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Das letzte Sakrament

Das letzte Sakrament

Titel: Das letzte Sakrament Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Kowa
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damit absetzen will.«
    »Und woher weißt du das?«
    »Der Bischof hat es mir erzählt«, sagte sie. »Er hält Kunen für den Mörder.«
    Pandera bat den Fahrer zu wenden, ließ sich von Tamara erzählen, was sie noch herausgefunden hatte und stieg am Hafen wieder aus dem Taxi.
    Dann eilte er zurück an Bord der MS Atlantis . Jetzt, da er wusste, dass zumindest Kunen auf dem Schiff war, musste er sich Zutritt zu den Kabinen verschaffen. Und er wusste auch schon, wie.
    Zum Glück schien die Sonne, als habe es den kalten Morgen nie gegeben. In seiner Kabine zog er eine Badehose an, dann ging er an den Swimmingpool und legte sich in einen Liegestuhl.
    Natürlich hätte er sich lieber neben die netten Schwedinnen gelegt, die ihn aus blauen Augen anblinzelten, doch er war nicht zum Spaß hier. Und er war auch nicht hier, um Ärger mit Jackie zu bekommen. Er war hier, um einen Mörder zu finden. Also legte er sich neben zwei dicke Amerikanerinnen und ignorierte deren schmachtende Blicke. Denn sie hatten etwas, das er unbedingt haben wollte.
    Die beiden Frauen aus dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten und ebensolcher Hüftumfänge unterhielten sich angeregt. Endlos lange beklagten sie sich in breitestem texanischen Akzent über das fade Essen an Bord, über die kleinen Portionen und die mangelnde Hygiene der Europäer. Pandera wusste sofort, das waren die Richtigen für ihn!
    Genau wie er vermutet hatte, hielten es die beiden Kalorienkillerinnen nicht allzu lange am Pool aus, sondern gingen zur Snackbar. Ihre Handtaschen und ihre Jacken ließen sie zurück. Genau darauf hatte Pandera gehofft. Aus der Sommerjacke der einen blinzelte ihn ein Bordausweis an. Er wusste, jetzt musste es schnell gehen. Er stand auf und sprang in den kleinen Pool. Er schwamm eine Runde und beobachtete die Frauen. Sie waren gerade dabei, ihr Tablett vollzuladen.
    Pandera stieg wieder aus dem Wasser, ging zu seinem Liegestuhl und nahm sein weißes Handtuch. Während er sich abtrocknete, griff er, vor neugierigen Blicken durch sein Handtuch geschützt, in die Jackentasche der Frau und nahm die Karte. Geschickt ließ er sie im Handtuch verschwinden und legte sich in seinen Liegestuhl. Der unerfahrene Dieb verlässt sofort den Tatort und zieht dadurch die Aufmerksamkeit auf sich. Er hingegen wartete, bis die Frauen zurückkamen und sich auf ihr Essen stürzten. Erst dann stand er auf, verabschiedete sich mit einem freundlichen Blick von ihnen und schlenderte in seine Kabine.

75
    Simon Kunen ballte die Faust. Was machte dieser Cimex hier, diese Wanze? Er hatte den Kerl nur ein paar Sekunden lang mit seinem Fernglas vom Sonnendeck aus gesehen. Doch das hatte gereicht, um alle Zweifel auszuräumen. Es war dieser verdammte Kommissar! Kunen war sofort in seine Kabine gegangen und hatte versucht, nachzudenken. Dort saß er immer noch. Seine Gedanken waren wie festgefroren.
    Mit unendlich langsamen Bewegungen öffnete er die Minibar. Er warf einen Blick auf die Flaschen, nahm einen Cognac und füllte ihn in ein bauchiges Glas. Er schloss die Augen. Das fruchtige Aroma belebte sein Inneres. Das Leben, es kam zu ihm zurück. Jetzt konnte er wenigstens wieder denken.
    Was hatte der Kerl hier zu suchen? Nein, das war die falsche Frage. Natürlich suchte der Kommissar dasselbe wie er. Den Jesusklon und den Professor. Aber wie war er auf diese Spur gekommen? Hatte der Bischof geplaudert? Impossibilis! Ausgeschlossen. Der Alte wusste doch gar nicht, was er vorhatte.
    Kunen war geübt darin, gründlich, genau und verschwiegen zu sein. So wie der Orden es seit Jahrhunderten war, durch alle Verbote, Kriege und Friedenszeiten hindurch. Nein, der Kommissar konnte seine Geheimnisse nicht kennen.
    Würde er seinen Plan ändern müssen? Mit einem Schluck trank Kunen das Glas leer. Hastig wischte er sich den Mund ab, ganz so, als habe er etwas Verbotenes getan. Sollte er noch einen zweiten nehmen?
    Nein! Er musste einen klaren Kopf bewahren. Kunen stellte sich an das Bullauge seiner Kabine. Er blickte hinaus auf das Meer, auf die Freiheit, auf die Unendlichkeit. Sollte er alles noch einmal betrachten, von Neuem durchdenken? Konnte er seinen Plan überhaupt ändern? Nein, dann wäre alles vergebens!
    War ein junger Jesus nicht viel attraktiver als einer, der seit zweitausend Jahren tot war? Der Jesusklon würde dem Zeitgeist nach dem Munde reden. Ihm fehlte die göttliche Eingebung, und genau deswegen war er so gefährlich. Er würde die ewigen Wahrheiten verleugnen.

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