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Das letzte Mahl: Roman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition)

Das letzte Mahl: Roman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition)

Titel: Das letzte Mahl: Roman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Holt , Berit Reiss-Andersen
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leicht in die Hände, wie in schlecht verhohlener Freude darüber, daß sie endlich ein Publikum hatte. Zu Billy T. sah sie nicht mehr hinüber.
    »Dieser Brede«, sagte sie dann und sprang auf den Boden, »ist ein Mann … ein Mann ohne Echo.«
    »Ohne Echo?« Karianne schüttelte verständnislos den Kopf.
    »Ja! Das ist offensichtlich, Karianne. Denk doch mal nach! Du warst für die Koordinierung der Zeugenvernehmungen verantwortlich, und das hast du ja auch ziemlich gut gemacht, aber du mußt …« Sie beugte sich über den Tisch zu Karianne vor und senkte die Stimme. »… die Ganzheit sehen. Du bist frustriert, weil du keine Ganzheit findest. Alles klafft auseinander. Einige haben Ziegler verehrt. Andere haben ihn verachtet. Er wurde gehaßt und bewundert. Einzelne beschreiben ihn als zynisch, versoffen und boshaft. Andere als kultiviert, gebildet und tüchtig. Du hast dich darin vergraben und dich davon frustrieren lassen. Heb lieber den Blick! Was für ein Profil sehen wir hier wirklich? Einen Mann ohne Resonanzboden! Einen Mann, der … wenn du ihm etwas zurufst, erhältst du …«
    »… keine Antwort«, sagte Klaus Veierød nachdenklich. »Aber das bringt uns der Antwort auf die Frage, was zum Teufel dieser Bursche an einem späten und kalten Sonntagabend auf unserer Hintertreppe zu suchen hatte, wohl kaum näher.«
    »Vielleicht nicht«, sagte Hanne. »Vielleicht aber doch. Mir geht es vor allem darum, daß wir jetzt eine Schlußfolgerung ziehen sollten. Auf jeden Fall in der Frage, was dieser berühmte Koch eigentlich für ein Mensch war. Wie nennen wir jemanden, der so unterschiedlich beurteilt wird wie Brede Ziegler?«
    Sie blickte in die Runde und machte eine erwartungsvolle Handbewegung.
    »Spannend«, sagte Karianne vorsichtig, und Hanne zuckte mit den Schultern.
    »Psychopath«, fügte Severin Heger in fragendem Tonfall hinzu.
    »Unberechenbar«, erklärte Klaus Veierød, eifriger jetzt. Zum ersten Mal während dieser Besprechung machte er sich Notizen.
    »Unvorhersagbar«, schlug ein Anwärter vor, der noch kein Wort gesagt, kürzlich aber einen Kurs in Psychologie absolviert hatte.
    »Worauf willst du hinaus, Hanne?« Annmari Skar betrachtete sie aus zusammengekniffenen Augen.
    »Darauf«, sagte Hanne, drehte sich zum Overheadprojektor um und zeigte noch einmal Severins Zeichnung der Hintertreppe von oben. »Ich will darauf hinaus, daß Brede Ziegler so spät an einem Sonntagabend niemals hergekommen wäre, wenn es nicht in seinem Interesse gelegen hätte. Offenbar war er ein Mann, der nichts unternommen hat, was nicht in seinem Interesse war. Die Leute, die sich lobend über ihn äußern, sind Menschen, deren Wohlwollen ihm etwas eingebracht hat. Wenn wir uns überlegen, daß der Mann aller Wahrscheinlichkeit nach Schmerzen hatte, vielleicht keine ganz schlimmen, aber trotzdem … auf irgendeine Weise muß es für ihn wichtig gewesen sein, sich auf dieser Treppe einzufinden. Er muß eine Verabredung gehabt haben. Er wollte dort jemanden treffen.«
    Alle fuhren herum, als Silje Sørensen zurückkam, atemlos und mit einer Plastiktüte, die sie Hanne hinhielt.
    »Nachher«, sagte Hanne lächelnd. »Setz dich solange.«
    »Brede Ziegler könnte auch unter Druck gestanden haben«, sagte Klaus Veierød. »Ist das nicht wahrscheinlicher? Irgendwer kann ihn gezwungen haben, an diesen Ort zu kommen, entweder direkt, mit vorgehaltener Waffe, oder indirekt, weil er etwas über ihn wußte. Vielleicht ging es um Erpressung?«
    Hanne zog einen weiten Kreis um die Zeichnung der Treppe, drehte sich zu Klaus um und steckte die Kappe auf den Filzstift.
    »Das stimmt«, sagte sie langsam. »Er kann gezwungen worden sein. Aber wohl kaum mit einer Waffe. Sein Wagen stand in der Sverres gate. Daß jemand ihn gezwungen haben soll, zunächst ein gutes Stück vom Park entfernt eine Parknische anzusteuern und dann den ganzen Weg zur Treppe zurückzulegen, ohne daß irgendwer etwas gehört, gesehen, etwas bemerkt hat … tja. Aber du hast natürlich recht. Er kann auch auf andere Weise unter Druck gesetzt worden sein. Mit Drohungen, daß er einfach kommen müßte, sonst … das Übliche. Was meine Haupttheorie aber nicht ins Wanken bringt: Er wollte jemanden treffen. Er hatte eine Verabredung, die einzuhalten ihm sehr wichtig war. Und hört mal … Gib mir bitte mal meine Unterlagen, ja?«
    Sie sprach an Billy T. vorbei. Der Hauptkommissar starrte noch immer auf etwas, das die anderen nicht sehen konnten, aber immerhin

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