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Das letzte Mahl: Roman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition)

Das letzte Mahl: Roman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition)

Titel: Das letzte Mahl: Roman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Holt , Berit Reiss-Andersen
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Sie schlief. War müde.«
    »Oder sie war ganz einfach nicht in der Wohnung«, sagte Hanne leise. »Ich glaube, daß sie anderswo wohnt. In der Niels Juels gate jedenfalls nicht. Es gibt auf der ganzen Welt keine Frau, die in einer Wohnung so wenige Spuren hinterlassen würde.«
    Billy T. bewegte sich. Er drehte den Kopf hin und her, wie jemand, der eben erst aufgewacht ist. Er kratzte sich am Kinn und öffnete mehrere Male den Mund, als wolle er etwas sagen, wisse aber nicht so recht, was.
    »Die Luft hier drinnen ist schrecklich«, sagte Hanne. »Wir könnten eine Pause machen. Aber vorher … ich würde euch gern etwas zeigen. Wenn es dir recht ist, Billy T.?«
    Er sah sie nicht an, nickte aber kurz.
    Hanne gab Silje ein Zeichen, und die schüttete den Inhalt der Plastiktüte auf den Tisch. Alle beugten sich vor, um die Gegenstände zu betrachten. Jeder für sich war sorgfältig in einer Tüte mit Druckverschluß verstaut.
    »Das alles wurde am Tatort gefunden«, sagte Silje. »Einige Fundstücke sind noch bei der Technik, die Kippen zum Beispiel. Deshalb habe ich einfach einen Aschenbecher geleert. Der Illusion wegen, meine ich.«
    Hanne lachte kurz und berührte Siljes Arm aufmunternd mit den Fingern. Silje lächelte breit und schielte zu den anderen hinüber, um festzustellen, ob die diese Auszeichnung registriert hatten.
    »Kims Spiel, sozusagen. Was fällt euch hieran auf?«
    »Bierdosen«, murmelte Karl und machte sich an einer Tüte zu schaffen. »Ein Eispapier aus dem Sommer. Kippen. Kondome. Ein Taschentuch. Benutzt und verdreckt.«
    »Das Geschenkpapier«, sagte Karianne laut. »Das Geschenkpapier paßt nicht zu den anderen Fundstücken. Es sieht auch nicht verblichen aus.«
    »Jetzt machen wir endlich Pause.«
    Alle fuhren zu Billy T. herum.
    »Aber wir …«
    »Wir hören jetzt auf. Wir sitzen seit drei Stunden in dieser Bude. Hier bekommt man ja kaum noch Luft.«
    Karianne fragte, wann die Besprechung fortgesetzt werden solle.
    »Morgen«, erklärte Billy T. »Ich sage noch genauer Bescheid.«
    Dann ging er. Er kehrte ihnen den Rücken und schlurfte aus dem Raum. Die anderen sammelten Unterlagen und leere Limoflaschen ein. Silje packte die Fundstücke vom Tatort wieder in die Plastiktüte, und Karl verabredete sich mit Klaus und Karianne zum Mittagessen.
    Sie hatten die losen Fäden nicht zusammengeführt. Sie hatten keine Aufgaben verteilt. Sie hatten gerade erst angefangen, sich das Material, das sich in zehn Tagen stockender Ermittlungen angesammelt hatte, genauer anzusehen. Hanne dachte an die Drohbriefe, an Gagliostro und Sindre Sand. Sie hatten nicht einmal die kuriose Tatsache erwähnt, daß Brede Ziegler mehr als sechzehntausend Kronen in der Brieftasche gehabt hatte. Sie dachte an Harrymarry. Die Götter mochten wissen, was die gerade anstellte.
    Silje ließ sich Zeit. Die Fundstücke wurden so behutsam in der Plastiktüte aufeinandergestapelt, als ob es sich um Eier handelte.
    »Wir sind eigentlich nicht fertig geworden«, sagte sie. »Wir haben noch nicht einmal das Thema …«
    »Nein«, warf Hanne Wilhelmsen ein und zog ein Gummi über ihre Unterlagen, ehe sie sie in eine Posttasche aus den siebziger Jahren schob. »Das haben wir nicht. Bei weitem nicht. Aber das hat Billy T. zu entscheiden. Er ist hier der Hauptkommissar.«
    »Das solltest aber du sein«, flüsterte Silje.
    Hanne tat, als habe sie das nicht gehört. Sie mußte nach Hause und nachsehen, ob ihre Wohnung noch vorhanden war. Sie hätte Billy T. von ihrem neuen Logiergast erzählen sollen. Das hatte sie auch vorgehabt, aber es war unmöglich gewesen. Und jetzt würde es noch schwieriger werden.

Vernehmung von Idun Franck
    Vernehmung durchgeführt von Hauptkommissarin Hanne Wilhelmsen. Abgeschrieben von Sekretärin Beate Steinsholt. Von dieser Vernehmung existiert ein Band. Die Vernehmung wurde am Mittwoch, dem 15. Dezember 1999, um 15.30 auf der Osloer Hauptwache aufgezeichnet.
Zeugin:
Franck, Idun,
Personenkennummer 060545 32033
Wohnhaft: Myklegardsgate 12, 0656 Oslo
Arbeitsplatz: Verlag, Mariboesgt. 13, Oslo
Telefon privat: 22 68 39 90, dienstlich: 22 98 53 56
Über ihre Pflichten belehrt, aussagebereit. Die Zeugin weiß, daß die Vernehmung auf Band aufgenommen und später ins Protokoll überführt werden wird.
    PROTOKOLLANTIN:
    Die Personalia hätten wir also. Ich sehe, daß Sie zu den Jüngsten gehören, die sich als Kriegskinder bezeichnen können.
    ZEUGIN:
    Wie bitte?
    PROTOKOLLANTIN:
    Sie sind zwei Tage vor

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