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Das letzte Mahl: Roman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition)

Das letzte Mahl: Roman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition)

Titel: Das letzte Mahl: Roman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Holt , Berit Reiss-Andersen
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Schwierigkeiten gehabt, seinen eigenen Bruder zu betrügen, falls er denn einen hatte. Aber Mord? Zu feige, dachte Billy T. und trank einen Schluck Wasser. Zu schwach. Außerdem: Brede Ziegler war im Entré das eigentliche Zugpferd gewesen. Kaum jemand wußte, wer Claudio Gagliostro war. Selbst wenn der Italiener in dem Irrglauben gelebt hatte, er werde nach Bredes Tod die Restaurantanteile seines Partners erben, hätte dieser Gewinn ihm nicht viel gebracht. Das Entré war noch nicht einmal ein Jahr alt; das Lokal war in kurzer Zeit zu ungeheurem Ruhm gelangt, doch damit würde es ohne Brede Zieglers Namen und Anwesenheit schnell vorbei sein. Claudio war ein Schwindler. Da war Billy T. sich sicher. Aber ein Dummkopf war er auf keinen Fall. Und aller Wahrscheinlichkeit nach auch kein Mörder.
    Annmari Skar war anderer Ansicht.
    »Ich rede Wahrheit«, schluchzte Claudio und preßte sich einen triefnassen Klumpen Zellstoff an die Nase. »Ich war gar nicht da in das Polizeihaus den Sonntag. Zu Hause war ich! Zu Hause! Und diese andere, mit Sebastian … Unglück! Accidente!«
    Die Wörter kamen stoßweise. Er rang keuchend um Atem, schloß die Augen, kehrte sein Gesicht der Decke zu. Sein Adamsapfel hüpfte auf und ab, und einen Moment lang fürchtete Billy T., der Mann könne ersticken.
    »Aber, Gagliostro …« Richter Lund blätterte weiter zu einem Papier, das er offenbar schon im voraus gekennzeichnet hatte. Er setzte seine Brille auf und starrte den Italiener im Zeugenstand an. »Aus den Unterlagen geht hervor, daß in Ihrer Wohnung eine nicht unbedeutende Geldsumme beschlagnahmt worden ist. Vierzehntausendzweihundertfünfzig Kronen, um genau zu sein. Die vierzehn Tausender waren neu, ihre Seriennummern folgen aufeinander. Hier steht …« Er ließ die Stelle von einem plumpen Zeigefinger suchen und las schließlich vor: »›Die Seriennummern von vierzehn Tausendernoten, die am Montag, dem zwanzigsten Dezember, in der Wohnung des Angeklagten beschlagnahmt worden sind, folgen auf die Nummern von sechzehn Tausendern, die in der Nacht zum Montag, dem sechsten Dezember, bei dem toten Brede Ziegler gefunden worden sind.‹ Nicht gerade elegant formuliert, könnte man sagen, aber wir verstehen doch beide, was die Polizei meint. Haben Sie dafür eine Erklärung, Gagliostro?«
    Der Verhaftete machte eine plötzliche Wandlung durch. Endlich schien er sich zusammenzureißen. Vielleicht hatte sein Körper alle Flüssigkeit abgesondert. Er hob die Schultern und beugte sich auf aggressive Weise vor. Sogar seine Stimme klang gefaßter, sie wurde dunkler, seine Sprache wieder flüssiger.
    »Sicher, Herr Richter. Ein kleiner Fall von Steuerschwindel. Manchmal heben wir Geld ab, Brede oder ich. Und dann schreiben wir eine falsche Rechnung für ›bar bezahlt‹.« Claudio fuchtelte in der Luft herum. »Und teilen das Geld. Das gebe ich gern zu. Aber ich habe nicht, ich habe nicht  …«
    Er schlug mit beiden Fäusten auf den Zeugenstand. Es knallte lauter, als er erwartet hatte, und er zuckte zusammen.
    »… einen Mord begangen«, schloß er kleinlaut.
    Die Sache mit dem Geld war am Vorabend Annmaris Trumpf-As gewesen. Sie hatte in die Hände geklatscht, als Klaus Veierøod aufgeregt die Seriennummern vorgetragen hatte. Billy T. hatte nur mit den Schultern gezuckt. Daß zwei so eng miteinander verbundene Geschäftspartner Geld hatten, das in einem Schwung bei derselben Bank abgehoben worden war, hatte sicher nicht viel zu bedeuten. Er hatte sich über die Theorie, daß Claudio Brede ermordet haben könnte, um sich dann weniger als die Hälfte des Geldes zu sichern, das dieser bei sich trug, lustig gemacht. Als er Claudio dann ein weiteres Mal als falsche Fährte bezeichnete, hatte Annmari ihn vor die Tür gesetzt und ihm befohlen, am nächsten Morgen frisch und guter Dinger um sieben Uhr zum Dienst zu erscheinen, ohne das Petruskreuz im Ohr, dafür aber mit Schlips um den Hals. Dann werde er bis zur Verhandlung noch sechs Stunden Zeit haben, um die Unterlagen auswendig zu lernen.
    »Auswendig«, hatte sie gefaucht und die Tür hinter ihm zugeknallt.
    Billy T. hatte seine eigene Theorie über dieses Geld. Je länger er darüber nachdachte, desto besser gefiel sie ihm. Polizeijuristin Skar sollte sehen, wie sie fertig wurde. Billy T. konnte problemlos im Osloer Stadtgericht ein paar Stunden den Nickaugust geben. Seine eigentliche Arbeit würde er dann nachts erledigen.
    Annmari Skar erhob sich, um das Haftbegehren der Polizei

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