab. In diesem Jahr kam Weihnachten früh, und Harrymarry lächelte glücklich, während Nefis triumphierend die Kleidungsstücke hochhob, auf die sie sich geeinigt hatten; fesche Designerjeans, eine lila Bluse und einen grauen Pullover, und unter allem: die weißeste Unterwäsche der Welt. Nefis warf einen Blick auf den Nylonpelz. Aus dem Ärmel lugte ein Zipfel eines Seidenschals hervor.
    »Nice. Same colour as the blouse.«
    Der Schal war grün und lila und paßte perfekt zur Bluse.
    Harrymarry blickte Nefis hingerissen an. Im Badezimmer war es warm. Das Wasser war sauber und duftete nach Sommer. Sie hätte gern sofort die neuen Sachen angezogen, brachte es aber nicht über sich, aufzustehen. Sie hob den Blick zu Nefis’ Gesicht. Es war das schönste Gesicht, das Harrymarry je gesehen hatte. Zumindest, seit sie neun Jahre minus zwei Tage alt gewesen und Papa Samuelsen weggenommen worden war. Das war so lange her. Es war in einem anderen Leben gewesen. Harrymarry bereute, Nefis nichts von ihrem Essen abgegeben zu haben.
    »Ei laff ju«, schluchzte sie leise.
    Es war Harrymarrys allererster Satz auf englisch. Sie war ganz sicher, daß es die richtige Begrüßung für eine neue Freundin war.

57
    Als Richter Bengt Lund am Dienstag, dem 21. Dezember, um 13.27 Uhr den kleinen Gerichtssaal im Osloer Gericht betrat, schienen die Journalisten die Welle machen zu wollen. Hinter der niedrigen Schranke, die die Publikumsbänke vom übrigen Teil des Saales trennten, saßen die schweißnassen Medienvertreter wie die Heringe in der Tonne. Deshalb mußten sie sich gemeinsam erheben, um dem Verwalter der Gerechtigkeit die Ehrerbietung zu erweisen, auf die er einen Anspruch hatte.
    Richter Lund hob seinen Blick nicht. Er starrte auf einen Computerbildschirm, der in die Tischplatte eingelassen war, und las langsam vor: »Das Osloer Untersuchungsgericht hat über zwei Haftbefehle zu befinden. Ich lese nur den Schluß vor: Die Türen werden geschlossen. Bis dahin darf drei Minuten lang fotografiert werden. Ich gehe solange nach draußen. Für drei Minuten.«
    Als einer der beiden

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