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Das letzte Mahl: Roman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition)

Das letzte Mahl: Roman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition)

Titel: Das letzte Mahl: Roman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Holt , Berit Reiss-Andersen
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schönster Ordnung«, sagte Hanne und schlug sich auf die Oberschenkel. »Daniel ist heute festgenommen worden, als er versucht hat, diese Bücher zu verkaufen. Aber …« Sie breitete die Arme aus und lächelte Idun Franck an. »Da Sie nun bestätigt haben, daß Daniel weder versucht hat, Diebesgut zu verkaufen, noch, sich als Fälscher zu betätigen, müssen wir uns bei ihm entschuldigen.«
    »Ist Daniel … haben Sie Daniel verhaftet?«
    »Ganz ruhig. Das war nur ein Mißverständnis. Ich fahre sofort zur Wache und setze Ihren Neffen auf freien Fuß.«
    Hanne und Silje standen schon vor der Wohnungstür, als Idun Franck die Sprache wiederfand.
    »Kommt es häufiger vor«, hob sie an und unterbrach sich. »Wenn es vorkommt, daß Sie einen jungen Mann verhaften, wegen …«
    »Diebstahls, Hehlerei und/oder Betrug«, fügte Hanne hilfsbereit hinzu.
    »Genau. Schicken Sie dann immer gleich zwei Leute los, um spätabends noch mit Zeuginnen zu sprechen? Normalerweise, meine ich?«
    »Service«, sagte Hanne kurz. »Der Junge ist nicht vorbestraft. Es ist doch absurd, daß er mitten in der Weihnachtshektik bei uns festsitzt, wenn er gar nichts verbrochen hat.«
    »Aber hätten Sie nicht …«
    Hanne versetzte Silje einen Rippenstoß, und die beiden waren bereits beim nächsten Treppenabsatz, als sie gerade noch das Ende der Frage hörten.
    »… einfach anrufen können?«
    Keine gab eine Antwort, doch als sie unten auf der Straße standen, boxte Hanne ärgerlich in die Luft.
    »Shit! Ich habe etwas vergessen.«
    Sie drückte auf die Klingel.
    »Hat Daniel in letzter Zeit viel Geld ausgegeben?« fragte sie, als Idun sich endlich über die Gegensprechanlage meldete.
    »Nein … Daniel ist sehr genau in Gelddingen. Aber vor ein paar Monaten hat er mich nach Paris eingeladen. Er sagte, er habe lange gespart, um mir ein schönes Geschenk zu machen. Wir waren allein dort, und es war so …«
    Idun Franck brach in Tränen aus. Durch die Gegensprechanlage klang es wie ein leises Schnarren, und Hanne murmelte eine halbherzige Entschuldigung, ehe sie Silje folgte.
    »Die Frau flennt«, sagte sie düster und wickelte sich den Schal doppelt um den Hals.
    »Kann ich gut verstehen«, erwiderte Silje. »Eigentlich bin ich ganz ihrer Meinung. Wieso überfallen wir sie eigentlich einfach so … zu zweit! Du hättest sie wirklich einfach anrufen können, Hanne. Das ist doch alles Kleckerkram.« Sie schaute ihre Kollegin schräg von der Seite an. »Du hast versprochen, dir alles anzusehen, was ich über Sindre Sand habe«, sagte sie dann. »Das wolltest du heute abend machen. Das Material ist phantastisch, er …«
    »Annmari sagt, daß er morgen dem Untersuchungsrichter vorgeführt wird.«
    »Ja! Du wirst total …«
    »Wir warten«, sagte Hanne und legte der anderen den Arm um die Schultern. »Wenn er vorgeführt wird, hast du doch gute Arbeit geleistet. Dann brauchst du meine Meinung nicht mehr. Okay?«
    Silje Sørensen schüttelte den Arm ab.
    »Nein«, sagte sie verärgert. »Das ist überhaupt nicht okay. Wir hätten in dieser Stunde … ich begreife einfach nicht, warum wir wertvolle Zeit vergeuden und …«
    »Irgend etwas stimmt nicht mit Idun Franck«, fiel Hanne ihr wieder ins Wort. »Oder vielleicht …«
    Sie blieb stehen. Sie hatten den Park erreicht, der westlich vom Gefängnis und südlich der Wache lag. Dichter Schnee bedeckte die Schlammflächen, die am Vortag noch bloßgelegen hatten. Hanne ließ ihren Blick über die Gefängnismauern schweifen und hielt erst inne, als sie die Hintertreppe sah, auf der Brede Ziegler vierzehn Tage zuvor tot aufgefunden worden war.
    »Oder …«
    Silje war stehengeblieben. Sie zog die Schultern hoch, um sich gegen die Kälte zu schützen, schlug die Füße gegeneinander und gähnte ausgiebig.
    »Vielleicht ist auch Daniel derjenige, mit dem etwas nicht stimmt«, sagte Hanne. »Irgend etwas. Ich hab nur noch keinen Schimmer, was das sein sollte. Wenn … I’ll race you!«
    Sie liefen und lachten, stolperten, stießen sich gegenseitig an, bewarfen einander mit Schnee und stellten sich Beine, bis Silje endlich ihren Handschuh gegen die Metalltüren der Osloer Hauptwache knallte.
    »Ich bin alt geworden«, klagte Hanne und rang um Atem. »Mach, daß du nach Hause kommst. Ich will dich nie wieder sehen.«
    Daniel wurde noch vor Mitternacht freigelassen. Er rief weder seine Tante noch seine Mutter an. Vor dem Einschlafen fiel ihm ein, daß die Bücher von seinem Großvater noch auf der

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