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Das Letzte Protokoll

Das Letzte Protokoll

Titel: Das Letzte Protokoll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Palahniuk
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r tig. Um zu verhindern, dass Frauen sie anhimmelten. Und sie alle beteten, i r gendein anderer der Jungen möge auf die sagenhafte Frau treffen. Weil von dem Tag an, an dem ein U n glücklicher diese Frau heiratete, alle anderen derselben Gener a tion so leben konnten, wie sie wollten. Ein eigenes Leben. Und ebenso die fo l genden drei Generationen.
    In drei Generationen alles verspielt.
    Statt Fortschritt gab es für die Insel nur diesen ewigen Krei s lauf. Ein Wiederholen jenes vergangenen Erfolgs. Periodische Erneu e rung. Immer dasselbe Ritual.
    Misty war die Frau, auf die der Unglückliche treffen sollte. Misty war ihre Märchenfrau.
    Im Treppenhaus des Hotels erzählte ihr Angel das alles. Weil er nie begreifen konnte, warum Peter ihn verlassen hatte, um sie zu heiraten. Weil Peter es ihm nie hätte e r klären können. Weil Peter sie nie geliebt habe, sagt Angel.
    Du hast sie nie geliebt.
    Du Drecksack.
    Und was man nicht versteht, kann man deuten, wie man will.
    Weil Peter irgendein mystisches Schicksal zu erfüllen hatte. Aberglaube. Eine Insellegende. Und Angel schaffte es nicht, ihm das auszureden. Peter bestand darauf, dass Misty sein Schicksal war.
    Dein Schicksal.
    Peter bestand darauf, sein Leben zu vergeuden, eine Frau zu heiraten, die er nicht liebte, um auf diese Weise seine Familie, seine künftigen Kinder und sein ganzes Gemeinwesen davor zu bewa h ren, in Armut zu leben. Die Herrschaft über ihre schöne kleine Welt zu verlieren. Ihre Insel. Weil ihr System hunderte von Jahren funktioniert hatte.
    Auf der Treppe zusammengesunken, sagt Angel: »Deswegen h a be ich ihn angeheuert, mein Haus zu renovieren. Deswegen bin ich ihm hierher gefolgt.« Misty und er auf der Treppe, ihr starres Bein zwischen ihnen. Angel Delaporte beugt sich nah an sie heran, Rotwein im Atem, und sagt: »Ich möchte nur, dass du mir sagst, warum er diese Zimmer zugemauert hat. Und warum auch das Zimmer hier - Zimmer 313 - in diesem Hotel?«
    Wieso hat Peter sein Leben geopfert, um sie zu heiraten? Seine Graffiti, das waren keine Drohungen. Angel sagt, das war eine Warnung. Warum und wovor hatte Peter die Leute warnen wo l len?
    Über ihnen im Treppenhaus öffnet sich eine Tür, und jemand sagt: »Da ist sie.« Paulette die Empfangsdame. Und Grace Wi l mot und Dr. Touchet. Und Brian Gilmore, der Mann vom Pos t amt. Und die alte Mrs. Terrymore von der Bücherei. Brett Petersen, der Hoteldirektor. Matt Hyland vom Lebensmittell a den. Der komplette Gemei n derat kommt die Treppe herab auf sie zu.
    Angel beugt sich über sie, umklammert ihren Arm und sagt: »Peter hat sich nicht umgebracht.« Er zeigt die Tre p pe hinauf und sagt: »Die haben ihn ermordet.«
    Und Grace Wilmot sagt: »Misty, meine Liebe. Du musst an de i ne Arbeit zurück.« Sie schüttelt den Kopf, schnalzt mit der Zu n ge und sagt: »Wir haben es doch fast g e schafft.«
    Und Angels Hände, seine Lederhandschuhe, geben sie frei. Er weicht zurück, ist schon eine Stufe tiefer, und sagt: »Peter hat mich gewarnt.« Er blickt zwischen Misty und der Meute über ihnen hin und her, weicht zurück und sagt: »Ich will nur wi s sen, was hier vor sich geht.«
    Von hinten schließen sich Hände um ihre Schultern, um ihre Arme, und heben sie hoch.
    Und Misty kann nur sagen: »Peter war schwul?«
    Du bist schwul?
    Aber Angel Delaporte stolpert rückwärts die Treppe hinunter. Er stolpert zum nächsten Absatz und schreit nach oben: »Ich g e he zur Polizei!« Er schreit: »Die Wahrheit ist die, dass Peter ve r sucht hat, die Leute vor dir zu retten!«

23. August
    Ihre Arme sind nur noch schlaffe Seile aus Haut. Die Knochen in ihrem Nacken fühlen sich an wie mit getrockneten Sehnen z u sammengebunden. Entzündet. Wund und müde. Die Schultern hängen vom Rückgrat an ihrer Sch ä delbasis herab. Das Gehirn liegt wie ein gebackener schwarzer Stein in ihrem Kopf. Ihr Schamhaar wächst wieder, kratzig und picklig um den Katheter herum. Misty hat ein neues Blatt Papier vor sich, eine leere Leinwand, sie nimmt einen Pinsel, einen Bleistift, und es tut sich einfach nichts. Wenn Misty zeichnet, ihre Hand zwingt, etwas zu m a len, kommt immer wieder ein Haus heraus. Ein Rosengarten. Nur ihr eigenes Gesicht. Ihr Tagebuch in Selbs t porträts.
    So schnell die Inspiration gekommen war, ist sie auch wieder weg.
    Jemand zieht ihr die Binde von den Augen, und sie bli n zelt ins Sonnenlicht, das durch ihr Gaubenfenster fällt. Wie das blendet. Dr. Touchet ist bei ihr und sagt: »Grat u

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