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Das letzte Mahl: Roman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition)

Das letzte Mahl: Roman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition)

Titel: Das letzte Mahl: Roman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Holt , Berit Reiss-Andersen
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die Verstimmung verzogen. Den Ausdruck »an einer Beziehung arbeiten« hatte Billy T. nie verstanden. Eine Beziehung war doch kein Job. Entweder sie stimmte, oder sie stimmte nicht.
    Die Begegnung mit Suzanne war das letzte gewesen, was er gerade brauchen konnte.
    Als er am Montag vom Entré nach Hause gegangen war, hätte er weinen mögen. Er hatte die Zahnschmerzen vorgeschoben und war vor Tone-Marit ins Bett gegangen. Und dann hatte er wach gelegen.
    Seine letzte Begegnung mit Suzanne mußte zwanzig Jahre zurückliegen.
    Er erhob sich vorsichtig und zog die Decke mit.
    Die Betten der Jungen waren zu klein.
    Er legte sich aufs Sofa. Truls hatte am vergangenen Wochenende, als die Kinder Star Wars spielen wollten, die Kopfhörer zerbrochen, aus Wut darüber, daß er als Jüngster Prinzessin Leia sein sollte.
    Achtzehn Jahre war es her, daß er zuletzt von ihr gehört hatte, wenn er sich das genau überlegte. Aber das wollte er gar nicht, er wollte an etwas anderes denken.
    Er war damals zweiundzwanzig gewesen, am Ende seines ersten Jahres Polizeischule. Sie hatte ihn angerufen und um Hilfe bei der Rückführung in die geschlossene Abteilung gebeten. Sie war in eine betreute Wohnung verlegt worden, gegen ihren Willen. Und dann war sie einfach verschwunden. Soviel er wußte, war sie später nach Frankreich gegangen. Mit ihm hatte das nichts zu tun, er hatte sie vergessen.
    Alexander wünschte sich nur eine PlayStation. Er war der einzige in seiner Klasse, der keine hatte. Eine PlayStation kostete ungefähr so viel, wie Billy T. für die Weihnachtsgeschenke für alle Söhne aufbringen konnte.
    Er schloß die Augen und preßte die Zähne aufeinander, um die Schmerzen zu lindern. Doch die wurden immer schlimmer. Inzwischen hatten sie sich im Hinterkopf festgesetzt, sein halber Kopf schien sich vom Körper losreißen zu wollen.
    Hanne Wilhelmsen hatte ihn verlassen.
    Sie hatte ihn verlassen, nicht umgekehrt.
    Er wollte nicht daran denken.
    Das Telefon klingelte.
    Billy T. sprang auf, stürzte hinaus auf den Flur und machte sich über den Apparat her, ehe der ein weiteres Mal fiepen konnte. Wie erstarrt blieb er stehen und horchte zum Schlafzimmer hinüber.
    »Hallo«, fauchte er in den Hörer.
    »Hallo. Hier ist Severin.«
    »Es ist … es ist fast eins, zum Henker!«
    »Verzeihung, aber …«
    »Ich habe hier ein kleines Kind, weißt du!«
    »Ich habe doch um Verzeihung gebeten. Ich dachte nur, du würdest das sofort erfahren wollen.«
    »Was denn?« Billy T. drückte einen Daumen gegen sein geschlossenes Auge.
    »Brede Ziegler ist zweimal ermordet worden.«
    Vor dem Fenster kreischten Autobremsen, gefolgt vom Scheppern einer kräftigen Kollision. Billy T. hielt den Atem an und sprach ein stilles Gebet.
    Jenny brüllte.
    »Shit«, sagte er. »Die Kleine ist aufgewacht. Was hast du gesagt?«
    Er ging zum Fenster und schaute hinaus. Ein Taxifahrer pöbelte eine in Tränen aufgelöste junge Frau an. Zwei Mercedes hatten sich energisch ineinander verbissen.
    Jenny jaulte wie ein angestochenes Schwein.
    »Warte mal«, bellte Billy T. in den Hörer.
    Tone-Marit wollte die Kleine schon aufnehmen, als er ins Schlafzimmer kam. Sie war nur halb bei Bewußtsein und überließ ihm das Kind ohne Widerworte, ehe sie buchstäblich ins Bett zurückfiel.
    »Pst, ganz ruhig, Herzchen. Papa ist da. Alles in Ordnung.«
    Er drückte seine Tochter an sich, stapfte mit wiegendem Gang zurück in den Flur und griff wieder zum Telefon.
    »Was hast du gesagt?» murmelte er.
    »Brede Ziegler ist zweimal ermordet worden. Ha!«
    Jenny gurgelte und griff nach der Nase ihres Vaters.
    »Zweimal«, sagte der tonlos. »Er ist zweimal ermordet worden. Na gut.«
    »Weißt du noch, daß die Gerichtsmedizin wissen wollte, ob er getrunken hat? Weil seine Gesichtsfarbe ihnen ein bißchen seltsam vorkam?«
    »Vage.«
    Das Martinshorn wurde lauter und Jenny krallte eine Hand in seinen Hals. Sie begann wieder zu weinen. Billy T. stopfte ihr einen Schnuller rein.
    »Das war kein Alkohol, sondern Paracetamol. Brede Ziegler ist vergiftet worden. Er war bis an den Rand vollgestopft mit Paracetamaol.«
    »Paracetamol? Du meinst, so ganz gewöhnliches Paracet? In einer orangefarbenen Packung?«
    »Lebensgefährlich in großen Mengen. Deshalb kriegst du in der Apotheke immer nur eine Packung auf einmal.«
    »Aber … ist er daran gestorben? War er schon tot, als er erstochen wurde?«
    »Nein, umgekehrt. Er ist an dem Messerstich gestorben, aber aller Wahrscheinlichkeit

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