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Das letzte Riff

Das letzte Riff

Titel: Das letzte Riff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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schwarzen Hut, die Bolitho zu diesem Anlaß trug. »Sie sehen mehr aus wie ein Straßenräuber, wenn Sie gestatten, Sir Richard.«
    Bolitho spürte, wie sich sein Magen zusammenzog, und machte sich klar, daß er wie Allday seit dem Morgengrauen nichts mehr gegessen hatte. »Kümmern Sie sich um meine Leute, Jack.«
    Wie der Seemann von einst tippte Thornborough grüßend an seine Stirn. »Verlassen Sie sich darauf, Sir Richard.« Und dann ernster: »Gehen Sie die Treppe ganz hinauf. Niemand wird Sie sehen.«
    Ein versteckter Raum also. Vielleicht trafen sich hier sonst Straßenräuber oder Liebesleute, die keiner erkennen durfte.
    Und da hauste zur Zeit der Mann, den er seit fünfundzwanzig Jahren kannte und der bald Ungnade oder den Tod zu erwarten hatte.
    Überrascht stellte er fest, daß er nicht außer Atem war, als er die knarrenden Treppen erklommen hatte. Das lag wohl an den vielen Spaziergängen mit Catherine in den Klippen bei Falmouth oder durch die Felder. Ihre Bewirtschaftung des Gutes hatte die Bewunderung von Squire Roxby erregt, der mit Nancy, Bolithos Lieblingsschwester, verheiratet war. Bolitho war dankbar, daß Nancy sich mit Catherine angefreundet hatte, ganz anders als Felicity Vincent, die nur Haß verströmte.
    Er klopfte gegen die fleckige, dunkle Tür. Der Rauch von den vielen offenen Feuern im Haus hatte sie gebeizt.
    Jack Thornborough würde ihn nicht verraten – er hatte auf derselben Fregatte wie Bolithos gefallener Bruder Hugh gedient, und die Marine war eine große Familie.
    Wieder klopfte Bolitho. Einen Augenblick lang fürchtete er, die Reise sei umsonst gewesen und der Raum leer.
    »Hau ab!« sagte drinnen eine Stimme. Bolitho seufzte. Das war Herrick.
    »Thomas, ich bin’s. Richard!«
    Nach langer Pause öffnete sich die Tür einen Spalt breit. Herrick trat zurück und ließ Bolitho herein.
    In dem kleinen, schlecht beleuchteten Zimmer lagen überall Kleidungsstücke herum, eine Seekiste stand offen da, und zwischen den Briefen auf dem Tisch entdeckte Bolitho Herricks schönes Teleskop, Dulcies letztes Geschenk.
    Herrick starrte Bolitho an. Er stand etwas gebückt, und im Kerzenlicht wirkte sein Haar grauer. Aber seine Augen glänzten, und auf einem kleinen Tisch sah Bolitho nur einen Krug mit Dünnbier stehen. Keinen Brandy, der ihm bisher so zu schaffen gemacht hatte.
    »Was willst du hier, Richard? Ich habe diesem Idioten Godschale doch gesagt, er soll dich nicht in die Sache reinziehen. Ich tat nur, was richtig war. Zur Hölle mit ihnen allen! Ich werde nie etwas anderes zugeben!« Er holte einen Stuhl, und dabei sah Bolitho bedrückt, daß er wegen seiner Verwundung immer noch humpelte. Ein großer Splitter hatte ihn auf dem Hüttendeck der
Benbow
zu Boden gestreckt, zwischen die Seesoldaten und Matrosen, die herumlagen wie blutige Stoffetzen.
    »Du brauchst Hilfe, Thomas, jemand muß für dich sprechen. Du weißt, wer der Vorsitzende sein wird?«
    Herrick lächelte verkniffen. »Der Mann hat mehr von seinen eigenen Leuten umgebracht als der Feind, wie man hört.«
    Räder klirrten über das Kopfsteinpflaster des Hofes, Kutschenfedern knarrten. Wer kam so spät noch an, etwa schon der Profoß der Marine? Es gab nur diese eine Treppe, und selbst ein Mann wie Jack Thornborough würde ihn nicht auf Dauer fernhalten können.
    »Wie auch immer, man wird dich als Zeugen vernehmen.«
    Verbittert fuhr Herrick fort: »Um zu hören, was du nach der Schlacht vorgefunden hast. Und als Zeuge darfst du mich nicht verteidigen, selbst wenn ich es wollte.« Er machte eine Pause. »Gott sei Dank muß Dulcie all das nicht mehr miterleben.« Er starrte das glänzende Teleskop an. »Ich dachte schon daran, mit allem Schluß zu machen. Die Marine und ihr verdammter Ehrbegriff!«
    »Sprich nicht so, Thomas. Das bist nicht du.«
    »Wirklich nicht? Ich komme nicht wie du aus einer Familie von Marineoffizieren.« Das klang fast wie eine Anklage. »Ich habe ganz unten angefangen, denn meine Familie war arm. Nur mit deiner Hilfe habe ich erreicht, was ich jetzt bin – Flaggoffizier. Aber was habe ich davon? Vor einem Erschießungspeleton werde ich mich wiederfinden. Wenigstens werden es nicht meine eigenen Seesoldaten sein – die sind alle gefallen!« Er erhob sich steif. »Ich weiß, du meinst es nur gut mit mir, Richard.«
    »Wir sind und bleiben Freunde«, beharrte Bolitho.
    »Setz’ nicht alles, was du selber erreicht hast, meinetwegen aufs Spiel. Nach all dem ist mir ziemlich egal, was passiert,

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