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Das letzte Riff

Das letzte Riff

Titel: Das letzte Riff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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interessierte sich nicht für sie. Was würde geschehen, wenn Zenoria und er wieder zusammentrafen? Mußte es nicht auffallen, wenn er versuchte, ihr aus dem Weg zu gehen? Und wie würde sie sich verhalten, einfach ihren Gefühlen nachgeben – oder ihrem Mann alles gestehen? Das war unwahrscheinlich. Schweigen war für alle besser.
    Adam wollte nach draußen gehen, damit sein Kopf vor der Weiterreise wieder klar wurde. Er griff nach seinem Hut und blieb dann reglos stehen, weil jemand den Namen Bolitho erwähnt hatte.
    Zwei Männer standen vor dem Kaminfeuer. Einer war wohl Bauer, mit kräftigen Stiefeln und schweren Reithandschuhen. Der andere – dicklich, gut gekleidet – schien ein Kaufmann zu sein, sicherlich auf dem Weg nach Exeter.
    Der Kaufmann berichtete über seinen Aufenthalt in Falmouth: »So ein Auflauf, ich hatte Glück, dabei zu sein. Die ganze Stadt war auf den Beinen, als Sir Richard Bolitho zurückkehrte. Ich hätte nie gedacht, daß ein Mann solche Verehrung und Bewunderung erregen kann!«
    »Ich war auch da. Der Markt dort ist besser als viele andere.« Der Bauer hob seinen Krug und trank. »Die Bolithos sind eine berühmte Familie – oder sagen wir besser, eine berüchtigte?«
    »Ach ja? Ich habe von seinen Erfolgen in der Gazette gelesen, aber von dem anderen …«
    Sein Begleiter lachte. »Eines schickt sich eben nicht für alle.
    Manche haben offenbar Vorrechte.« Er fuhr so laut fort, als rede er zu allen in der Schankstube: »Mit der Frau eines anderen zu schlafen … Er hat sie sich einfach genommen, man sagt sogar mit Gewalt. Aber zu so was gehören immer zwei, mein Freund!«
    Adam fühlte Wut in sich aufsteigen, die Worte des Mannes bohrten sich wie Dolche in sein Herz. Wen meinte der Bauer – Zenoria, Catherine? Oder sprach er von Adams Vater Hugh und seiner Mutter, die wie eine Dirne hatte leben müssen, um ihren Sohn großzuziehen, von dem der Vater nichts ahnte, bis es zu spät war?
    Er erhob sich. Das Mädchen fragte: »Gehen Sie schon, Sir?«
    »Gleich, Sarah. Einen leeren Krug bitte, einen großen!« Verwirrt holte sie einen, und Adam trat damit an die Schwingtür zur Küche.
    Das Gesicht eines Mannes erschien. »Sir?«
    »Mach’ den voll mit der schlimmsten Brühe, die ihr habt.« Er deutete auf eine große Wanne, in der ein Mädchen Nachttöpfe ausspülte. »Das wäre das Richtige.«
    Verständnislos sah der Mann ihn an. »Was wollen Sie damit, Sir?« Er zögerte, doch dann verriet ihm ein Blick in Adams Gesicht, daß er diesen Wunsch besser schnell erfüllte, und er eilte zu der stinkenden Wanne. Adam ging mit dem vollen Krug zurück ans Feuer.
    Der Wirt an der Theke rief laut: »Die Eilpost nach Plymouth ist bereit zum Einsteigen, meine Herren!«
    Doch niemand bewegte sich. Laut sagte Adam: »Wie ich hörte, sprachen Sie gerade über die Bolithos in Falmouth?« Er beherrschte seine Stimme, aber sie füllte den ganzen Raum.
    »Und wenn schon?« Der Mann drehte sich zu ihm um. »Oh, der Herr ist ein tapferer Offizier – Leute wie Sie werden immer für die Bolithos sprechen.«
    »Sir Richard Bolitho ist ein großartiger Offizier«, sagte Adam. »Ein Gentleman, dem Sie nicht das Wasser reichen können.«
    Das saß offensichtlich.
    »Moment mal, so können Sie nicht mit mir reden!«
    Der Wirt rief dazwischen: »Keinen Streit hier, meine Herren – bitte!«
    Adam maß den anderen mit Blicken. »Nein, keinen Streit, Herr Wirt. Jedenfalls hier nicht. Ich biete diesem großmäuligen Dummkopf nur einen Drink an.«
    »Einen Drink?«
    Leise sagte Adam: »Es ist Pisse, so stinkend wie dein schmutziges Maul.« Damit schüttete er ihm den Inhalt ins Gesicht und warf den Krug achtlos beiseite. Und während der andere noch spuckte und würgte, öffnete Adam seinen Mantel. »Ich sollte mich wohl vorstellen: Bolitho, Kapitän Adam Bolitho.«
    Der Bauer starrte ihn wütend an. »Ich werde dich aufspießen, du arroganter Hund!«
    »Brauchen Sie noch mehr Beleidigungen?« Adam schlug ihm mit dem Handrücken über den Mund. »Säbel oder Pistolen, Sir? Sie entscheiden – und wir klären das gleich, ehe die nächste Kutsche fährt!«
    Der Wirt drängte: »Nimm’s zurück, Seth. Der junge Kapitän hat einen berühmten Namen. Und einen guten Ruf.«
    Der Bauer schien zu schrumpfen. »Das wußte ich nicht. Es war nur Gerede, verstehen Sie?«
    »Es hätte Sie fast das Leben gekostet.« Adam sah den schwitzenden Wirt an. »Tut mir leid. Ich komme für alles auf.« Man hörte überraschtes Tuscheln

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