Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das letzte Sakrament

Das letzte Sakrament

Titel: Das letzte Sakrament Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Kowa
Vom Netzwerk:
gegangen? Hatte der Professor wirklich jeden Schritt im Vorfeld geplant?
    Es gab nur einen Weg, die Wahrheit herauszufinden: Er musste so schnell wie möglich auf die Voyager .
    Der Kommissar nahm seine Tasche und ging zu den Treppen, die zum Ausgang führten. Er hatte sich entschieden, niemandem außer Arnold von seiner Abreise zu erzählen. Vielleicht war es ja doch zu etwas nutze, wenn man glaubte, er sei immer noch auf diesem Schiff.
    Er erreichte den Ausgangsbereich der MS Atlantis , zeigte dem Sicherheitspersonal seinen Bordausweis und betrat die schmale Landungsbrücke. Sie spannte sich gut zehn Meter über dem Wasser, doch Pandera war so in Gedanken, dass er sogar seine Höhenangst vergaß, die ihn in solchen Situationen immer begleitete. Vielleicht lag es auch daran, dass ihm vom Joggen die Knie schmerzten und er einen Muskelkater hatte, wie nach einem Vierzig-Kilometer-Marsch. Ob ich in fünfzehn Jahren genauso kugelrund bin wie Deckert? Ich muss unbedingt wieder mehr Sport machen.
    War es wirklich ein Fehler gewesen, auf die MS Atlantis zu gehen? Es war das einzige Schiff gewesen, das neben den islamischen Ländern auch die Möglichkeit bot, sich in Südamerika abzusetzen. Außerdem war es das größte der drei Schiffe und daher zum Untertauchen geeigneter als die relative kleine Costa Marina oder Voyager . Daher hatte er sich für die Atlantis entschieden. Oder war es doch mehr sein Bauchgefühl gewesen?
    Wer wusste schon, welche Pläne Wismut hatte. Vielleicht war es ein Fehler, wenn er das Schiff verließ, einer, den er nicht wiedergutmachen konnte?
    Vielleicht wollte er auch einfach nicht wahrhaben, dass ein Roboter eine bessere Entscheidung getroffen hatte als er selbst? War seine Intuition so viel mehr wert als die Fakten? Was war das überhaupt, Intuition? Ein direkter Draht zu seinem Unterbewusstsein? Oder nur ein paar chemische Botenstoffe, die ihn genau das glauben ließen, was er glauben wollte?
    Er wusste es nicht. Wie eine Marionette stapfte er über die Brücke, und als er wieder festen Boden unter den Füßen spürte, fühlte er sich nicht einmal erleichtert. Er drehte sich noch einmal um und betrachtete das riesige Schiff. Der weiße Rumpf, die Bullaugen und die Balkonkabinen, die er nicht ein einziges Mal zu Gesicht bekommen hatte. Zweitausendfünfhundert Passagiere waren auf der MS Atlantis, und er hatte allen Ernstes geglaubt, er könne unter all den Menschen einen ganz bestimmten Mann finden? Innerhalb von nur einem Tag? Doch was änderte das schon? Er drehte sich um und ging los. Seine Entscheidung war gefallen.

74
    Kommissar Pandera blickte sich ein letztes Mal um. Die MS Atlantis war ein schönes Schiff. Doch sie hatte ihm kein Glück gebracht. Er musste Tunis so schnell wie möglich verlassen. Noch einmal ließ er seinen Blick nach oben schweifen, die weiße Bordwand entlang. Von hier unten aus konnte er sogar die Passagiere auf dem Oberdeck sehen, die an der Reling standen. Ein Mann blickte mit einem Feldstecher in seine Richtung.
    Pandera drehte sich wieder um und lief zum Taxistand. Alle Taxis waren gerade mit Passagieren unterwegs und so musste er warten. Neben dem Stand war ein Souvenirladen. Pandera ging hinein, kaufte für Jackie ein Silberkettchen, für Lara ein Stoffkamel und für Ben eine kleine Holztrommel. Er hatte das Gefühl, dass er die Geschenke noch brauchen würde.
    Dann fiel sein Blick auf ein paar Hüte. Seltsam, alles wurde immer gleichförmiger. Heutzutage konnte man in New York Pariser Mode und in Paris Modelle der Freiheitsstatuen kaufen. Und hier in Tunis gab es neben dem Fes, der landestypischen roten Filzkappe, auch Panamahüte. Die nicht einmal aus Panama kamen, sondern aus Ecuador. Die Welt war verrückt geworden. Vielleicht war sie es aber auch schon immer gewesen.
    Pandera schaute wieder hinaus zum Taxistand. Gerade kam ein Wagen zurück. Pandera lief aus dem Laden, ging zum Taxifahrer und einigte sich schnell mit ihm auf den Preis für eine Fahrt zum Flughafen.
    Sie hatten den Hafen kaum verlassen, als ein Handy mit dem Singsang eines islamischen Vorbeters klingelte. Pandera bemerkte erst nach einigen Sekunden, dass es sein neues Handy war, das klingelte. »Ja?«, meldete er sich und nahm sich vor, den Klingelton zu wechseln.
    »Hier ist Tamara«, hörte er. »Du bist doch noch auf der MS Atlantis , oder?«
    »Bin grad von Bord gegangen und auf dem Weg zum Flughafen.«
    »Shit!«
    »Was?«
    »Kunen ist auf dem Schiff«, sagte sie. »Weil Wismut sich

Weitere Kostenlose Bücher