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Das Letzte Protokoll

Das Letzte Protokoll

Titel: Das Letzte Protokoll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Palahniuk
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was die Menschen b e rühren und inspirieren wird, sie wirklich berühren und b e wegen und ihr Leben verändern wird. Dass du einfach nicht das Talent dazu hast. Dass es dir an Verstand und Fantasie fehlt. Dass du nichts von dem b e sitzt, was man braucht, um ein Meisterwerk zu schaffen. Wenn du siehst, dass sich in deiner Arbeitsmappe nichts als pompöse Steinhäuser und große bauschige Blumengä r ten angesammelt haben - die nackten Träume eines kleinen Mä d chens in Tecumseh Lake, Georgia -, wenn du siehst, dass alles, was du malen könntest, nur noch mehr mittelmäßigen Mist in eine sowieso schon von mittelm ä ßigem Mist überschwemmte Welt pumpen würde. Wenn du erkennst, dass du einundvierzig Jahre alt und am Ende deiner gottgegebenen Möglichkeiten a n gelangt bist: Na, dann Prost.
    Auf dein Spezielles. Hoch die Tassen.
    Schlauer wirst du nicht mehr.
    Wenn du erkennst, dass du deinem Kind niemals zu einem be s seren Lebensstandard verhelfen können wirst - Teufel, du wirst deinem Kind nicht einmal die Lebensqualität bieten kö n nen, die deine eigene Mutter dir in dieser Wohnwagenkolonie geboten hat -, dass die Kleine nie aufs College gehen wird, nie auf die Kuns t akademie, nie ihre Träume erfüllen wird, dass sie nichts zu erwarten hat a u ßer einem Job als Kellnerin wie ihre Mutter...
    Tja, darauf einen Doppelten.
    So geht das Tag für Tag im Leben von Misty Marie Wi l mot, der Sklavenkönigin.
    Maura Kincaid?
    Constance Burton?
    Die Malerschule von Waytansea. Die waren anders, anders g e boren. Diese Künstler, bei denen alles so einfach aussah. Die S a che ist die: Manche Leute haben Talent, aber die meisten h a ben keins. Die meisten Leute, also wir, wir bringen es niemals zu Ruhm und Ehren. Leute wie die arme Misty Marie, die sind b e schränkt, fast schon schwachsinnig, aber noch nicht so sehr, dass sie einen Behindertenparkplatz bekämen. Oder an den Paraly m pics teilnehmen dürften. Sie tragen den Hauptteil der Steue r last, bekommen aber im Steakhaus keine besondere Speisekarte. Ke i nen extragroßen Toilettenraum. Keinen Extr a sitz ganz vorn im Bus. Und eine Lobby haben sie auch nicht.
    Nein, deine Frau wird bloß anderen Leuten Beifall kla t schen.
    Eine Bekannte von Misty auf der Kunstakademie, die ließ e i nen mit feuchtem Zement gefüllten Küchenmixer so lange laufen, bis der Motor in einer Wolke beißenden Rauchs ausg e brannt war. Das war es, was sie zum Leben als Hausfrau zu sagen hatte. Und heute lebt diese Frau wahrscheinlich in einem Loft und isst bi o dynamischen Joghurt. Sie ist reich und kann beim Sitzen die Be i ne wie eine Dame überschlagen.
    Eine andere Bekannte von Misty auf der Kunstakademie hat einmal ein Schauspiel in drei Akten mit Puppen in ihrem Mund aufgeführt. Die Puppen waren winzige Ko s tüme, die man sich auf die Zunge stülpen konnte. Die Kostüme hatte man in der Wange, wie in den Kulissen auf einer richtigen Bühne. Zw i schen den einzelnen Szenen schloss man die Lippen wie einen Vo r hang. Rampenlicht und Proszenium waren die Zähne. Man schob die Zunge in das nächste Kostüm. Nach so einem Stück mit drei Akten war ihre Mundpartie wie ausgeleiert. Der Orbic u laris oris völlig ze r dehnt.
    Bei einer Miniatur-Aufführung von Die größte Geschichte aller Zeiten in einer Galerie starb sie eines Abends beinahe, weil ihr ein winziges Kamel in die Luftröhre geriet. Heute wälzte sie sich wahrscheinlich in Geld.
    Peter mit seinen Lobeshymnen über Mistys nette Häuser hatte sich sehr geirrt. Peter, der gesagt hatte, sie solle sich auf eine I n sel zurückziehen und nur malen, was sie liebe: was für ein b e schissener Rat.
    Dein Rat, dein Lob waren absolut beschissen.
    Dir zufolge hat Maura Kincaid zwanzig Jahre lang in einer Konservenfabrik Fische geputzt. Sie hat ihre Kinder ans Töp f chen gewöhnt, das Unkraut in ihrem Garten g e rupft, und eines Tages setzt sie sich hin und malt ein Meisterwerk. Dieses Mis t stück. Kein abgeschlossenes Studium, keine künstlerische Erfa h rung, aber jetzt ist sie berühmt für alle Zeiten. Geliebt von Mill i onen, die sie niemals zu Gesicht bekommen werden.
    Nur um das festzuhalten: Das Wetter heute ist bitter mit gel e gentlichen Eifersuchtsattacken.
    Nur damit du's weißt, Peter, deine Mutter ist immer noch ein Miststück. Sie arbeitet halbtags für eine Firma, die Leuten dabei hilft, Ersatz für ihr Porzellangeschirr zu finden, wenn das betre f fende Muster nicht mehr herg e stellt wird. Sie hat mal eine

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