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Das letzte Relikt

Das letzte Relikt

Titel: Das letzte Relikt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Masello
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Lift. Das war weniger auffällig, als wenn sie die Treppe nähmen. Sobald sie in der Kabine waren, drückte sie den Knopf. Als sich die Türen langsam schlossen, stellte sie erleichtert fest, dass von Arius nichts zu sehen war.
    Oben hatte sie ein anderes Problem. Sie musste eine Zeichnung finden, die Hoyt nicht bereits gesehen hatte. Dann fiel ihr ein, dass er wahrscheinlich Dreiviertel von dem, was ihm bislang gezeigt worden war, ohnehin nicht wiedererkennen würde. Sie zog die oberste Schublade des Schranks auf und holte, ohne auch nur hinzusehen, die erste Zeichnung hervor, die ihr in die Hände fiel.
    »Ihre Hand zittert«, sagte Hoyt. »So eine große Sache wird es schon nicht sein.«
    »Das sind alles Neuerwerbungen …«
    Hoyt legte seine Hand auf ihre und sagte: »Sie bekommen ständig neue Ware. Sind Sie sicher, dass es nur das ist?«
    »Nein«, gab sie zu, »das ist es nicht. Es geht tatsächlich um etwas anderes.«
    Hoyt verzog das Gesicht zu einem Grinsen. Endlich gab sie zu, dass er unwiderstehlich war. Das wurde aber auch langsam Zeit.
    »Unten ist jemand, von dem ich nicht gesehen werden möchte.«
    Seine Gesichtszüge fielen sichtlich zusammen.
    »Und darum haben Sie mich hier hochgehetzt?«
    Beth nickte. »Ich fürchte, ja.«
    Hoyt schien darüber nachzudenken, dann sagte er: »Kein Problem. Ich nehme es, wie es kommt.«
    »Ich möchte Sie«, gab sie zu, »sogar um noch einen Gefallen bitten.«
    Hoyt wartete, wie immer hoffnungsvoll.
    »Ich muss mich aus der Galerie schleichen, aber ich möchte nicht, dass Raleigh mich sieht. Und ich will nicht, dass der andere Mann weiß, dass ich gegangen bin.«
    »Mein Wagen steht draußen, wir könnten in Nullkommanichts hier weg sein.«
    »Das meinte ich nicht. Worum ich Sie bitte, ist, nur noch ein paar Minuten hier oben zu bleiben und mich zu decken, falls jemand nach mir fragt.«
    Das war nicht das, worauf er gehofft hatte. Trotzdem, dachte er, für alles, was er jetzt täte, würde sie in seiner Schuld stehen, was sich möglicherweise später einmal auszahlen würde. Ein Teil seines Erfolgs beruhte darauf, dass er genau wusste, wann man um einen Gefallen bitten und wann man die Schuld einlösen konnte. Zu tun, worum Beth ihn bat, war eine geringe Investition, die eines Tages womöglich riesige Gewinne abwerfen würde.
    »Gehen Sie schon«, sagte er. »Mein Wagen steht draußen, der schwarze Bentley. Sagen Sie Jack, dass er Sie hinbringen soll, wo immer Sie wollen, und dann hierher zurückkommen soll.«
    Nie zuvor hatte Beth Hoyt lieber gemocht als in diesem Moment. Obwohl sie wusste, dass es wahrscheinlich eine weitere dumme Idee war, hauchte sie ihm spontan einen flüchtigen Kuss auf die Wange, bevor sie sich zum Gehen wandte.
    »Ehe Sie gehen, würde ich Ihnen gerne noch eine Frage stellen. Da ich ja angeblich darüber nachdenke, es zu kaufen«, sagte er und deutete auf die Zeichnung, »was sehe ich mir da eigentlich an?«
    Beth musste sich noch einmal umwenden und drehte die Zeichnung richtig hin. Und erst jetzt sah sie, was sie da aus der Schublade gezogen hatte.
    Es war ein Stich aus dem neunzehnten Jahrhundert und zeigte einen gefallenen Engel. Er hatte schwarze Fledermausschwingen und stürzte durch den Nachthimmel, einer Bank aus aufgewühlten Wolken entgegen. Der Stich war Teil der französischen Lieferung, genau wie der Greuze und der Fragonard.
    »Es ist ein Gustave Doré, aus seiner Reihe von Illustrationen für
Das verlorene Paradies
«, sagte sie. »Ein gefallener Engel wird aus dem Himmel geworfen.«
    Hoyt nickte, anscheinend zufrieden mit der Information.
    Beth drehte sich um, und ein kalter Schauder lief ihr über den Rücken. Es war, als sei der Stich aus einem ganz bestimmten Grund dort gewesen. Als habe er darauf gewartet, dass sie die Schublade öffnete und ihn entdeckte. Nur noch ein Grund mehr, die Galerie so schnell wie möglich zu verlassen. Sie ging zum Fahrstuhl, ihre hohen Absätze klapperten auf dem Parkett. Hoyt sah ihr nach, dann warf er einen beiläufigen Blick auf den Stich, der auf dem Tisch liegen geblieben war.
    Selbst für sein ungeübtes Auge war es eine beeindruckende Arbeit. Der Engel mit den Fledermausflügeln stürzte kopfüber, als sei er nicht imstande, seinen Flug zu kontrollieren. Wellenförmiges Licht strahlte von der oberen rechten Ecke des Bildes aus, durchbohrte die turbulenten Wolken und beleuchtete die gekrümmte Erdoberfläche, die weit darunter lag. Es war wesentlich besser als der Kram, den er

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