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Das letzte Riff

Das letzte Riff

Titel: Das letzte Riff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Admiralität ernsthaft gefährdete! Den würde er hängen oder auspeitschen lassen. Aber am Schicksal der Männer, die draußen Monat für Monat Stürme abritten, Windstillen erduldeten und wahrscheinlich eines Tages einen gräßlichen Tod sterben mußten, nahm er keinen Anteil.
    »Oh, das tut mir leid. Kann ich irgendwie helfen?«
    »Lady Catherine spricht gerade mit einem Arzt, den sie gut kennt.« Bolitho fühlte einen stechenden Schmerz in seinem verletzten Auge. Er wußte, der wahre Grund von Catherines Besuch bei Sir Piers Blachford war ihre Hoffnung, mehr über seine Sehkraft zu erfahren.
    Godschale nickte, wunderte sich aber, daß Bolithos Frau sich die Einmischung gefallen ließ.
    Bolitho konnte die Gedanken des Admirals lesen, als seien sie laut geäußert worden. Er dachte an Catherines Stimme in der Nacht. Sie hatten lange wach gelegen und viel geredet. Und wie immer hatte sie alles sehr viel klarer gesehen als er selber.
    »Du machst dir Sorgen, Richard, weil du dich immer noch verantwortlich fühlst«, hatte sie gesagt. »Aber du bist es nicht mehr. Belinda hat das Kind so erzogen, wie sie wollte. Ich habe das kommen sehen. Aber ich werde mit Sir Piers Blachford reden, er ist einer der wenigen in London, denen man trauen kann. Er wird Elizabeth sicherlich helfen oder jemanden finden, der das kann. Doch ich werde nicht zulassen, daß du dich quälst, indem du wieder ihr Haus betrittst. Ich weiß, was sie vorhat. Als ob sie dir nicht schon genug weggenommen hätte …«
    Bolitho kehrte in die Gegenwart zurück. »Sie haben mich doch sicher nicht kommen lassen, Mylord, um mit mir meine persönlichen Angelegenheiten zu besprechen?« fragte er.
    Überraschenderweise wechselte Godschale das Thema. Bis zum nächsten Mal.
    »Nein, natürlich nicht. Sie haben recht. Ich habe die Befehle für Ihre Reise nach Kapstadt ausstellen lassen. Mein Adjutant wird Ihnen alles mitgeben.« Er räusperte sich.
    »Aber da ist noch das Kriegsgericht. Die Verhandlung gegen Herrick ist für Ende nächster Woche angesetzt. Ich habe Ihren Flaggkapitän in Portsmouth entsprechend informieren lassen.« Lauernd sah er ihn an. »Ich habe die
Black Prince
mit Bedacht als Gerichtsort gewählt. Man ist auf ihr ein bißchen – mehr unter sich. Die Werftarbeiten können ja wegen dieser gräßlichen Angelegenheit kurz unterbrochen werden.«
    »Wer hat den Vorsitz?« fragte Bolitho ruhig.
    Godschale schob auf seinem prächtigen Schreibtisch ein paar Papiere hin und her, als könne er sich nicht erinnern. Dann räusperte er sich wieder. »Admiral Sir James Hamett-Parker.«
    Vor Bolithos Augen drehte sich das Zimmer. Er kannte den Mann: bullig, keinen freundlichen Zug im Gesicht, dünne Lippen. Dieser Admiral wurde mehr gehaßt als respektiert.
    »Ich werde als Zeuge auftreten, Mylord.«
    »Nur wenn Sie dazu aufgefordert werden. Und als Zeuge
nach
dem Ereignis, das wissen Sie.«
    Man hörte unten das Klappern von Hufen, Dragoner ritten durch die Straße. Bolitho verließ das Fenster.
    »Dann ist Herrick schon so gut wie verurteilt.« Scharf sagte er, selber überrascht über seine Offenheit: »Er ist mein Freund. Ich muß etwas für ihn tun!«
    »Wirklich?« Godschale füllte die Kristallgläser nach. »Da ist noch etwas anderes. Das Gericht war einverstanden, daß Sie ihn verteidigen sollten. Es war meine Idee, genaugenommen. Die ganze Angelegenheit kann in der Flotte sehr viel Schaden anrichten, bei allen Kommandanten, die fern jeder Hilfe sind und sich nur auf ihre eigene Entschlußkraft verlassen müssen. Unser Heer ist bereit für eine Invasion des Kontinents – da brauchen wir die unbedingte Loyalität und das Vertrauen jedes einzelnen Kommandanten, vom Admiral bis zum Leutnant. Sonst haben wir keinen Erfolg. Eine zweite Chance werden wir nie bekommen!«
    Bei ihrem letzten Treffen hat er das genaue Gegenteil geäußert, erinnerte sich Bolitho, aber das war jetzt auch egal.
    »Wollen Sie damit sagen, daß Konteradmiral Herrick mich als Verteidiger abgelehnt hat?« Klar sah er Herricks Gesicht vor sich, den starren Blick der blauen Augen, verletzt, verbittert. »Wen hat er statt meiner genommen?«
    Godschale sah auf die Uhr. Es war besser, wenn Bolitho gegangen war, ehe seine Schwester Mrs. Vincent eintraf. Sie würde alles noch schlimmer machen.
    »Das ist ja so seltsam, Sir Richard. Er will keinen Verteidiger.« Godschale fragte sich, ob er mit diesen Worten etwas von seiner Macht und seinem Einfluß verschenkt hatte. Strahlte Bolitho

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