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Das letzte Riff

Das letzte Riff

Titel: Das letzte Riff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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gleich besser.«
    Bolitho wandte sich an Keen. »Lassen Sie die Männer antreten. Ich möchte dieses Schiff so leicht wie möglich machen.« Er deutete auf die beiden Boote, die in den Davits schwangen. Sie waren bis zum Rand mit Wasser gefüllt, damit ihre Nähte in der Sonnenglut nicht aufsprangen. »Lassen Sie die lenzen. Sie können zusammen mit der Schaluppe achteraus geschleppt werden.« Er beobachtete, wie Jenour sich einen Fetzen Stoff um die Hand wickelte, die er sich beim Klettern am rostigen Metall der Rüsten verletzt hatte. »Stephen, alle Kanonen über Bord! Wir brauchen sie jetzt nicht mehr.« Er sah Jenour zur Drehbasse hinüberblicken, zu seiner Drehbasse. »Die auch!«
    Ein Mann kam an einem Stag an Deck gerutscht und stellte sich linkisch vor Bolitho auf. »Owen aus dem Ausguck, Sir.« Grüßend berührte er die Stirn. »Die Brigg hat abgedreht, Sir. Aber sie wird auf uns warten, wenn wir das Riff hinter uns haben.«
    »Gehen Sie zu den anderen Loyalen. Es gibt viel zu tun – und wir sind so wenige.«
    Allday rief: »Der Skipper möchte mit Ihnen sprechen, Sir Richard!«
    Bolitho beugte sich über den Verwundeten. »Also stehen wir vor dem Riff?«
    »Vor einer Lücke darin, Sir Richard!« Bezant krümmte sich vor Schmerz, als er den schwankenden Kompaß anstarrte.
    »Aber der Wind hat wohl gekrimpt. Das ist ungewöhnlich für diesen Teil der Welt …«
    Er sieht schon aus wie ein Toter, dachte Bolitho verzweifelt. Bezants normalerweise rotes Gesicht war aschgrau, sein Atem ging flach und unregelmäßig. Und trotzdem hatte er die Winddrehung bemerkt. Er frischte auch auf, blies Gischt über die Männer an den Booten.
    »Es gibt einen Weg durchs Riff«, fuhr Bezant fort. »Ich habe ihn vor einem Jahr gefunden.« Die Erinnerung gab ihm Kraft, und er schrie die Meuterer an, die bewacht an Deck standen: »Das war, bevor ihr Gesindel an Bord kamt! Bei Gott, ich will euch am Strick tanzen sehen, ihr feigen Hunde.«
    Bolitho sah Allday an der Talje stehen und die Goldkiste aus der Last hieven. Der Bootssteurer keuchte vor Schmerzen und rieb sich die Brust. Nicht auch er … Bolitho rief: »Übernimm das Ruder, Allday!« Und als dieser protestierte: »Keine Widerrede, alter Freund!«
    Bezant zog ein Teleskop aus dem Ständer und stand auf. Während ihn zwei Männer festhielten, richtete er es auf die ferne Wolke aus fliegendem Schaum. »Kurs Südost zu Süd«, befahl er, »so hoch am Wind, wie es geht.«
    »Wir müssen Segel kürzen!« Bolitho wollte den Verwundeten nicht drängen, aber die Zeit wurde knapp.
    Bezant nickte dankbar, als Ozzard ihm einen Krug Brandy an die Lippen hob. Dann keuchte er: »Vorstengestagsegel und Klüver weg, Besan auch. Bei diesem Wind – man kann nie wissen …«
    Bolitho sah Keen an, dessen helles Haar der Wind zauste.
    »Haben Sie ihn verstanden, Val?«
    »Überlassen Sie das mir.« Keens Augen suchten den Bootsmann. »Die Kanonen sind über Bord, die Boote im Schlepp.« Vielsagend blickte er die Kiste mit Gold an, die Allday stehengelassen hatte.
    »Die Goldkisten auch!« befahl Bolitho, und als Tasker Protest brüllte: »Oder wir zerschellen auf dem Riff.« Er winkte mit der Pistole, die ihm Tojohns gegeben hatte. »Noch ein Wort, und ich lasse Sie an der Fockrah hängen – hier und jetzt!« Damit wandte er sich ab, erschreckt darüber, daß er den Mann fast kaltblütig erschossen hätte, ohne auf Henker und Strick zu warten.
    Als er sich wieder unter Kontrolle hatte, sagte er: »Schicken Sie die Gefangenen nach unten, mit einem Bewaffneten als Wache. Und dann hoch mit dem Gold.« Er legte Keen eine Hand auf den Arm. »Wenn wir das hier durchstehen, Val, können wir die Brigg leicht abhängen und zum Land hin ablaufen.«
    Mit weniger Segelfläche war die
Golden Plover
erheblich langsamer geworden. Aber sie bewegte sich heftiger, und die Männer rutschten gelegentlich aus, wenn Wasser über das Schanzkleid stieg.
    Catherine stand am Niedergang und sprach hastig auf Sophie und Ozzard ein. »Bleibt weg von den Kabinen, Kate«, warnte Bolitho. »Darin haben sich vielleicht noch Männer versteckt.«
    Ihre Blicke trafen sich, und sie sahen sich an, als sei kein Mensch in ihrer Nähe. Dann verschwand Catherine unter Deck.
    Keen kam nach achtern und fuhr sich mit den Fingern durch das nasse Haar. »Alles gesichert, Sir. Aber höher am Wind läuft sie nicht.«
    Von unten drang ein gellender Schrei herauf und verstummte so plötzlich, als sei eine eiserne Tür zugeschlagen. Mehr

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