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Das letzte Mahl: Roman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition)

Das letzte Mahl: Roman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition)

Titel: Das letzte Mahl: Roman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Holt , Berit Reiss-Andersen
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Geräusche von Wasser, das in ein Glas gegossen wird?) Brede ließ keine Entschuldigung gelten. Er mußte noch aus der einfachsten Sache eine ganze Inszenierung machen. »Das Nachtlicht gibt dem Gebäude mehr Charakter.« (leicht verstellte Stimme) So hat er sich ausgedrückt. Er hatte eine umständliche und überaus seltsame Theorie über die Lage der Moschee im Verhältnis zu Wache und Gefängnis und fand es schrecklich wichtig, daß die Moschee rund um die Uhr von den Gefängnisscheinwerfern angestrahlt wird. Außerdem habe er noch eine Überraschung für mich, sagte er. Ja … und damit war die Sache abgemacht. Wir wollten uns also im Åkebergvei treffen, um elf, genau gegenüber der Wache.
    H. W.:
    Was ist passiert?
    I. F.:
    Ich habe ihn nicht gleich entdeckt. Ich wollte schon wieder nach Hause gehen, als er mich von der Wache her rief. Von der Treppe aus, auf der er später gefunden wurde. Er hatte dort Schutz vor dem Wind gesucht. Außerdem hatte er die seltsame Theorie, daß man sich dem Mosaik von unten nähern müsse, um … egal. Ich ging also zu ihm, und wir redeten ein Weilchen über das Mosaik. Allerdings kam er mir ziemlich erschöpft vor. Fast schon krank. Ab und zu verzog er das Gesicht, als habe er Schmerzen. Und er brachte durchaus nicht den ekstatischen Vortrag, den ich erwartet hatte. Wir hatten vorher schon ein paarmal über das Mosaik diskutiert und uns nicht einigen können. Er wollte es im Buch als durchgehendes Thema verwenden. Als Symbol sozusagen. Für seine Offenheit gegenüber Welt, Vergangenheit, Zukunft, Spiritualität. Das klingt idiotisch, finden Sie nicht? Ich habe versucht, ihm das klarzumachen, schonend natürlich. Aus irgendeinem blödsinnigen Grund glaubte er, mich überzeugen zu können, wenn er mir das ganze Gebäude zeigte. Es ist ja auch eine Pracht, aber …
    H. W.:
    Hier gibt es etwas, das ich nicht ganz verstehe. Wir haben Grund zu der Annahme, daß Brede Ziegler … gesundheitliche Gründe gehabt hätte, dieses Treffen abzusagen. Sie sagen ja selbst, daß er einen elenden Eindruck machte. Warum war es ihm so wichtig, sich mit Ihnen zu treffen? Gerade an dem Abend?
    I. F.:
    Ich glaube … ich weiß nicht, ob Sie wirklich begriffen haben, was Brede Ziegler für ein Mensch war. Er hatte ein extremes Bedürfnis danach … wie soll ich sagen? … zu inszenieren. Sein eigenes Leben zu inszenieren. Brachte jemand Einwände gegen seine Ansichten vor, dann konnte er sich nicht verhalten wie wir anderen. Nachgeben, meine ich. Oder vielleicht sogar zugeben, daß auch jemand anders recht haben könnte. Das muß eine Art Sport für ihn gewesen sein … nein, mehr noch. Es war (hebt hörbar die Stimme) zwingend notwendig für ihn, daß er immer recht hatte. Wir waren mit den Bildern für das Buch so weit gediehen, daß es eigentlich zu spät war, um das Mosaik noch als durchgehendes Thema aufzunehmen. Das hat er eingesehen. Brede Ziegler war ja nicht dumm. Er war nur … er wollte mich überzeugen, und das hatte sofort zu geschehen. Genau an dem Sonntag. Am Montag wollten wir unsere weitere Arbeit so weit planen, daß für größere Veränderungen kein Spielraum mehr gewesen wäre. Ich glaube, nichts hätte ihn an diesem Treffen hindern können.
    H. W.:
    Kommen wir auf das zurück, was an diesem Abend passiert ist. Sie sagten, er habe eine Überraschung für Sie gehabt?
    I. F.:
    Eine Überraschung? (leise) Die sollte sich als ziemlich fatal herausstellen. Es war das Messer. Das Messer, mit dem er ermordet wurde. (Schweigt, längere Pause, undeutliche Geräusche. Unverständlich.) Darf ich rauchen?
    H. W.:
    Die Angeklagte bekommt Zigaretten. Billy T., kannst du einen Aschenbecher holen? Okay, stell ihn hierhin. Dann geht es weiter. Das Messer?
    I. F.:
    Das Messer war die Überraschung. Ein Geschenk für mich. Er hatte es bei sich, eingewickelt in Geschenkpapier. Ich weiß nicht, was er sich eingebildet hat. Das grenzte ja schon an Bestechung. Er muß geglaubt haben, daß ich auf dieses lächerliche Mosaikthema eingehen würde, wenn er mich nur genügend umschmeichelte. Das Ganze … (lange Pause)
    H. W.:
    Das Ganze?
    I. F.:
    Das Ganze ging zurück auf eine Episode, die sich ein paar Tage zuvor zugetragen hatte. Suzanne Klavenæs hatte ein Foto von einigen Rohwaren auf einem flachen Stein am Strand gemacht. Fisch, Fenchel und … egal. Rohwaren. Das Bild ist sehr gut geworden, vor allem, was das Licht angeht. Wir haben sogar daran gedacht, es als Vorsatzbild zu nehmen. Also innen …

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