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Das letzte Relikt

Das letzte Relikt

Titel: Das letzte Relikt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Masello
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Bewusstseins in Joes Blick.
    »So ist es gut«, sagte Carter, »so kenne ich dich. Wach jetzt auf, Joe.«
    Joe fokussierte seinen Blick und schien Carter allmählich zu erkennen, der direkt vor ihm kniete. »Bones?«
    »Ich bin hier.«
    »Was tust du da?«
    »Ich habe dich aufgeweckt. Du bist schlafgewandelt.«
    Zuerst kam Begreifen, dann Überraschung, fast unmittelbar gefolgt von Verlegenheit. »O nein. Nein, nein, nein …«, murmelte Joe. »O Bones, habe ich …«
    »Es ist nichts passiert«, versicherte Carter ihm. »Du hast mich vielleicht ein paar Jahre meines Lebens beraubt, aber ich werde darüber hinwegkommen. Warte hier.«
    Carter ging zurück ins Schlafzimmer, um nach Beth zu sehen.
    »Ist alles in Ordnung?«, fragte sie. Sie hatte sich ins Bett gekuschelt und das Licht eingeschaltet.
    »Ja, das wird wieder«, sagte er, schnappte sich die Jeans vom Stuhl und zog sie an. »Was ist mit dir?«
    Sie zuckte die Achseln. »Nichts, was ein neues Schloss in der Schlafzimmertür nicht kurieren könnte.«
    Carter ging in die Küche, holte eine Flasche Ginger Ale aus dem Kühlschrank und brachte sie Joe, der mittlerweile vollkommen wach aussah.
    »Ich dachte, du würdest vielleicht gerne was trinken«, sagte Carter und reichte ihm die Flasche. »Vielleicht lag es an der ganzen Warterei und dem Abendessen.«
    Dankbar nahm Joe die kleine Flasche, schraubte den Deckel auf und leerte sie fast in einem Zug.
    »Fühlst du dich besser?«, fragte Carter.
    Joe nickte, sah aber immer noch verstört aus. »Habe ich irgendetwas getan? Etwas gesagt?«
    »Nicht viel. Du hast etwas gesagt, auf Italienisch, über den Stein, und ich nehme an, du meintest das Fossil. Machst du dir deswegen Sorgen?«
    Joe nickte erneut. »Ich mache mir schon ziemlich lange Sorgen«, sagte er. Er spülte den letzten Rest Ginger Ale hinunter. »Bones, ich war nicht fair zu dir.«
    »Weil du mir nicht gesagt hast, dass du ein Schlafwandler bist?«, sagte Carter lächelnd. »Ich werde dich ab sofort am Sofa festbinden.«
    Joe schüttelte den Kopf. »Seit dem Tag, an dem ich es gesehen und im Inneren der Höhle berührt habe, bin ich hier oben nicht mehr ganz richtig.« Er tippte sich mit dem Finger gegen den Schädel.
    »Du bist verrückt geworden?«, fragte Carter.
    »Nein, das nicht.« Joe suchte nach den richtigen Worten. »Ich fühle mich nicht wohl in meinem Kopf. Ich hatte Probleme mit meinen Gedanken, ich hatte schlechte Träume … wie heute Nacht.«
    »Worum genau ging es in dem Traum?«
    Joe verzog das Gesicht und wandte den Blick dem fahlen Licht der Straßenlaterne zu, das durch das Fenster hereinfiel. Jetzt konnte Carter erkennen, dass er zutiefst aufgewühlt war.
    »Manchmal wünschte ich, wir hätten es nie entdeckt«, sagte Joe schließlich leise.
    »Aber es könnte sich doch als phantastischer Fund erweisen«, versicherte Carter ihm.
    Joe wirkte ungerührt. »Ich will nicht, dass das, was mit mir passiert ist, auch dir passiert. Ich hätte dich nie mit hineinziehen sollen.«
    Carter stieß ihn spielerisch gegen die Schulter und sagte: »Mitgefangen, mitgehangen. Morgen kommt das Fossil, und nächsten Monat stehen wir beide auf der Titelseite der
New York Times

    Joe blickte so kreuzunglücklich zu ihm auf, als ob er sich das gut vorstellen könnte – aber nicht aus dem Grund, den Carter im Sinn hatte.
    »Versuch zu schlafen«, sagte Carter, hob die Decke auf und legte sie auf das Sofa. Dabei stellte er fest, dass eine der Vogelstudien von Audubon nicht mehr an der Wand hing, sondern auf dem kleinen Tisch lag, den sie neben das Sofa gestellt hatten. »Wir werden morgen früh darüber reden.«
    Joe legte sich hin, und Carter deckte ihn zu.
    »Es tut mir leid, Bones«, sagte Joe. Carter war sich nicht vollkommen sicher, worauf er sich bezog.
    »Mach dir nichts draus. Es wird schon alles gut.« Doch bevor er das Zimmer verließ, warf er einen kurzen Blick an die Wand, wo das Bild gehangen hatte. Er stellte fest, dass Russo es durch etwas anderes ersetzt hatte. Im Dämmerlicht brauchte er eine Sekunde, um es zu erkennen, und dann eine weitere, um es mit dem zusammenzubringen, was er von seinem Freund wusste, einem Mann der Wissenschaft wie kaum ein anderer. Aber genau über dem Ende des Sofas, wo sich sein Kopf befand, hatte Joe an den Nagel, an den das Bild gehörte, ein altes hölzernes Kruzifix gehängt.

11 . Kapitel
    Zum dritten Mal hatte Carter die Nummer auf den internationalen Frachtpapieren gewählt, und endlich war er

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