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Das letzte Mahl: Roman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition)

Das letzte Mahl: Roman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition)

Titel: Das letzte Mahl: Roman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Holt , Berit Reiss-Andersen
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Annmari Skar sah aus, als würde sie am liebsten ihre Papiere zusammenraffen und verschwinden. Die übrigen hatten die Köpfe gesenkt und warteten darauf, daß der Sturm sich legte.
    »Offenbar nicht«, fauchte Karianne und hielt die VG des Tages hoch.
    Die gesamte erste Seite wurde vom Zitat einer »gutinformierten Quelle bei der Polizei« eingenommen: »Wir tappen im dunkeln.«
    »Die verarschen uns. Wirklich, sie verarschen uns. Und das mit gutem Grund, wenn du mich fragst.«
    Atemlos und leichenblaß ließ Karianne sich auf ihren Stuhl sinken.
    Hanne Wilhelmsen war die einzige, die Billy T. anblickte. Sein Gesicht und seine Schultern hatten eine schlaffe Alterszulage bekommen. Die Schultern waren runder, der Brustkasten schien unter dem etwas zu engen Pullover seltsamerweise weniger vor Kraft zu strotzen. Sie versuchte, seinen Blick einzufangen, wie sie es immer gemacht hatte, damals, als alles so gewesen war, wie es sein sollte, und sie nach der Devise gelebt hatten: Allein machen sie uns ein, gemeinsam sind wir unausstehlich. Sie wollte einen Waffenstillstand. Sie wollte mehr und wußte, daß das nicht möglich war, aber ein Waffenstillstand würde ihnen beiden helfen, ihm auf jeden Fall. Hier und jetzt war es so, daß er sie brauchte. Er sah nirgendwohin, er starrte nur ins Leere, umgeben von einer Stille, die für einen Raum, in dem zehn Ermittler und eine Polizeijuristin versuchten, eine längst aus den Fugen geratene Untersuchung in den Griff zu bekommen, verblüffend war. Der Mord an Brede Ziegler lag zehn Tage zurück und würde niemals aufgeklärt werden. Nicht auf diese Weise. Nicht unter Billy T.s schwankendem Regime. Hanne Wilhelmsen war die einzige, die Billy T. ansah. Doch er hob seinen Blick nicht, um ihrem zu begegnen.
    Dreißig Sekunden verstrichen, eine Minute verstrich.
    Hanne erhob sich langsam. Sie ging hinter Severin Heger, Klaus Veierød und Billy T. vorbei, dicht an der Wand entlang, um keinen von ihnen zu berühren. Dann beugte sie sich zu Silje Sørensens Ohr hinunter. Die junge Polizistin hörte aufmerksam zu, nickte, sprang auf und rannte davon. Die Tür fiel krachend ins Schloß, und dieses Geräusch zerschnitt die drückende Stille und brachte alle dazu, die Augen zu schließen. Als sie sie wieder öffneten, saß Hanne oben am Tisch auf einer Stuhllehne und hatte die Füße auf den Sitz gestellt; ihre Ellbogen ruhten auf den Knien, und sie starrte Severin Heger an.
    »Ich bin alle Unterlagen zu diesem Fall durchgegangen«, sagte sie leise. »Habe alle Vernehmungsprotokolle gelesen, alle Berichte, bin alle Listen durchgegangen. Mein eigener Bericht ist Anlage 16-2. Und wenn ich das jetzt sage, dann nicht, um irgendwem Vorwürfe zu machen. Sondern um euch aufzumuntern. Hier ist sehr viel gute Polizeiarbeit geleistet worden. Das, was an Fehlern passiert ist, oder …«
    Die Stuhllehne knackte, aber sie blieb sitzen. Sie formte mit den Händen einen Kreis und hielt ihn sich vors Gesicht.
    »Das Problem ist der Fokus. Dieser Fall unterscheidet sich von allen anderen. Was ja eigentlich für jeden Fall gilt.«
    Sie lächelte, erntete aber keinerlei Reaktion. »Ihr … wir haben uns auf das Motiv konzentriert. Meistens ist das auch richtig so. Aber bei einem Fall, wo wir an jeder Ecke über gute Motive stolpern, wäre es vielleicht ratsam, den Fokus zu verlagern. Statt zu fragen: Warum?, um die Antwort auf: Wer? zu erhalten, sollten wir fragen: Warum gerade dort? Dann nähern wir uns der gesuchten Antwort aus einem anderen Einfallswinkel.«
    »Hä?« Karl Sommarøy nuckelte an seiner kalten Pfeife und legte das Messer weg, mit dem er normalerweise herumspielte.
    »Wir sollten uns fragen:Warum wurde Brede Ziegler hinter der Wache ermordet? Was wollte er dort? Nichts deutet darauf hin, daß er dorthin gebracht worden ist, als er schon tot war. Er ist genau an der Stelle ums Leben gekommen. Auf der Hintertreppe der Wache. Er ist dorthin gegangen, durch einen Park, in den die wenigsten von uns nach Einbruch der Dunkelheit auch nur einen Fuß setzen würden; er hat sich an einem späten Sonntagabend, an dem er aller Wahrscheinlichkeit nach unter argen Magenschmerzen litt, in diesen Park begeben. Ist das nicht verdammt seltsam ?«
    Karianne Holbeck kapitulierte als nächste. Sie runzelte die Stirn und legte den Kopf schräg. »Seltsam, das schon … aber es gibt sicher eine logische Erklärung dafür – wenn wir erst wissen, wer ihn ermordet hat. Meinst du nicht?«
    »Sicher!«
    Hanne klatschte

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