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Das letzte Riff

Das letzte Riff

Titel: Das letzte Riff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Goldknöpfen. Bolitho hatte es ihm geschenkt, damit jeder erkennen konnte: Allday war der persönliche Bootssteurer des Admirals. Dazu Nankinhose und Schnallenschuhe: So stellten sich Landratten die Seeleute vor. Doch Allday wirkte besorgt, und die tiefen Furchen in seinem verbrannten Gesicht verrieten Unsicherheit.
    Ferguson sagte ruhig: »Hör’ mal, John. Geh’ und besuch’ die Dame. Wenn du’s nicht tust, kommen andere. Sie ist eine gute Partie, wenn der
Stag’s Head
erst wieder in Schwung kommt.«
    »Und, was kann ich ihr bieten?« brummte Allday. »Wer will denn einen Seemann? Davon hat sie genug, seit ihr Mann damals mit der
Hyperion
unterging.«
    Ferguson schwieg. Die Sache zwischen Allday und John Polins Witwe würde jetzt entweder einschlafen – oder ernst werden. Wie auch immer, es war schön, daß Allday wieder hier war. Noch immer wunderte er sich über den festen Glauben seiner Frau, den sie nie verloren hatte: daß alle gerettet werden und zurückkehren würden.
    Allday machte immer noch Ausflüchte. »Ich hab’ kein Geld, nicht genug für jemanden wie sie …«
    Ozzard trat ein. »Entscheide dich endlich, Freundchen. Der junge Matthew hat angespannt, der Wagen wartet auf die Fahrt nach Fallowfield.«
    Allday blickte in einen Spiegel an der Küchenwand und stöhnte: »Ich weiß nicht … Ich mache mich doch nur zum Gespött!«
    Da faßte Ferguson einen Entschluß. »Ich will dir mal was verraten, John. Als ihr alle verschollen wart, da bin ich zu ihrer Kneipe nach Fallowfield gegangen.«
    »Du hast mich doch hoffentlich nicht verraten – um Gottes willen!« rief Allday.
    »Nein. Ich trank dort nur einen Krug Bier.« Ferguson zögerte. »Sehr gut gebraut, sag’ ich dir, für einen so kleinen Pub.«
    Allday starrte ihn an. »Du hast also nichts gesagt, oder?« Ferguson schüttelte den Kopf. »Aber ich hab’ sie gesehen.
    Das Haus ist nicht wiederzuerkennen.«
    Allday wartete, denn Ferguson war noch nicht am Ende. Leise fuhr er fort: »Ich sag’ dir noch was. Mrs. Polin kam den ganzen langen Weg von Fallowfield her zu dem Gedenkgottesdienst in unserer Kirche.« Er grinste. »Den du versäumt hast!«
    Allday griff nach seinem Hut. »Dann mach’ ich mich mal auf den Weg.«
    Ferguson boxte ihn gegen den Arm. »Das klingt ja, als ob du eine Breitseite erwartest, John!«
    Ozzard unterbrach ihn: »Mylady ist auf dem Weg hierher!« Ferguson eilte an die Tür. »Sie will sicher einen Blick in die Bücher werfen. Wie gut, daß sie wieder da ist!«
    Ozzard wartete, bis er verschwunden war, und legte dann geheimnisvoll einen Beutel vor Allday auf den Tisch. »Deine Hälfte, John. Mir scheint, du kannst sie bald gut gebrauchen.«
    Allday öffnete den Knoten und starrte ungläubig die vielen glitzernden Goldmünzen an.
    Lässig sagte Ozzard: »Du glaubst doch nicht im Ernst, daß ich den Haien damals gutes Gold zugeworfen habe? Manchmal wundere ich mich wirklich über dich.« Milder fügte er hinzu: »Bleikugeln klatschen genauso ins Wasser, wie du weißt.«
    Allday sah ihn ernst an. »Was immer ich für dich tun kann, Tom … Aber das weißt du ja längst.«
    Ferguson kam zurück. »Lady Catherine war gar nicht da«, sagte er.
    Ozzard hob die schmächtigen Schultern. »Hat sich’s wohl anders überlegt. Diese Frauen …«
    Allday trat in das bleiche Sonnenlicht und stieg in den Wagen, der sonst dazu benutzt wurde, Wein oder Fisch vom Hafen zu holen. Auch dem jungen Matthew war Alldays piekfeiner Anzug aufgefallen, aber wie Ferguson hielt er es für besser, darüber keine Witze zu machen.
    Als sie die kleine Gaststätte erreicht hatten, wo der Helford-Fluß unten durch die Bäume glitzerte, sagte Matthew: »Ich komme später wieder und hole dich ab.«
    Fast liebevoll sah er Allday an, erinnerte sich an das, was sie zusammen auf See erlebt hatten, in jenem anderen Leben, wie es Lady Catherine immer nannte. »So habe ich dich ja noch nie gesehen, John.«
    Allday stieg aus. »Wirst du hoffentlich auch nie wieder!« Steif ging er auf die Wirtschaft zu. Hinter ihm drehte der Wagen und rollte davon, bevor Allday es sich anders überlegen konnte.
    Drinnen war es kühl. Das Gastzimmer roch frisch, die einfachen Möbel waren poliert und mit Feldblumen geschmückt. Im Kamin brannte flackernd ein Feuer. Hier unten am Fluß mußten die Abende früh kalt werden.
    Allday witterte wie ein alter Hund, als ihm der Duft von frischgebackenem Brot in die Nase stieg und sich mit dem guten Suppengeruch aus der Küche

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